Heft 
Band 18
Seite
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Bestandsentwicklung und Bestandsdichte Die Anzahl der Rufer schwankt alljährlich stark. Die Bestandsentwicklung von 1966 bis 2009 ist in Abb. 1 dargestellt. Ein deutlicher Bestandstrend ist für diesen Zeitraum nicht erkennbar. Die Ergeb­nisse der Synchronzählungen ergänzt durch Zähl­ergebnisse außerhalb dieser Zeiten sind aus der Tab. 2 ersichtlich.

Auf Teilflächen wurden im Nationalpark 0,05 bis 4,3 Rufer/10 ha ermittelt.

Diskussion

Die Tüpfelralle besiedelt im unteren Odertal haupt­sächlich die vom Hochwasser beeinflussten Gebie­te. Sie fehlt im Trockenpolder Stolpe, während sie im dortigen Odervorland mit natürlicher Über­schwemmungsdynamik in wechselnder Anzahl vorkommt. Maximal 8 Rufer waren es Mitte Mai 1994. Aus dem Schlosswiesenpolder Schwedt/Oder gibt es z. B. Nachweise durch Fänge mit Prielfallen (J. Sadlik, Tab. 2). Das Auftreten von 1 bis 3 Rufern an der Holzgrube Friedrichsthal erklärt sich aus der Beeinflussung durch wechselnde Wasserstände im Rückstau von der Westoder. Im hochwasserfrei gehaltenen Polder 5/6 bei Gartz kommt die Tüpfel­ralle unregelmäßig vor. Im Staffelder Polder gibt es fast alljährlich 1 bis 3 Rufer. Das Gebiet wird vom Hochwasser der Westoder beeinflusst. Als Totalre­servat im Nationalpark wird es aktuell einer natür­lichen Überflutungsdynamik ausgesetzt.

Das FIB unteres Odertal nimmt hinsichtlich der Überschwemmungsverhältnisse eine besondere Stellung ein. Das Frühjahrshochwasser hat in der

Abb. 1: Bestandsent­wicklung der Tüpfel­ralle im FIB Unteres Odertal nach der An­zahl maximaler Rufer Mitte April/Mai in den Jahre 1966-2009.

Fig. 1: Development of annual Spotted Crake numbers according to the maximum numbers of calling males in mid­April and May 1966 to 2009.

Dittberner: Die Tüpfelralle im Nationalpark Unteres Odertal 79

Tab. 2: Anzahl rufender Tüpfelrallen im FIB Unteres Odertal von 1994 bis 2009.

Table 2: Numbers of calling Spotted Crakes in the Lower Oder Valley Ramsar site from 1994 to 2009.

Regel bis Mitte April freien Lauf durch die Polder­landschaft. Die Flutungsbauwerke werden dann ge­schlossen und das eingepolderte Gebiet wird leer ge­pumpt. Für die Tüpfelralle wirkt sich dieser Vorgang als ökologische Brutfalle aus. Ansiedlungswillige und/oder mit dem Brutgeschäft begonnene Vögel werden ihres Bruthabitats beraubt. Die meisten Ral­len verlassen dann das FIB(DiTTBERNER 2005, DırtT­BERNER& MÄDLOW 1998, DoHLE& KraaTz 2009). Nur in Jahren mit einem starkem Frühjahrshochwasser und einer Verlängerung der Flutung bis in den Mai hinein bleiben die Ansiedlungsbedingungen günsti­ger. Besondere Situationen entstanden z. B. mit dem