90
Das einzige noch sicher vorhandene Gelege der Zwergtrappe aus Brandenburg befindet sich heute im Museum Alexander Koenig in Bonn . Im Katalog von 1931/1932 datiert es vom 11. Mai 1896 nahe Trebbin . Es stammt aus der Sammlung A. Gressin, die 1917 an A. Koenig ging, und wurde F. Kricheldorff gebracht(Neumann 1986). Die verschiedenen Begleitumstände der Gelegefunde von 1883(F. Kricheldorff jagte Zwergtrappenweibchen vom Nest) und 1896(A. Kricheldorff erhält die Eier von einer Bauersfrau) sowie die peinlich genaue Etikettierung durch die Gebrüder F.& A. Kricheldorff(vgl. Zeugnis A. Koenigs in seinem Katalog 1931/1932) beseitigen zwar nicht die letzten Zweifel, dass es sich um verschiedene Gelege handelt (ABBO 2001), die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch. A. Gressin selbst hatte unter Oologen einen guten Ruf bezüglich der Reparatur beschädigter Gelege. Seine Liebe galt insbesondere der Variation der Eier einer Art, so dass er z. B. bei Mäusebussard oder Kuckuck umfangreiche Serien zusammenbrachte. Gressin hat selbst nicht veröffentlicht, führte aber einen regen fachlichen Gedankenaustausch und galt als einer der letzten„Waldläufer“ mit intimsten Artkenntnissen. Nach dem Urteil führender Oologen ist die Sammlung Gressin die umfassendste und wertvollste der Mark Brandenburg.
Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula : Die Art war an der Havel bis zum Ausbau ab 1910 und an der Oder bis in die 1930er Jahre(RoBıen 1938) ein verbreiteter Brutvogel(ABBO 2001). In o. g. Sammlungen befindet sich eine Vielzahl von Gelegen aus der Gegend von Brandenburg/H . aus den Jahren 1876-1910(G.&R.Stimming), von Rathenow zwei Gelege von 1887(A.Walter), eines von Wusterhausen/Dosse 1904(G. Schulz/A. Gressin) und weitere aus den Jahren 1875, 1876 und 1906 von Frankfurt/0 .(P. Henrici/A. Gressin). Zur korrekten Artdiagnose haben MakaTscH (1966) und Kummer (1990a) ausführlich Stellung genommen. Die genannten Gelege ordnen sich in den Sammlungen Makatsch und Koenig übergangslos ein in die Serien von Nord- und Ostsee sowie aus Skandinavien . Alexander Koenig, Ehrenmitglied der DOG , galt als extrem kritisch und besaß eine der weltweit größten Eiersammlungen. Seine besondere Liebe galt der Ornis Nordafrikas sowie der Arktis , Gebiete die er
Otis 18(2010)
mehrfach bereiste. Analog den Herren Gressin, Kricheldorff, Henrici, Stimming und KrügerVelthusen stellt GeBHArRDT(2006) ihm als Oologen ein positives Urteil aus.
Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus: In den Avifaunen von KoLL1BAY(1906), Pax(1925), SCHALOW (1919) und TomrALOjc& StTAWArczYK(2003) sowie BorcHErT(1927) werden die außerhalb des jetzigen Landes Brandenburg gelegenen Brutnachweise: Oberlausitz (1898, W.Baer), Neumark (1876, P. Henrici), Anhalt(1856, W.Paessler) und Pommern (1890, A. Gressin, coll. Koenig ) akzeptiert. GLUTZ von BLoTzHEIM et al.(1977) anerkennen zumindestens die Brutnachweise aus Pommern (1882, W.Taczanowski, NIETHAMMER 1942) sowie von 1925/1928 aus dem Emsland , BAUER et al.(2005) die aus Niedersachsen , SchleswigHostein und dem jetzigen Polen .
Diskutiert wird immer noch das im Modderhorst am Gut Rosenthal bei Wusterwitz am 30. April 1912 durch R. Stimming gesammelte Gelege, jetzt in der Makatschkollektion in Dresden (MakaTtscH 1958, 1966, 1974/1976, STEINBACHER 1962, RUTSCHKE 1983, MäDLow 2000, 2005, ABBO 2001). Die Bearbeiter der Zwergschnepfe im Handbuch(GLuTz von BLoTZHEIM et al. 1977) kannten weder dieses Gelege noch die entsprechenden Veröffentlichungen(vgl. S. 14 in GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1977). Bei einer Prüfung des Geleges in Dresden fiel S. Eck und mir beim Vergleich mit den Serien von Bekassineneiern auf, dass die der Zwergschnepfe zugeschriebenen Eier gleichmäßiger gefleckt waren(was ein Nachlesen in der oologischen Literatur bestätigte) und in der Färbung minimus-Eiern aus Lappland und Finnland in der Koll. Makatsch gleichen. Auf StEınBACHERS Zweifel(1962) antwortete MAKATSCH (1966, 1974/1976).
Scheidet man alle strittigen Gelege[auch das Rosenthaler mit Schalengewichten von 0,68 g-0,75 g oder das Westfälische aus der Sammlung Koenig (wo das Weibchen erlegt wurde) mit 0,84 g-0,94 g] aus, so schwankt das Schalengewicht bei gallinago von 0,60 g-1,00 g und bei minimus von 0,54 g-0,79 g in Nord- und Mitteleuropa (SCHÖNWETTER 19601988, MAKATSCH 1974/1976). Die aufgeführten Maße in GLUTZ Von BLoTzHEIM et al.(1977) sind teilweise nicht korrekt aus den Originalveröffentlichungen