Heft 
Band 16
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fektiver zu erforschen und Problemlösungen aufzuzeigen, hat sich im Oktober 2008 anläss­lich der DO-G -Tagung die ProjektgruppeVögel der Agrarlandschaft der Deutschen Ornitho­ logen-Gesellschaft gegründet, mit der die Vogel­schutzwarte seither eng zusammen arbeitet. Beim nächsten Treffen der Projektgruppe soll es unter anderem auch um die Vernetzung mit den Ergebnissen des DDA-Monitorings, deren Verfügbarkeit für die Erfolgskontrolle von Agrar­Umwelt-Maßnahmen und nicht zuletzt auch die Vernetzung mit dem europaweiten Konzept des High Nature Value Farmlandes gehen(vgl. http://pmk.agri.ee/pkt/konverents_pildid/ papers/WS_C_paper_Oppermann.pdf). Parallel zu Forschung und Monitoring müssen jedoch auch Maßnahmen erfolgen, die im Einklang mit den Zielen der Biodiversitätskonvention der aktuellen Entwicklung entgegenwirken.

Im Februar 2005 wurde im brandenburgischen Landeswald die Verwendung bleihaltiger Muni­tion grundsätzlich untersagt. Im März 2005 trat zusätzlich dieVerordnung zur Änderung der Ver­ordnung zur Durchführung des Jagdgesetzes für das Land Brandenburg in Kraft. Beide Regelungen sollen dazu beitragen, bleihaltige Munitionsreste in der Nahrungskette von Greifvögeln, insbesondere Seeadlern, zu reduzieren. Eine Auswertung der Staatlichen Vogelschutzwarte vom Dezember 2007 erlaubt eine Bewertung des Erfolges der Regelungen anhand der Verlustursachen von Seeadlern. Die jüngsten toxikologischen Analysen wurden nach denselben Kriterien, mit denselben

Unklare Ursache 6%

Innere Abschuss Erkrankung 1% 9% Revierkampf 4% Bleivergiftung Trauma© 38% unbekannter Ursache 11%

Leitungsanflug Andere 2% Strom Vergiftungen 7% Eisenbahn 4% 18%

Otis 16(2008)

Methoden und am selben Untersuchungsinstitut durchgeführt wie in den Jahren zuvor. Ausgewertet wurden nur Vögel, die toxikologisch untersucht wurden, nicht jedoch solche, von denen nur Reste gefunden wurden oder die aus anderen Gründen nicht für die Analytik verfügbar waren. Auch hierbei gibt es keine methodischen Unterschiede zwischen den Untersuchungszeiträumen. Die Abb. zeigt die im Artenschutzprogramm des MLUV im Jahr 2005 veröffentlichte Übersicht sowie die Ergebnisse jener Seeadler, die ab März 2005 bis zum Dezember 2007 gefunden wurden. In beiden Zeitreihen gab es zusätzlich mehrere Vögel, die deutlich erhöhte Bleiwerte hatten, aber an anderen Ursachen gestorben sind. Durch seine Wirkung auf das zentrale Nervensystem kann das Blei in solchen Fälle, z.B. an Bahnstrecken, zumindest begünstigend gewirkt haben. Nicht enthalten in den Grafiken sind einige bleivergiftete Vögel, die lebend gefunden wurden, durch unverzügliche veterinärmedizinische Behandlung aber gerettet werden konnten. Erkennbar ist, dass die beiden Regelungen zur Einschränkung bleihaltiger Munition bisher ihr Ziel nicht erreicht haben. Da es keine plausiblen alternativen Erklärungen für die regelmäßigen Bleivergiftungen bei Seeadlern gibt, ist die Ursache für die anhaltend hohen Werte vor allem in der unzureichenden Umsetzung der Regelungen zu suchen. Aufgrund von Bedenken der Deutschen Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen e. V.(DEVA) bezüglich des Abprallverhaltens bleifreier Munition wurde im Juli 2008 die Verwendung bleifreier Munition im Landesforst bis auf weiteres verboten.

Unklare Ursache 12%

Abschuss

3% Innere

Erkrankung Bleivergiftung

% 46% Trauma unbekannter Ursache 18% Vergiftungs­

Strom_ Eisenbahn verdacht 9%

3% 3%

Verlustursachen flügger Seeadler in Brandenburg : links 1990-2003(n= 82), rechts März 2005-Dezember 2007

(n= 33). Weitere Informationen s. Text.