Heft 
Band 17
Seite
103
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Kleine Mitteilungen

EB VS Siedlungen als Brutfalle für Singvögel

Lothar Kalbe

7 Kane, L.(2009): Siedlungen als Brutfalle für Singvögel. Otis 17: 103-104.

1} Ein Siedlungsgebiet bei Stücken erwies sich hinsichtlich des geringen Bruterfolges vieler Singvo­gelarten als Brutfalle. Insbesondere Katzen und Steinmarder traten als Prädatoren auf. Ka1B8e, L.(2009): Human settlements as a breeding trap for passerines. Otis 17: 103-104. A settlement in Stücken proved to be a breeding trap for many passerines because of their low breeding success. The main predators were domestic cats and Stone Marten .

Lothar Kalbe, Am Weinberg 26, 14552 Michendorf/OT Stücken

Durch den NABU werden seit einigen Jahren unter Einbeziehung der Gartenbesitzer erfolgreich Brut­vogelerfassungen(Stunde der Gartenvögel) organisiert. Dabei wurden offensichtlich gute Ergebisse zu den Brutpaarzahlen einiger Sing­vogelarten erreicht. Interessant dürften jedoch auch die Bruterfolge der sich in Gärten und Siedlungen ansiedelnden Vögel sein.

In einem Anfang der 1990er Jahre entstandenen Siedlungsgebiet in Stücken verfolgte ich seit 1995 die Ansiedlung, wobei speziell auch auf den Bruterfolg geachtet wurde, weil ganz augenfällig hohe Gelege­und Jungvogelverluste durch Prädation eintraten.

Die von mir kontrollierte Fläche umfasste 1,75 ha und bestand aus 16 Siedlungshäusern und einem größeren Gebäude mit anschließenden Gartengrundstücken bis zu 600m®. Zunächst existierten kaum größere Büsche oder Bäume. In der Folgezeit wurden jedoch die Grundstücke mit unterschiedlichen Laubgehölzen bepflanzt. Koniferen(Fichten, Eiben, Wacholder, Lebens­bäume) sind vergleichsweise selten. Einige Grundstücke erhielten Hecken-Einfriedungen. Fast zu jedem Haus gehört ein Carport mit An­siedlungsmöglichkeiten für_Halbhöhlenbrüter auf Querbalken unter dem Dach. Erst im Laufe der Jahre wurden in einigen Gärten Nistkästen angebracht.

Die Ergebnisse der Kontrollen sind in Tab. I zusammengefasst. Schwalben blieben dabei un­berücksicht, da die Zahlen der erfolgreichen Bruten von Rauchschwalbe und Mehlschwalbe nicht ermittelt worden sind.

Die Ansiedlung der Singvögel erfolgte jeweils

in Abhängigkeit von der Entwicklung der Brut­möglichkeiten. In den ersten Jahren brüteten nur Hausrotschwanz(meist unter Carports), Haus­sperling, Feldsperling und Bachstelze an Gebäuden, in den ersten Nistkästen Kohlmeise, Blaumeise, Haussperling und Feldsperling. Mit der Etablierung von dichteren Gebüschen brüteten Rotkehlchen, Grasmücken, Amsel und Singdrossel, in Koniferen siedelten Bluthänfling, Grünfink und Amsel. Nach ca. 8-10 Jahren waren höhere Bäume Brutplätze von Gelbspötter, Trauerschnäpper, Grünfink und Buchfink. Die Ansiedlung des Stars erfolgte ab 2000(max. 5 BP) jeweils unter den Dächern der Wohngebäude.

In der Siedlung herrschte eine hohe Prädatoren­dichte: Mindestens 12 Hauskatzen(zeitweilig mög­licherweise aus angrenzenden Ortsteilen noch deutlich mehr), 1-2 Reviere des Steinmarders mit jährlichem Nachwuchs, 1 BP Elstern, 1 BP Nebelkrähen, 1 BP Turmfalken(wohl kaum Vogelbeute) und 1-2 Sperber als Nahrungsgäste bzw. Randsiedler.

Davon dürften vor allem Hauskatzen und Steinmarder die maßgeblichen Prädatoren sein. Etliche Jungvögel und Gelege fallen diesen zum Opfer. In den ersten Jahren wurden fast alle Hausrotschwanznester geplündert, danach ging der Brutbestand deutlich zurück. Elstern sorgen vor allem für die Verluste beim Amselnachwuchs, ähnlich dürfte auch die Rolle der Nebelkrähen einzuschätzen sein. Der Sperber fliegt vor allem ab Spätsommer regelmäßig in die Siedlung und erbeutet Haussperlinge, Feldsperlinge, Kohl- und Blaumeisen.