Heft 
Band 17
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Deutschmann& Spitz: Vorkommen des Sperlingskauzes in Brandenburg 79

vor. Insgesamt wurden 10 Bruten beschrieben. Al­lein im am besten untersuchten Gebiet in der Ro­chauer Heide konnten 7 Bruten(Tab. 3) gefunden werden. In den 4 Schwerpunktgebieten mit Brut­nachweisen(Rochauer Heide, Lieberose , Zschor­noer Wald und Hoher Fläming) befinden sich mehr als 50% des Brandenburger Bestandes. In weiteren 5 Forstgebieten mit regelmäßig vorkommenden Männchen-Revieren(Tab. 1) wurden in den letzten 10 Jahren bis zu 3 feste Männchen-Reviere entdeckt, ohne dass ein Brutnachweis gelang. Alle diese Vor­kommen liegen in Südbrandenburg.

Die in Abb. 7 markierten Orte verdeutlichen ne­ben der Massierung der Feststellungen in der Nie­ derlausitz auch deren auffällig geklumptes Verbrei­tungsmuster. Weitere Einzelbeobachtungen(Einzel­rufer, Verkehrsopfer, andere Todfunde) zwischen den Zentren deuten auf weitere besiedelte Gebiete und eine ständige Durchwanderung aller Wald­komplexe hin. Ebenso einzuordnen sind zufällige Einzelnachweise im Oderbruch und im National­park Unteres Odertal(Tab. 4).

Das NSGPinnower Läuche und Tauersche Ei­chen ist gegenwärtig das Gebiet mit der höchsten Siedlungsdichte von 5 Revieren auf 1.533 ha in Brandenburg . Für den gesamten Ostteil des ehema­ligen TÜP Lieberose ergibt sich unter Einbeziehung der nicht nutzbaren Bereiche eine Dichte von 1,4 Revieren pro 10 km?.

Alle regelmäßigen Sperlingskauz-Vorkommen liegen in großen zusammenhängenden und abge­legenen Waldkomplexen, die auch untereinander verbunden sind(Abb. 7).

Bestandsschwankungen wurden überall bemerkt, bis hin zu Jahren ohne Nachweise, z. B. in der Ro­chauer Heide 2001 und 2002(Tab. 2).

Diskussion

Vor 1994 hat es in Brandenburg keinen Hinweis auf ein Brutvorkommen des Sperlingskauzes ge­geben. Es gab auch keine gesicherten Nachweise von Durchzüglern oder Überwinterungen. Auch Invasionsjahre in Fenno-Skandien(Häufung von 1951-75), die z. B. in Niedersachsen bemerkt wur­den(Zanc 2002), gingen an Brandenburg schein­bar spurlos vorbei. Wie weit dies auf mangelnde Kenntnisse zurückzuführen ist, lässt sich bei die­

ser schwer zu beobachtenden Art nicht eindeutig klären. Eine unentdeckte regelmäßige Besiedlung in Brandenburg Anfang und Mitte des 20. Jahrhun­derts ist unrealistisch. Der gegenwärtige Bestand kann auf mindestens 5-10 Brutpaare und auf insge­samt 20-30 Reviere geschätzt werden.

Die Besiedlung Brandenburgs könnte eine Folge der gegenwärtigen Ausbreitungstendenz der Art in Europa sein. Der Sperlingskauz ist heute Brutvo­gel in nahezu allen Bergwäldern der Mittelgebirge (Mz8s& SCHERZINGER 2008). Vermehrte Beobach­tungen gibt es auch in Misch- und Nadelwäldern des Hügel- und Tieflandes. Auch in den Nachbar­ländern Brandenburgs häufen sich die Nachwei­se im Tiefland. Eine gezielte Landeserfassung in Niedersachsen 2001/2002 erbrachte schon bemer­kenswerte Bestände von 170-230 Brutpaaren(ZANnG 2002). In Sachsen ist das Vorkommen längst nicht nur auf die Mittelgebirge beschränkt, vielmehr ha­ben sich auch in tieferen Lagen nahe der Grenze zu Brandenburg im Sächsisch Niederlausitzer Heide­land Sperlingskäuze ausgebreitet(SAEMANN in STEF­FENS et al. 1998, MEBs& SCHERZINGER 2008).

Die Besiedlung Südbrandenburgs könnte aus Richtung des Elbsandsteingebirges über die Ober­ lausitz und unter Nutzung des Höhenrückens Nie­ derlausitzer Grenzwall als Ausbreitungslinie(Mi­grationsweg) erfolgt sein(R. Beschow).

In Polen gelangen Brutnachweise im Tiefland bereits 1961 im Urwald von Bialowies (TomIALOJC & StAwArczyK 2003). Der aktuelle Bestand(2003) dort wird nunmehr auf 300-400 Paare geschätzt. Die Kenntnisse der Verbreitung sind immer noch lückenhaft, dennoch gab es in den letzten zwei Dekaden eine beträchtliche Zunahme. In den op­timalen Habitaten werden Siedlungsdichten von 2,0-2,9 Paare/10 km? erreicht. Die Häufung der in jüngster Zeit gemachten Beobachtungen können als Anzeichen einer Ausbreitung in neue Gebiete gewertet werden(Tom1ALOJc& STAWARCZYK 2003). Ein polnisches Schwerpunktgebiet entsteht östlich der Lausitzer Neiße . Hier ist ein Austausch mit den Sperlingskäuzen der brandenburgischen Wälder wahrscheinlich. Zufallsfeststellungen Ende der 1990er Jahre in Südostbrandenburg(R. Beschow) zeigen, dass es ständig zu einer Durchwanderung des Gebietes von Sperlingskäuzen auf der Suche nach optimalen Revieren geben muss. Ähnlich ist