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HEIM& BAUER 1991). Dem Autor war diese Thematik zur Zeit der Artbearbeitungen für die Avifauna Brandenburgs auch nicht bekannt(OTTo in RutscHKE 1983 und in ABBO 2001).
1922 begann SCHIERMANN(1923) im Kremmener Luch nach Nestern zu suchen, da man über das Brutgeschäft des Rohrschwirls in Deutschland noch gar nichts wusste. Er setzte seine Studien bis 1927 fort(SCHIERMANN 1924, 1926, 1928). Der Bestand hatte sich in diesem Zeitraum von etwa 15-17 BP am Kremmener See auf etwa 6-8 verringert. Die Verlandung des Bereiches zwischen Damm und See war 1927 gegenüber 1923 stark vorangeschritten. Die an der W-/SW-Seite des Dammes grenzenden Flächen waren ebenfalls trockener geworden und jetzt vom Feldschwirl besiedelt.
Aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sind lediglich 1974 Bestandszahlen bekannt geworden: im NSG 7 BP nach M. Winter(OTTO ıN RUTSCHKE 1983). In den Jahren 2000-2003 wurden bei der eigenen Untersuchung im Mittel 12 Reviere des Rohrschwirls kartiert. Da die Kontrollfläche nur einen kleinen Teil des Versumpfungsmoores an der Westseite des NSG Kremmener Luch umfasste, ist der Brutbestand im gesamten NSG sicher um ein Vielfaches höher. Das bedeutet aber auch, dass der Bestand wohl infolge der aufgeführten Maßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushaltes innerhalb der Grenzen des NSG in den letzten Jahrzehnten stark angewachsen ist. Für das Obere Rhinluch/ OPR-OHV(140 km?) schätzte K. Hielscher(Otto in ABBO 2001) den Bestand auf mindestens 47 Reviere. In dieser Größenordnung könnte sich nach den eigenen Untersuchungen allein der Brutbestand im NSG Kremmener Luch bewegen. Im Teichgebiet Linum wurden 2008 schon 21 Reviere erfasst und auf der Grundlage dieser Daten für das MTB Linum, in dem die Kontrollfläche und weitere Teile des NSG liegen, bei‘der ADEBAR-Kartierung ein Bestand von 21-50 Revieren geschätzt(S. Fischer& H. Watzke, pers. Mitt.). Für das Land Brandenburg zeigt der langfristige Bestandstrend des Rohrschwirls eine Zunahme, während der kurzfristige Trend einen stabilen Bestand ausweist(RyYsLAvy& MÄDLow 2008).
Die mittlere Abundanz von 6,0 Rev./10 ha gehört nicht zu den höchsten in Brandenburg ermittelten Werten. In Optimalhabitaten können 10 Rev./10 ha
Otis 18(2010)
oder mehr erreicht werden(Otto in ABBO 2001). Gerade bei Röhrichtbewohnern sind solche Vergleiche allerdings problematisch, da die Bezugsflächen unterschiedlich gewählt werden und sich die Vegetationsanteile ohnehin nie gleichen. Wenn man von der im NSG untersuchten Kontrollfläche den nicht besiedelten Erlenbruch und den Rohrglanzgrasbereich aus der Berechnung herausnimmt, steigt die Siedlungsdichte des Rohrschwirls auf 7,8 Rev./ 10 ha. In Seggenrieden mit eingestreuten Schilfhalmen fanden AEBISCHER& MEYER(1998) am Neuenburger See/Schweiz Brutdichten von 8,1 Rev./10 ha auf einer Fläche von 27 ha bzw. 10,8 Rev./10 ha auf 24 ha. In großflächigen Röhricht- oder Seggenriedbeständen kommt es häufig zu lokalen Konzentrationen, bei denen Hochrechnungen dann zu sehr hohen Brutbeständen führen, obwohl eigentlich nur wenige singende Männchen nachgewiesen wurden (Beispiele in GLUTZ von BLOTZHEIM& BAUER 1991).
Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts sangen im Havelländischen Luch alle 5 in Deutschland regelmäßig brütenden Rohrsänger(Hesse: 1914b). Den Sumpfrohrsänger bezeichnete er als den seltensten, dagegen waren„Drossel-, Teich-, Schilf- und Binsen(=Seggen)rohrsänger nicht selten zu gleicher Zeit zu hören in den Grenzzonen von Caricetum und Phragmitetum mit den eingestreuten Weidenbüschen“. Auf der Kontrollfläche brütete der Sumpfrohrsänger nur in der Krautvegetation am Abfanggraben im Westen. Schilf- und der etwas häufigere Teichrohrsänger gehörten zu den dominanten Arten. Ihre Reviere(max. je 5 in 2001) überlagerten sich in einem Teilbereich, in dem Großseggen und Schilf wuchsen. Der Schilfrohrsänger war ansonsten deutlich flexibler in der Wahl seiner Reviere als der Teichrohrsänger. Sie lagen sowohl in der verbuschten Zone als gelegentlich auch in der Rohrglanzfläche(2001: 3 Reviere). HIELSCHER(2001) analysierte die Habitatstruktur der vom Schilfrohrsänger im Land Brandenburg besetzten Reviere und stellte u. a. fest, dass Schilf nicht unbedingt in einem Revier vorkommen muss, andererseits aber in früh besetzten Revieren einen Schlüsselfaktor darstellt. Spät besetzte Reviere befinden sich dagegen oft in homogenen, schilffreien Rohrglanzgrasbeständen.
Die mittlere Abundanz des Teichrohrsängers von 6,6 Rev./10 ha liegt im unteren Bereich. FLADE(1994)