erst im Verlaufe des Sommers abgetrocknet war und deshalb wenig Bewuchs aufwies.
Der Kiefernwald war direkt an der Seeseite mehr oder weniger durch Erlen, Weidengebüsche und andere Laubgehölze ersetzt. In Höhe des Flussregenpfeifergeleges bildete ein dicht stehender Erlenjungwuchs eine geschlossene grüne Wand.
Diskussion
Brutplätze des Kiebitzes bilden flache und weithin offene, baumarme, wenig strukturierte Flächen (GLUTz von BLoTzHEIM et al. 1975, ZAnG et al. 1995). Die Art wird auch als Flugkünstler im offenen Land bezeichnet(Kooıker& Buckow 1997). In den drei genannten Arbeiten wird eine breite Palette von heute in Mitteleuropa besiedelten Flächen aufgeführt. Im Allgemeinen gilt die Feststellung, dass der Kiebitz die Nähe von Gehölzen weitgehend meidet. Abweichungen bei der Nistplatzwahl von dem bisher genannten charakteristischen Lebensraum fand KooikEr(1993) in der technisierten Stadtrandlage von Osnabrück .
In der hier zitierten Literatur wurde kein Bruthabitat beschrieben, das dem am Klein Vätersee entspricht. Zwar zählen ausgetrocknete Ufer oder Schlammflächen an unterschiedlichsten Gewässern zu den üblichen Brutplätzen. Sie liegen aber in einer an sich offenen Landschaft. Im vorliegenden Fall stellt der See in dem geschlossenen Forst ebenfalls eine relativ große freie Fläche dar; sie kann aber nicht direkt genutzt werden. Weiterhin war der Abstand des vermuteten Nestes zum Wald so gering, dass er mit dem für üblich angenommenen Sicherheitsbedürfnis des Kiebitzes nicht vereinbar erscheint. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Kiebitze mich erst wahrnahmen, als ich direkt vor ihnen aus dem dichten Uferbewuchs ins Freie trat.
Für den Flussregenpfeifer gelten ähnliche Habitatansprüche, zumindest was das Brüten in einem weiträumigen und übersichtlichen Gelände angeht. Da die ursprünglichen Bruthabitate an Flüssen nicht mehr existieren, werden gegenwärtig die Brutplätze fast ausschließlich in Bereichen vorgefunden, die
Otis 16(2008)
irgendwann von Menschen geschaffen worden sind. Dazu gehören auch abtrocknende Ufer von Fischteichen(GLuTz von BLoTzHEIM et al. 1975). Einen Brutplatz auf den Saatbeeten einer Forstbaumschule im Mischwald nördlich von Eberswalde führt WAWRZYNIAK(1988) an. Gelegentlich werden mit Kiefern aufgeforstete Kahlschläge besiedelt(3 Fälle in GLUTZ VON BLoTzHEIM et al. 1975 bzw. Zanc et al. 1995). Ebenfalls Kahlschläge im Kiefernforst als Lebensraum werden in der Avifauna Sachsens ohne konkrete Angaben aufgeführt(STEFFENs et al. 1998).
Der Neststandort des gefundenen Geleges vom Flussregenpfeifer am Klein Vätersee ist nun gerade diesen beiden Habitaten, nämlich trocken gefallenes Seeufer und eng angrenzender Kiefernforst, zuzuordnen. Dafür lässt sich in der zitierten Literatur kein Analogon finden.
Sowohl vom Flussregenpfeifer als auch vom Kiebitz habe ich im Verlaufe von Jahrzehnten etliche Nester gefunden und bei Kartierungsarbeiten einen Überblick über die möglichen Bruthabitate in unserer Kulturlandschaft gewonnen. Deshalb hatte ich beim Wandern in der Schorfheide nicht damit gerechnet, an einem in einem geschlossenen Kiefernforst eingebetteten kleinen See diese beiden Limikolenarten der Offenlandschaft als Brutvögel anzutreffen.
Literatur
GLUTZ VON BLoTzZHEIM, U. N. , K. M. BAUER& E. BEZZEL (1975): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 6. KooIker, G.(1993): Flexibilität des Kiebitzes Vanellus vanellus in Brutökologie und Brutverhalten. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 25: 1-13.
KoorkeR, G.& C. V. Buckow (1997): Der Kiebitz. Wies baden .
STEFFENS, R., D. SAEMANN, K. GrÖssLER(Hrsg.)(1998): Die Vogelwelt Sachsens. Jena .
WawWwRZyNIAK, H.(1988): Die Vogelwelt von Ebers walde-Finow . Eberswalde-Finow .
Zanc, H., G. GrosskoprF& H. HECKENRoTH(Hrsg.) (1995): Die Vögel Niedersachsens . Austernfischer bis Schnepfen. Natursch. Landschaftspfl. Niedersachs.B,H.2.5.