Heft 
Band 17
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Putze et al.: Telemetrie von Steinkäuzen im Havelland 61

22 besenderten Steinkäuzen ausschließlich im Ha­velländischen Luch.

Die Beobachtung der Käuze bei Nacht diente der Ermittlung von Nahrungsflächen und Bewegungs­mustern nach der Auswilderung. Zur Beurteilung des Status(lebend/tot) eines Kauzes wurde die Yagi­Antenne in einer bestimmten Position am Auto fixiert. Jede Bewegung des Kauzes spiegelte sich so in einer veränderten Signalwiedergabe durch den Empfänger wider und nicht durch Positionsän­derungen der Antenne. Aufgrund der hohen Mobili­tät der Tiere gelang es im ersten Jahr nicht, in jeder Nacht jeden Steinkauz zu lokalisieren. Im zweiten Untersuchungsjahr wurde in der ersten Woche nach der Auswilderung das Verhalten eines jeden Kauzes jede Nacht für mindestens eine halbe Stunde beobachtet. Danach wurden sie nur noch sporadisch nachts kontrolliert, um eventuelle Veränderungen der Nahrungshabitate zu registrieren.

Die Ermittlung der Tageseinstände erfolgte täglich. Im Umkreis von 200 m wurde eine Habitatstruk­turkartierung durchgeführt. Die Untersuchungs­zeiträume mit täglichen Kontrollen waren vom 16.8.­20.10.2006 und vom 6.9.-9.11.2007. Bis zum Ausfall der Sender wurden die Tageseinstände weiterhin sporadisch aufgesucht. 2007 erfolgten die Kontrollen bis zum 20. Dezember zweimal wöchentlich.

Tot gefundene Käuze bzw. deren Reste wurden der veterinärpathologischen Untersuchung im Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) Berlin zugeführt.

Danksagung: An dieser Stelle sei demFörder­verein Großtrappenschutz e. V. und dem Landes­umweltamt Brandenburg für die finanzielle und logistische Unterstützung der Telemetriestudie ge­dankt. Auch danken wir allen beteiligten Züchtern, diein ehrenamtlicher Tätigkeit dieses Projekt unter­stützt haben. Julia Schwandner und Peter Block ist für die Fortführung der Kontrollen im Jahr 2007 zu danken. Peter Haase danken wir für die hilfreichen Hinweise zum Manuskript.

Ergebnisse

Dismigration Das Verhalten der Steinkäuze beim Öffnen der Auswilderungsvolieren reichte vom Verbleiben

in der Voliere bis zum nächsten Tag, über Um­herstreifen in einer Entfernung bis 1km bis hin zum konstanten Entfernen vom Auswilderungs­ort. Das schnelle Verschwinden von neun Käu­zen ist nicht interpretierbar und kann verschie­dene Ursachen haben. Für die Bewertung des Dismigrationsverhaltens werden ausschließ­lich Daten von Käuzen verwendet, die sich min­destens 3 Tage an einem Tageseinstand oder in dessen näherer Umgebung aufhielten. Fand ein großräumiger Wechsel des Tageseinstandes statt, so wird der zuletzt bekannte Tageseinstand ge­wertet. Die Beobachtungsdaten von 23 ausgewil­derten Steinkäuzen(2006: n=7; 2007: n= 16) im Havelländischen Luch konnten somit zur Be­stimmung der Dismigrationsrichtung und-ent­fernung herangezogen werden. Die Abb.2 gibt ei­nen Überblick über das Auswilderungsgebiet im Havelländischen Luch, die zuletzt besetzten Ta­geseinstände und die Fundorte der toten Steinkäuze. Der Standort eines 11 km SW vom Auswilderungsort lebend festgestellten Kauzes ist nicht dargestellt.

Die Tageseinstände konzentrierten sich in einem Sektor von SSW bis WSW(Abb. 3). Die Entfernung der aufgesuchten Einstände zum Auswilderungsort bewegte sich zwischen 100 mund 11 km(Mittelwert: 2,8 km, Median: 2,4 km). Von 21 Steinkäuzen befan­den sich die Tageseinstände südlich der Bahnlinie Hannover -Berlin . Zwei überflogen die Bahn und wählten dauerhaft ihren Einstand nördlich dieser Trasse. Die Dauer bis zum Eintreffen an einem Tageseinstand mit einer Nutzungsdauer von min­destens drei Tagen betrug 0 bis 7 Tage(Mittelwert: 2,9; Median: 2,0).

Tageseinstände

Von 37 Steinkäuzen konnten die Tageseinstände er­mittelt werden. Gewertet wurden Tageseinstände, die mindestens drei Tage besetzt waren. Bei einer kürzeren Nutzung eines Einstandes gehen wir davon aus, dass die Standortwahl auf mangelnde Ortskenntnis im bislang unbekannten Lebensraum zurückzuführen ist. Tab. 1 spiegelt nicht nur die Wahl der Einstände wider(Abb. 4-6), sondern zeigt mehr noch die Unterschiede zwischen den beiden Jahren. So befanden sich über 2/3 der Tageseinstände im Jahr 2006 außerhalb von Siedlungsbereichen. Hingegen waren es 2007 weniger als 50%.