26
gravierender ist der Eingriff in den Grundwasserhaushalt. Im Ergebnis der Grundwasserabsenkung in der Niederlausitz hatte sich ein ca. 2.100 km? großer Absenkungstrichter mit ca. 9 Milliarden m? Grundwasserdefizit ausgebildet(ARnoLD et al. in LAUBAG 1993, ARNOLD& KUHLMANN 1993).
Ab 1990 erfolgte eine massive Umstrukturierung der Lausitzer Braunkohleindustrie, die bis zum Jahr 1999 zur Stilllegung von 12 Förderstätten führte(davon 7 in Brandenburg ). Gleichzeitig wurde aber auch die mittelfristige Förderung in 5 Tagebauen(davon 3 in Brandenburg ) gesetzlich festgeschrieben.
Die massiven Eingriffe durch den Braunkohlebergbau veränderten v.a. in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch noch heute, in den Landkreisen SPN , OSL , EE und LDS die Landschaft, die Naturausstattung und die Hydrologie einer ganzen Region in bisher nie gekannter Weise. Neben dem direkten Flächenverbrauch bis Ende 2008 von 56.439 ha Fläche(Gesamtrevier Lausitz 84.117 ha) wurden Flüsse kanalisiert und z.T. umgeleitet, Moore und Feuchtwiesen entwässert oder überbaggert, große nicht zerschnittene Waldkomplexe erheblich fragmentiert, Land- und Forstwirtschaft in der Region intensiviert usw. Welche Auswirkungen großflächige Landschaftsveränderungen u. a. auch auf das Arteninventar einer Region haben können, haben MöckeL et al.(1999) mit der Dokumentation zum Aussterben des Auerhuhns in der Lausitz aufgezeigt.
Die ab 1990 eingeleitete Phase der Braunkohlenund Sanierungsplanung im Land Brandenburg regelt Aufgaben, Art und Umfang der Gestaltung der Bergbaufolgelandschaften. Jede Zerstörung birgt aber auch einen Neubeginn in sich. So sind bei der Umsetzung von Braunkohlensanierungsplänen großflächige Rekultivierungen von Kippen, Stabilisierungen von Böschungen an den Tagebaurestseen und erhebliche Maßnahmen zur Revitalisierung des Wasserhaushaltes bereits realisiert. Dass dabei nicht alle naturschutzfachlich wünschenswerten Vorstellungen umsetzbar sind, hängt ursächlich mit gesetzlichen Rahmenbedingungen zusammen, die durch das Bundesberggesetz(BBergG ) vorgegeben sind. So kam es insbesondere in Altflächen, die z. T. jahrzehntelang einer Sukzession unterlegen hatten, erneut zu Eingriffen, wobei im Zuge der Sanierungsarbeiten Steilwände beseitigt und Böschungen abgeflacht wurden, großflächig aber auch Flächen in eine forstliche oder landwirtschaftliche Nutzung zurückgeführt wurden. Viele Tagebaurestlöcher wurden entsprechend
Otis 19(2011), Sonderheft
Flutungskonzeptionen geflutet und es entstanden neue Tagebauseen. Leider werden hier zahlreiche wertvolle derzeitig noch vorhandene Brutplätze für Vogelarten mit Erreichen der Endwasserstände verschwunden sein(MöckeL& MicHAELIS 1999). Nur in Ausnahmefällen war es gelungen, wichtige Tagebaurestseestrukturen im Rahmen der Sanierungsplanung dauerhaft zu sichern.
An neu entstandenen'Lebensräumen sind v.a. die xerothermen Heidebereiche an den Tagebaurändern, die Rohböden auf den frischen Bergbaukippen und die großen Tagebaurestseen hervorzuheben. Besonders die sich herausbildende Großseenlandschaft, wovon in Brandenburg bis zum Jahr 2030 bis zu 14.000 ha Seenflächen entstanden sein sollen, führte in den letzten 20-25 Jahren zur Bereicherung der Wasservogelwelt. In den meist noch ruhigen Arealen, so z. B. auf vegetationsarmen Inseln, entstanden bedeutende Brutkolonien verschiedener Möwenarten. Die weiten Sandstrände beherbergen zahlreiche Flussregenpfeifer und auch Flussuferläufer. Die bereits teilweise verschilften Flachwasserbereiche sind für Graureiher, Rohrdommel oder Kranich wichtige Brutplätze geworden. Aufgrund der weiter ansteigenden Wasserstände durch Grundwasserwiederanstieg und Flutung der Restseen wird es aber in den nächsten 10-15 Jahren zu weiteren Verlagerungen von Brutvogelvorkommen kommen.
Ein großer, nirgends in dem Umfang in der Kulturlandschaft noch zu verzeichnender Fakt ist, dass Tagebaukippenböden sich durch Nährstoffarmut auszeichnen und z. T. niedrige ph-Werte aufweisen. Wenn diese Vorraussetzungen zielgerichtet für die Umsetzung naturschutzrelevanter Fragen genutzt werden würden, kann die Bergbaufolgelandschaft vielen konkurrenzschwachen Pflanzenarten bzw. den Ansprüchen von Lebensraumspezialisten längerfristig ein Besiedlungsangebot machen.
In den ersten Jahren nach Rückbau von Anlagen bzw. nach der Verkippung sind die Tagebauränder und Kippen zunächst nahezu optimale Bruthabitate für Arten wie Brachpieper, Steinschmätzer, Rebhuhn, Wiedehopf oder Heidelerche. Im Zuge von Sanierung und Rekultivierung werden diese zunehmend wieder ungeeignet für diese Offenlandarten, es sei denn, man bringt ausreichend Struktur innerhalb großflächig vorgegebener Nutzung(Landwirtschafts- und Forstflächen). Insbesondere in der Anfangsphase von Flächensanierungen bzw. noch nicht abgeschlossener Rekultivierung finden auch Arten wie Neuntöter, Sperbergrasmücke, Wachtel, Grauammer, Braun- oder Schwarzkehlchen günsti