Heft 
Band 18
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Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte

wesentlich schlimmer kommen können. Schlimm kam es indes für die Gefangenschaftsherde: Über eine Schneewehe drang ein Fuchs ins Gehege ein und tötete acht von zehn Trappen.

Großtrappen im Schnee. Foto: B. Block.

Vom 28. bis 30. Mai 2010 widmeten der Ar­beitskreis Wanderfalkenschutz e. V.(AWS) und das Landesumweltamt(LUA) Brandenburg eine internationale Fachtagung dem Wiederansied­lungsprojekt für die Baumbrüterpopulation des Wanderfalken. Anlass war der planmäßige Abschluss des Projektes nach zwanzigjähriger Laufzeit. Mehr als 120 Teilnehmer folgten der Ein­ladung in die Marina Wolfsbruch bei Rheinsberg , darunter Gäste aus Polen , Belarus , Österreich , den USA und Schottland . Sie erlebten eine beeindru­ckende Bilanz der Aktivitäten und Ergebnisse der Projektlaufzeit in sieben Fachvorträgen, zudem vier Gastvorträge. Die einst Tausende Paare umfassen­de Baumbrüterpopulation erstreckte sich von den Niederlanden bis zum Ural . Siedlungsdichte und Bruterfolg zeigten eine vitale Population an- die ökologische Besonderheit der Baumbrut innerhalb der eigentlich auf Felsen oder(z. B. in der Tundra) am Boden brütenden Art Wanderfalke war alles andere als eineNotlösung. In derPestizid-Ära ist diese Population bis Ende der 1970er Jahre voll­ständig dem Einsatz chlorierter Kohlenwasserstof­fe in Land- und Forstwirtschaft zum Opfer gefallen. Auf der Basis einer fundierten Analyse von Rück­gangsursachen und Wiederansiedlungschancen

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wurde 1990 das Wiederansiedlungsprojekt durch den AWS und die Naturschutzstation Woblitz(ab 1991 LUA) gestartet. Der AWS mit Sitz in Freiberg (Sachsen ) ist in den ostdeutschen Bundesländern aktiv und wird seit vielen Jahren erfolgreich durch Dr. G. Kleinstäuber geleitet. Durch die Mitglieder ist der Niedergang der Wanderfalkenpopulation gut dokumentiert worden, und es gab schon seit den 1980er Jahren Überlegungen für ein Wieder­ansiedlungsprogramm. Im Jahre 1990 erfolgte die Auswilderung der ersten drei Wanderfalken im Norden Brandenburgs aus einer Gefangenschafts­zucht. Die heute zur Vogelschutzwarte gehörende Naturschutzstation Woblitz(P. Sömmer) spielte von Anfang an eine zentrale Rolle im Projekt. Wei­tere Kooperationspartner waren u. a. der Deutsche Falkenorden e. V.(DFO ), der Landesjagdverband Mecklenburg Vorpommern , die Biosphärenreser­vatsverwaltung Mittlere Elbe in Sachsen-Anhalt und die Oberförstereien Luckau und Lieberose in Brandenburg . Bis 2009 wurden unter Federfüh­rung des AWS insgesamt 584 junge Wanderfalken freigelassen, teils über die sog. Kunsthorstmethode (Hacking), nachdem es wieder erste Baumbrü­ter gab, auch durch Adoption. Eingebunden waren sechs verschiedene Auswilderungsstationen in West-Mecklenburg , Nord- und Südost-Branden­burg sowie West-Sachsen-Anhalt. 407 Jungfalken, ganz überwiegend vom DFO bereitgestellt, kamen aus Gefangenschaftsnachzuchten. 177 junge Wan­derfalken wurden aus gefährdeten Bauwerksbru­ten geborgen und im Zuge genehmigter Rettungs­umsetzungen aus den Bundesländern Thüringen , Sachsen , Sachsen-Anhalt , Brandenburg und Berlin in das Baumbrüterprojekt eingebunden. Schon die erste Brut 1996 nahe dem ersten Auswilderungs­platz war erfolgreich. Angesichts der zuvor biswei­len geäußerten Zweifel an den Erfolgsaussichten des Projektes erregte dies international großes Aufsehen in der Fachwelt. Inzwischen gibt es min­destens 31 besetzte Baumbrutplätze, davon zwei Drittel in Brandenburg . Das Projekt kann damit als ein voller Erfolg angesehen werden, der zudem auf hohem Niveau wissenschaftlich dokumentiert ist. Alle seit 1990 ausgewilderten und alle seit 1996 in den Naturbruten geschlüpften Jungfalken wurden mit speziellen Farb- und Kennringen versehen. Mehr als 20 Prozent dieser Falken konnten später