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als Brutpartner in Wanderfalkenrevieren wiederentdeckt und anhand ihrer Kennringe über viele Jahre in ihrem Lebenslauf verfolgt werden. Den AWS-Mitgliedern und-partnern ist für ihr immenses ehrenamtliches Engagement dabei zu danken. Planmäßig wird das Schutzprojekt Wanderfalke als Wiederansiedlungsprojekt 2010 grundsätzlich beendet, und der weitere Schutz erfolgt durch konventionelle Methoden. Die Methode der Auswilderung wird voraussichtlich in östlich angrenzenden Ländern weiter zum Einsatz kommen. Bei unvermeidbaren Rettungseinsätzen in Ostdeutschland geborgene Jungfalken sollen zur Unterstützung der Arealerweiterung künftig vornehmlich im grenznahen Raum zu Polen ausgewildert werden. Ziel ist es, das gesamte frühere Areal der Baumbrüterpopulation wieder zu besiedeln.
Vom 9. bis 11. April 2010 traf sich die Projektgruppe„Vögel der Agrarlandschaft“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G ) in Brodowin . Das„Ökodorf“ Brodowin ist nicht nur aufgrund seiner Landschaftsgenese und Naturausstattung interessant, sondern längst auch ein Ort, in dem Naturschutzerfolge, erzielt gemeinsam mit den Landnutzern, hautnah zu erleben sind. Dementsprechend bestand das Rahmenprogramm der Tagung aus einem umfassenden Einführungsvortrag über die Region(M. Flade), einer Morgenexkursion ins benachbarte NSG Plagefenn sowie einer sonntäglichen Exkursion im Biosphärenreservat, bei der das Brodowin -Projekt und der Brodowi ner Demeter-Betrieb im Mittelpunkt standen. Die DO-G -Projektgruppe hatte sich am 5. Oktober 2008 angesichts der dramatischen Situation der Agrarvögel gegründet, um auch von wissenschaftlicher Seite einen Beitrag zur Verbesserung der Situation dieser Artengruppe zu leisten. Dass die Lage auch in Brandenburg dramatisch ist, zeigte der Eröffnungsvortrag(T. Langgemach). Immerhin hat die aktuelle Situation auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher schutz (BMELV ) wachgerüttelt. Über Methoden und erste Ergebnisse des durch das BMELV geförderten Projektes„Bewertung und Verbesserung der Biodiversität leistungsfähiger Nutzungssysteme in Ackerbaugebieten unter Nutzung von Indikatorvogelarten“ sprach J. Hoffmann. Weitere Vorträge
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betrafen Agrarvögel als Indikatoren für nachhaltig genutzte Landschaften(T. Gottschalk ), Ergebnisse aus dem Projekt„Feldlerchenfenster“ des NABU(D. Cimiotti), das recht erfolgreiche Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen (W. Beeke, E. Gottschalk), Nahrungsmangel als Rückgangsursache beim Rotmilan(N. Wasmund) sowie freiwilligen Naturschutz in der Landwirtschaft(A. Helmecke, H. Hötker). Über Untersuchungen zum Bruterfolg in Energiepflanzenkulturen berichteten die engagierten Leiterinnern der Projektgruppe P. Bernardy und K. Dziewiaty. Einen Ausblick auf die Agrarpolitik in der neuen Förderperiode ab 2013 gab F. Schöne, der Agrarreferent des NABU-Bundesverbandes. Ein wichtiges Ergebnis der Tagung war der Beschluss, für möglichst viele relevante Arten der Agrarlandschaft Schwellenwerte zusammenzutragen bzw. zu ermitteln. Dies können z. B. Angaben zu minimalen überlebensfähigen Populationen oder auch Mindestzahlen für den Bruterfolg sein, ebenso Angaben zur Mindestausstattung von Lebensräumen oder weitere ggf. vorliegende Grenzwerte. Ziel ist es, diese Zahlen in aufbereiteter Form für die Naturschutzargumentation und für politische Entscheidungen verfügbar zu machen.
Der erwähnte Beitrag über die Agrarvögel Brandenburgs erscheint im Tagungsband eines Workshops, den das Bundesamt für Naturschutz
2009 zum 30-jährigen Bestehen der EUVogelschutzrichtlinie organisiert hatte. Analysiert wurden Ergebnisse des Brutvogelmonitorings 1995 bis 2009 sowie aktueller Bestandserfassungen für 42 ausgewählte Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg . Signifikante Bestandsabnahmen zeigten 57% der betrachteten Arten, wobei die Hälfte dieser 42 Arten stark oder sehr stark abnahmen mit Rückgängen zwischen 20 und 90%. Nur 24% der Arten hatten signifikante Zunahmen. Überdurchschnittliche Bestandsrückgänge zeigten Arten des Feuchtgrünlandes, am Boden oder bodennah brütende Arten und Langstreckenzieher. Eine Reihe zusätzlicher Arten, z. B. Kornweihe und Birkhuhn, ist bereits aus der hiesigen Agrarlandschaft verschwunden. Damitist die Bilanz für diesen Lebensraum deutlich schlechter als für die Vogelwelt insgesamt in Brandenburg . Im Artikel werden die wesentlichen Rückgangsursachen kurz