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Band 17
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Kleine Mitteilungen

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werden von der Schafstelze gern als Singwarten aufgesucht. Die Brutplätze liegen jedoch meist inmitten der Getreidefelder. Die Siedlungsdichte ist mit 1,1-1,9 BP/10 ha hoch. Rapskulturen werden seltener als Brutplatz gewählt. Im Wechsel der Fruchtfolge bleiben die Randstrukturen denen der Getreidefelder ähnlich. Die Siedlungsdichte ist aber deutlich niedriger als in Roggen oder Triticale. Mais- und Spargelfelder werden nicht besiedelt, wohl vor allem, weil im Frühjahr der Deckungsgrad der Kulturen noch sehr niedrig ist(< 25%). In Trockenrasen und Brachen brüten regelmäßig Schafstelzen. Typisch ist hier der Wechsel von niedriger Vegetation mit einzelnen Hochstauden. Auch die dominanten Vegetationsstrukturen ver­ändern sich kleinflächig in Abhängigkeit vom Feuchtegrad und den Bodenverhältnissen. Die Sied­lungsdichte bleibt in diesen Arealen etwas hinter der in Getreidekulturen zurück. Im Nuthe-Nieplitz-Gebiet existieren noch größere zusammenhängende Feuchtwiesenareale. Aller­dings überwiegen Frischwiesen flächig. Genauere Vegetationserfassungen erfolgten durch Koss & Unger(1990), allerdings ergaben sich seither Verschiebungen. Zur Zeit dominieren folgende Habitate: - Rohrglanzgras-Überflutungswiesen - Schlankseggenried - Kleinseggen-Feuchtwiesen unterschiedlichen Charakters

- Degradierte Wiesenfuchsschwanz­Feuchtwiesen

- Glatthafer-Frischwiesen

- Beweidete Frischwiesen unterschiedlicher Vegetationsstruktur

Die höchsten Siedlungsdichten wurden in den Feuchtwiesen mit bis zu 2,7 BP/10 ha ermittelt. Gleichfalls hohe Brutdichten wurden in Frischwiesen mit maximal 2,0 BP/10 ha registriert.

Vergleicht man die hiesigen Siedlungsdichten mit denen anderenorts, ergeben sich weitgehende Übereinstimmungen im mittleren Bereich. Dabei muss man allerdings die teils extrem hohen Werte an Stromauen mit bis zu 33 BP/10 ha(Wolga­Kama-Gebiet) bzw. 20 BP/10 ha im Unteren Odertal (DiTtBERNER& DITTBERNER 1984) unberücksicht lassen. Auch Brutdichten von> 5 BP/10 ha, wie sie

KRÄGENOW& ScHWwARz(1970) auf Viehweiden fand, dürften die Ausnahme bei kolonieartigem Brüten sein.

Die Veränderungenen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in Brandenburg nach 1990 neben Einschränkung des Einsatzes von Agrochemikalien und die Orientierung auf Getreide-, Raps- und Futteranbau mit der Folge einer stärkerenUn­krautflora und höherer Insektenabundanz be­wirkten ganzsicher verbesserte Besiedlungsmöglich­keiten. Zumindest nach den wenigen genaueren Bestanderfassungen und persönlichen Eindrücken vor 1990 wurde die Schafstelze erst in den beiden letzten Jahrzehnten in der Nuthe -Nieplitz-Niederung wieder häufiger und besiedelte gleichzeitig mit höheren Abundanzen in den Getreidefeldern auch wieder verstärkt die Feuchtgebiete. Für die Jahre bis 1985 wurden Siedlungsdichten bis maximal 0,4 BP/10 ha ermittelt(KALBE in RuTscHKE 1987).

Die Schafstelze erweist sich als Art mit außeror­dentlich hohem ökologischen Potenzial. Sie ist in der Lage, sehr unterschiedliche Habitate un­abhängig vom Feuchtegrad zu besiedeln, und ist offensichtlich auch ziemlich anpassungsfähig. Dabei scheinen feuchtere Wiesen bevorzugt zu sein, extreme Vernässungen z.B. in Seggenrieden werden allerdings augenscheinlich gemieden. Aus­schlaggebend für die Besiedlung ist offensichtlich neben der Vegetationshöhe vor allem zu Beginn der Brutzeit der Deckungsgrad der Pflanzen, wobei das Optimum um 50-70% oder sogar niedriger mit lückiger Struktur liegen wird. Begünstigend sind eingestreute oder in den Randstrukturen vorhandene erhöhte Sitzwarten. Diese Bedingungen finden sich sowohl in trockenen Habitaten(Brachen, Getreidekulturen) als auch in Feuchtwiesen, Frischwiesen sowie Weiden und ursprünglich vor allem in Steppen. So bezeichnete Pzus(1952) die Schafstelze sogar als Steppenvogel. DIESSELHORST (1956) registrierte in Osteuropa die Art als typisch für Steppen und lockeres Ackerland.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und

Berlin . Rangsdorf . Bauer, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel

Mitteleuropas . Wiesbaden .