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Band 19 Sonderheft
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Wälder und Forste: In den 1980er Jahren herrsch­te noch die strenge Kiefernmonokulturwirtschaft vor. Die Forste wurden mit großem Aufwand an mechanischen und chemischen Mitteln gesichert. Das Hiebalter war auf 80 Jahre herabgesetzt(Mas­senholzproduktion mit Fixierung auf wuchskräfti­ge Jugendstadien). Fremdbaumarten wie Roteiche oder Douglasie wurden zusätzlich angebaut. Weit­läufige Kahlschläge waren noch typisch, wodurch Arten wie Ziegenmelker, Wiedehopf, Brachpieper oder Heidelerche begünstigt wurden. Die riesigen monotonen Kiefernforste mit erhöhten Anteilen an Jugendstadien waren durch Strukturarmut gekenn­zeichnet und hinsichtlich der Avifauna aufgrund der intensiven Bewirtschaftung arten- und indivi­duenärmer geworden. Überhöhte Schalenwildbe­stände verhinderten damals und auch gegenwärtig noch weitestgehend eine Naturverjüngung durch Laubholz. Neue Lebensraummosaike ergaben sich durch weitere Anpflanzungen von Fichten auf feuchten und von Douglasien auf trockenen Laub­holzstandorten(günstig z.B. für beide Goldhähn­chenarten, Erlenzeisig, Fichtenkreuzschnabel). Die durch die Monokulturwirtschaft(Kiefer) bedingte Förderung nadelfressender Insekten führte zu Pe­stizidanwendungen in immer kürzeren Abständen, womit das Insektenangebot im Wald insgesamt reduziert wurde. So wurde auch- trotz Verbot seit 1974- das Insektizid DDT teilweise noch in den 1980er Jahren in der Forstwirtschaft eingesetzt, z. B. in großem Stil zur Nonnenbekämpfung noch­mals in den Jahren 1983/84.

Bedeutende Veränderungen ergaben sich nach 1990 durch den weitgehenden Verzicht auf Kahl­schläge und das damit verbundene Verschwinden von Offenflächen in den Waldkomplexen. In den Kiefernforsten erfolgten im Rahmen des Wald­umbauprogramms verstärkt Vor- und Unterbau­ten mit Laubhölzern, v.a. Eichen und Buchen, wodurch es zu einer Zunahme der Strauchschicht kam. Das beschlosseneLandeswaldprogramm der brandenburgischen Landesregierung sieht seit Anfang der 1990er Jahre vor, bis zum Jahr 2050 die Hälfte der Monokulturen in stabile Mischwälder umzuwandeln sowie neue Totalreservate und gro­ße Waldsukzessionsflächen auszuweisen, was V. a. Vogelarten der Laubwälder und Höhlenbrüterarten begünstigt. Allerdings werden diese Umwand­lungsprozesse erst mittel- bis langfristig ökologi­sche Wirkung zeigen.

Die nach 1990 stark gestiegene Privatisierung von zuvor staatlichen Wäldern- mittlerweile sind über die Hälfte der Waldfläche Privatwald - war oft mit

Otis 19(2011), Sonderheft

neuen Problemen für den Naturschutz verbunden, denn bei vielen Waldbesitzern blieben und bleiben ökologische Konzepte weitgehend unberücksich­tigt. Hier ist in den letzten Jahren eine deutliche Intensivierung der forstwirtschaftlichen Arbeiten inklusive der Anwendung von Bioziden zu konsta­tieren.

Im Kleinstprivatwald unterblieb eine Holzent­nahme oft über Jahre, und im Landeswald sowie Großprivatwald war der Umfang der Holzernte lan­ge Zeit konstant, verdoppelte sich dann aber bei der Kiefer innerhalb von drei Jahren von 2003 bis 2005! Laubholzbestände wurden wesentlich schwächer genutzt, und die Menge des entnommenen Holzes war gleichbleibend. Die manuelle Holzernte ging auf ein Minimum zurück und wurde durch den Einsatz von Großtechnik im Mehrschichtbetrieb (Harvester, Vorwarder) abgelöst.

Siedlungen: Ab 1990 erfolgte in Brandenburg eine weitere Ausdehnung sowohl der städtischen als auch der dörflichen Siedlungsfläche durch die Aus­weisung und schrittweise Bebauung vonWohn­parks und Gewerbeflächen. Zeitgleich kam es zur Stilllegung vieler Fabrikanlagen und-flächen. Die Anlagen verfielen und wurden später vermehrt abgerissen. Die Gebäude in den Siedlungen wur­den in großem Umfang saniert und modernisiert. Die gesetzliche Pflicht zum Ersatz von im Rahmen der Sanierungsarbeiten an Wohnbauten verloren gegangenen Niststätten von Gebäudebrütern wie Mehlschwalbe, Haussperling oder Mauersegler (Kompensationspflicht) wurde nicht in allen Orten konsequent umgesetzt. Durch Abwanderung der Bevölkerung, besonders aus den größeren Städten, kam es zudem durch den nicht mehr benötigten Wohnraum gelegentlich zum vermehrten Abriss von Plattenbauten, die lange Zeit Gebäudebrüter­arten infolge fehlender Verarbeitungsperfektion als Brutplätze dienten. Besonders nachteilig wirkten sich die Umgestaltungen noch vorhandener Bra­cheflächen in Grünanlagen oder Gewerbegebieten aus, wodurch Arten wie Brachpieper und Stein­schmätzer im Siedlungsbereich weiter zurückge­drängt wurden.

In den Dörfern wurden die private Tierhaltung so­wie die Bewirtschaftung von Obst- und Gemüsegär­ten größtenteils eingestellt. Die vielen Kleintierstal­lungen wurden zu anderen Zwecken genutzt oder abgerissen. Auch viele große Stall- und Siloanlagen wurden aufgegeben und verfielen. Die Renovierung von Kirchen im ländlichen Raum führte vielerorts zur Aufgabe der Brutplätze von Schleiereule, Turm­

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