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Band 19 Sonderheft
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Ryslavy et al.: Die Brutvögel in Brandenburg und Berlin - Ergebnisse der ADEBAR-Kartierung 27

ge Habitatbedingungen vor. Natürliche Sukzession, Alterung von Aufforstungen, auch wenn verstärkt Laubholz gepflanzt wird, und die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung führen auf den Kippenstandorten zwangsläufig zum Verschwin­den oder zur Ausdünnung der Bestände seltener Offenlandarten, was mit dem Steinschmätzer und Flussregenpfeifer beginnt und insbesondere den Brachpieper als Leitart der Sandoffenflächen be­trifft.

Truppenübungsplätze: Mit ca. 200.000 ha bzw. 7% der Landesfläche war Brandenburg noch An­fang der 1990er Jahre das an Militärflächen, insbe­sondere Truppenübungsplätzen, reichste Bundes­land. Das Ende des Kalten Krieges ließ diese Areale beträchtlich schrumpfen. Der überwiegende Teil wurde nicht mehr militärisch genutzt und wurde somit zur Konversionsfläche. Das betraf über 40 ehemalige Militärflächen, darunter zehn sehr gro­ße Truppenübungsplätze der früheren Westgruppe der Sowjetarmee , die zusammen schon eine Kon­versionsfläche von über 80.000ha einnahmen. Eine zivile Nachnutzung dieser Flächen ist durch eine erhebliche Munitionsbelastung erschwert. Andererseits ist dort ein Naturschutzpotenzial an Lebensräumen und Arten von europäischer Be­deutung entstanden. Bestimmte Lebensraumtypen und Tierarten, die wegen ihrer europaweiten Ge­fährdung besonders zu schützen sind, kommen in Brandenburg nur noch oder überwiegend in diesen Gebieten vor, weshalb ein Großteil der Übungsplät­ze in die Kulisse der Europäischen Vogelschutzge­biete(sowie FFH-Gebiete) einging.

Die größten Truppenübungsplätze sindLiebe­rose-Reicherskreuz,Jüterbog-West,Jüterbog­Ost sowieWittstock-Ruppiner Heide mit allein ca. 58.000 ha Konversionsfläche. Es handelt es sich überwiegend um recht große, unzerschnittene und siedlungsfreie Areale, was schon für sich al­lein einen hohen Naturschutzwert darstellt. Hinzu kommt eine ausgeprägte Vielfalt an Lebensräu­men: Feuchtgebiete grenzen an trockenes Gelände,

Sandheiden an Wald, an Moore , Bruchwälder oder Seen, offene Sandflächen an Kiefernwälder, junge an überalterte Heidekrautbestände, Vorwälder an alte totholzreiche Baumbestände, Flugsanddünen liegen inmitten von Zwergstrauchheiden.

Besonders hervorzuheben sind die Sandheiden, die es in Brandenburg praktisch nur noch auf den TÜP gibt. Hier waren es zu Beginn der 1990er Jahre noch insgesamt ca. 39.000 ha Sandheiden, von de­nen mindestens 12.000 ha Calluna-Zwergstrauch­heiden waren(= fast 10% Anteil an den noch bekannten Heiden in Europa !). Die Sandheiden kennzeichnen die vom Militär am intensivsten be­anspruchten, meist zentral gelegenen Teile der TÜP mit extrem degradierten Böden. Die größten Sand­heideflächen besaßen zu dieser Zeit die TÜP Witt­stock-Ruppiner Heide,Altengrabow ,Jüterbog­West,Jüterbog-Ost,Lieberose -Reicherskreuz undTangersdorf mit insgesamt über 30.000 ha.

Nach Einstellung der militärischen Nutzung ab 1992/93, insbesondere des Schießbetriebes und des Befahrens mit Kettenfahrzeugen, siedelte sich allmählich höhere Vegetation auf den vormals of­fenen Sandflächen an(natürliche Sukzession) und drängte damit die an Offenland gebundenen Arten zurück. Es vollzog sich ein ständiger Rückgang der offenen Sandheiden und in kürzester Zeit eine Aus­bildung von Vorwäldern. Nur in begrenztem Um­fang können Weide- und Mähnutzungen der Heide sowie Naturschutz-Managementmaßnahmen of­fene Sand- und Heideflächen als wieder schwin­denden Lebensraum und bereichernde Land­schaftselemente erhalten. In den nicht beräumten Bereichen mit hohem Munitionsrisiko bedeutet die Einstellung der militärischen Nutzung den Beginn einer ungestörten Selbstentwicklung von Naturent­wicklungsflächen.

Ehemals offene Randbereiche der Schießbahnen wurden zum Teil aufgeforstet und die vorhandenen Übungs- und Kasernengebäude zurückgebaut. In den letzten Jahren erfolgte auf einigen Flächen aber auch der Bau von Windparks und Solarparks.