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Eine Bewertung älterer Nachweise bringt eine Reihe von Problemen mit sich. Detailliertes oologisches Wissen ist in den letzten Jahren weitgehend verloren gegangen(s.o.). Somit ist die Bestimmung von Eiern nahe verwandter Arten, die in Größe, Gewicht, Farbe und Zeichnung variieren und damit überlappen können, teilweise problematisch. Hinzu kommt, dass auf den vorhandenen Etiketten zumeist nur die nötigsten Angaben gemacht wurden, wir oft über die Begleitumstände und Habitatverhältnisse nichts wissen und nur in den seltensten Fällen ein Belegexemplar vom Nest als Balg vorliegt. Hier stellt sich die Frage des Vertrauens, der Achtung und Akzeptanz, vornehmlich gegenüber der alten Ornithologengeneration. Versetzt man sich in die Zeit der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts, so gab es Autoritäten wie Rey, Krause, Hocke, Gressin, Stimming oder Koenig , später Schönwetter und nach 1945 Makatsch und Kummer, deren Urteil aus der jahrzehntelangen intimen Kenntnis der Fortpflanzungsbiologie der Vögel zumeist zutreffend war. Wie weit fortgeschritten das Wissen über den Vogel an sich bereits vor und um 1900 war, zeigen nicht nur die Veröffentlichungen von C. L. Brehm sondern auch die detailierten Beschreibungen des Federkleides im Neuen Naumann oder die Beiträge in der Zeitschrift für Oologie.
Die überwiegende Zahl der im speziellen Teil geschilderten Gelege habe ich im Beisein ausgewiesener selbstkritischer Kenner, wie Dr. Eck, Dr. Helmstaedt und Dr. Kummer, selbst begutachtet oder auf Abbildungen gesehen. Dies betrifft auch noch heute diskutierte Gelegefunde von Zwergschnepfe, Rotfußfalke oder Schlagschwirl.
Mit Dr. Makatsch gab es zur Problematik zwei längere Gespräche 1976/1977. Die Durchsicht meiner Literatur und die Ordnung des Archives erbrachten einige ergänzende Details zur Avifauna Brandenburgs bis ca. 1930/1945. Grundlage der folgenden Ausführungen sind: a)die Eiersammlung Makatsch ; inkl. der von
Stimming(Hauptteil), Kricheldorff(Nebenteil),
Huhn, Claudon und Böttcher; jetzt im Staatlichen
Museum für Tierkunde Dresden, durchgesehen
mit S. Eck im Jahr 1993;
b) der Katalog der Nido-Oologischen Sammlung
Alexander Kognic(1931/1932) in Bonn ; inkl. der
Sammlungen Kricheldorff(Hauptteil), Gressin,
Otis 18(2010)
Menzel, Henrici, von Boxberger, Rüdiger, KrügerVelthusen, Walter, von Lucanus, Grunack, Hocke und Wendland(Einzelstücke);
c) die Sammlung Kummer; inkl. der Sammlungen Stimming(Nebenteil) und Schulz; jetzt im Museum Heineanum Halberstadt , eingesehen mit Dr. Kummer und Dr. Helmstaedt im Jahr 1978 sowie mit Dr. Nicolai 2009;
d)der Katalog KLEInscHMIDT(1935-1943) seiner Sammlung I(jetzt in Bonn ) sowie seine Sammlung II, inkl. des oologischen Teils, jetzt in Dres den , durchgesehen mit S. Eck im Jahr 1995;
e) der Katalog NEHRKORN(1910/1914). Hinzugezogen wurden die Avifaunen von SCHALOW
(1919), BorcHERT(1927) und Kur(1939).
Zweck der Arbeit ist einerseits die Mitteilung wohl bisher nicht berücksichtigter Brutnachweise, die teilweise einer aktuellen Überprüfung bedürfen, andererseits der Hinweis auf weitere Argumente im Rahmen der Diskussion zu strittigen historischen Nachweisen. Des Weiteren möchte ich meine Meinung aus eigener Anschauung der Sammlungen Makatsch , Kummer und Kleinschmidt und dort vorhandener Gelege äußern. Die Ausführungen sind als Baustein zu werten, nicht als abschließendes Urteil. Flankierend erfolgen zum besseren Verständnis einige biografische Notizen.
Spezieller Teil
Pfeifente Anas penelope: In der Sammlung A. Koenig befindet sich ein Gelege vom 10. Mai 1910 bei Brandenburg/H .(A. Kricheldorff, leg. F. Menzel). Das Datum ist nicht zu früh(vgl. unter anderem NIETHAMMER 1937-1942, MaAKATSCH 1974/1976 und BAUER et al. 2005). Die näheren Fundumstände sind nicht bekannt. Die Eier ordnen sich in den Maßen und der Färbung ein in die anderen sicheren Gelege aus Island , Lappland und Dänemark der Kollektion Koenig .
F. Menzel war Forstmeister bei Braunschweig . Als seine Lehrmeister gelten Altum, Blasius und Nehrkorn. Er ist derjenige, der erstmals und wiederholt den Tannenhäher als regelmäßigen Brutvogel des Harzes nachwies.
Moorente Aythya nyroca: Bisher entstand der Eindruck einer schon in historischer Zeit um 1900
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