Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte
Im September 2008 wurde ein Schreiadler als Opfer einer Windenergieanlage im Altkreis Prenzlau gefunden. Nach der Datenlage der Vogelschutzwarte ist dies der erste Fall weltweit. Der Vogel war im Jahr 2000 als Nestling im Raum Neubrandenburg beringt worden. Bei dem verunglückten Vogel könnte es sich demnach um einen Brutvogel aus Mecklenburg-Vorpommern gehandelt haben, der bereits auf dem Wegzug war, aber auch um einen brandenburgischen Brutvogel. Die Bewertung der Risiken von Windkraftanlagen für Schreiadler muss demnach über den Aspekt Lebensraumverlust hinaus auch direkte Individuenverluste einbeziehen, was für die Fortschreibung der Regionalplanung von erheblicher Bedeutung ist. Auch international ist der Schreiadlerverlust ein Warnsignal, da auch auf dem
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Zugweg der Art zunehmend Windkraftanlagen errichtet werden, z.B. an der bulgarischen Schwarzmeerküste, dem ersten Flaschenhals des herbstlichen Schreiadlerzuges, den nahezu alle mittel- und osteuropäischen Schreiadler passieren.
Zur Erforschung von Greifvogelverlusten durch Windenergieanlagen wird gegenwärtig unter Federführung des Michael-Otto-Instituts im NABU eine Analyse der bisher in der Vogelschutzwarte dokumentierten Schlagopfer vorgenommen. Dies ist eingebettet in das BMU-Projekt„Greifvögel und Windkraftanlagen- Problemanalyse und Lösungsvorschläge“. Weitergehende Forschungen im Rahmen dieses von 2007 bis 2009 laufenden Projektes sind Telemetriestudien an Wiesenweihen (Schleswig-Holstein ), Rotmilanen (Sachsen-An
Schreiadler„AT“ aus dem Projekt Jungvogelmanagement, der auf Malta abgeschossen und auf den Namen „Sigmar“ getauft wurde. a) bei der Aufzucht, b) im Horst, c) liegend und d) nach dem Abschuss auf Malta. Fotos: K. Graszynski, P. Sömmer, unbek.