Heft 
Band 19 Sonderheft
Seite
25
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Ryslavy et al.: Die Brutvögel in Brandenburg und Berlin Ergebnisse der ADEBAR-Kartierung 25

falke oder Dohle, da oft die Einflugsmöglichkeiten verschlossen wurden. Kompensierbar waren solche Brutplatzverluste nur durch Anbringen von Nistkä­sten, was allerdings nur regional gelang.

Verstärkt wurden besonders in den Dörfern und in Stadtrandlagen Flächen durch den Bau fester Straßen, Geh- und Radwege versiegelt. Es erfolgten Begrünung von Brachflächen und Zurückdrän­gung der ruderalen Randstrukturen durch ständi­ge Mahd. Im Zusammenhang mit den Siedlungen stehen auch die Veränderungen in der Organisation der Abfallentsorgung. Auch wenn die Standorte der meisten Deponien außerorts lagen, ist das Schlie­ßen und Abdecken der vielen kleinen Hausmüllde­ponien zu erwähnen. Schließlich sind im Jahr 2005 dann auch die letzten großen zentralen Deponien für Siedlungsabfall geschlossen worden. Übrig blieben nach 2005 ganze fünf(von vorher 36) Haus­mülldeponien in Brandenburg .

Gewässer: Durch den Bau moderner Klärwerke und zentraler Abwasserentsorgungsanlagen ver­ringerte sich die Abwasserbelastung der Seen und Fließgewässer nach 1990 deutlich. Die Gewässer wurden nährstoffärmer und die Sichttiefen nah­men zu. Die vormals stark geschädigten wasser­ständigen Verlandungszonen erholten sich. Insbe­sondere Schilfröhrichte zeigten starke Zuwüchse und dehnten sich deutlich aus. In den Teichgebieten wurde die Massenfischzucht mit industriemäßiger Zufütterung eingestellt und die Bewirtschaftung dentlich extensiviert.

Infolge der Komplexmelioration in den 1970er und 1980er Jahren durchzieht heute ein weitverzweigtes Grabensystem unsere märkische Landschaft. Al­lein 80% der Fließgewässer sind so künstlich ent­standen, während natürliche Fließgewässer u. a. durch Vertiefung und Begradigung hydraulisch derart verändert wurden, dass das Wasser schnel­ler aus unserer Landschaft abfließt.

Die Einstellung des Betreibens von Schöpfwerken nach der politischen Wende führte lokal zu Wieder­vernässungen und dem Entstehen neuer dauerhaf­ter Überstauungsflächen und Gewässer mit attrak­tiven Wasservogellebensräumen.

Moore : Seit 1970 verlor Brandenburg durch Ent­wässerung eine Moorfläche von ca. 70.000 ha. Naturnahe Moore gibt es heute nur noch auf 8% der Moorfläche! Der Verlust an naturnahen Moor­landschaften war in Brandenburg v. a. das Resultat der Komplexmelioration in den 1970er und 1980er Jahren. Verlangsamt setzte sich die Zerstörung

von Mooren auch in den letzten beiden Jahrzehn­ten fort. Wirksame gegensteuernde Maßnahmen konnten kaum initiiert werden, da selbst konkrete Aussagen zur Stabilisierung des Wasserhaushaltes meist nicht einmal in NSG-Verordnungen veran­kert wurden. Die aktuellen Hauptgefährdungsur­sachen sind neben der landesweiten Eutrophierung v. a. großflächig sinkende Grundwasserspiegel auf den Hochflächen und in den Niederungen. Die be­sondere klimatische Situation in Brandenburg so­wie die Auswirkungen des Braunkohlebergbaus in der Niederlausitz auf sommerliche Abflüsse in die Spree und die Havel wirken ebenso negativ auf die Grundwasserbilanz. Das in der Landschaft- v. a. in den Mooren - zurückhaltbare Niederschlagswasser wird nach wie vor im Frühjahr zu schnell abgeführt bzw. über Schöpfwerke in die größeren Fließgewäs­ser(und über diese letzten Endes zur Nord- und Ostsee ) entwässert.

Eine Umkehr dieser Situation- also Grundwasser­anreicherung- ist wirkungsvoll möglich, wenn das überdimensionierte Entwässerungssystem rückgebaut wird, z. B. die Tiefenentwässerung der Landschaft weniger intensiv erfolgt, eine Was­serspeicherung im Winter organisiert wird, die Entwässerung durch Drainagen und Druckwasser­gräben in Hochflächen zurück gedrängt wird sowie Meliorationsmaßnahmen im Wald rückgängig gemacht werden und ein naturnaher Waldumbau erfolgt. Die seit den 1990er Jahren durchgeführ­ten, meist kleineren Moorrenaturierungsprojekte haben zu einer potenziellen Moorwachstumsfläche von zusätzlich ca. 3.000 ha geführt. Seit 2005 wurde seitens der Landesbehörden ein Waldmoorschutz­programm begonnen. Notwendig ist jedoch ein landesweites Moorschutzprogramm. So wäre auf 20.000-30.000 ha Moorfläche eine Wiedervernäs­sung möglich, wobei für landwirtschaftlich genutz­te Moorflächen Nutzungsalternativen erforderlich wären(LANDGRAF 2009).

Bergbaulandschaften: Als im Jahr 1789 bei Lauch­ hammer die ersten Braunkohlenvorkommen ent­deckt wurden, konnte noch kein Mensch erahnen, welche gravierenden Folgen eine großindustrielle Nutzung der Braunkohle auf die Region der Lausitz haben würde. Insbesondere die einseitige Ausrich­tung der Energiewirtschaft der DDR führte in den 1970er und 1980er Jahren zu einem massiven Aus­bau der Braunkohleförderung. Im Jahr 1989 waren in der Lausitz 17 Tagebaue, davon 10 in Branden­ burg , in Förderung. Der jährliche direkte Flä­chenverbrauch hatte 2.000 ha/Jahr erreicht. Noch