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Band 19 Sonderheft
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Otis 19(2011), Sonderheft

4.4 Seltene Arten ohne sicheren Brutstatus während beider Kartierzeiträume

Rostgans (Tadorna ferruginea)

Für den Zeitraum der ersten Kartierung wird in ei­ner Publikation über ein brütendes Paar am Dorf­teich von Buchholz/LOS in den Jahren 1977 und 1978 berichtet(Nıcker. 1985). Der Autor schließt allein auf Grund einer fehlenden Beringung Ge­fangenschaftsflüchtlinge oder Freihaltung aus und ordnet die Beobachtungen eher in eine natürliche Ausbreitung ein. Bereits LEır:(1987) nahm zu die­ser Wertung der Herkunft kritisch Stellung. NıcoLAı (1993) ordnet das mitgeteilte Vorkommen in die Kategorie Gefangenschaftsflüchtlinge ein.

Früher wie heute ist die Freihaltung heimischer und vieler exotischer Wasservogelarten auf städti­schen Parkgewässern sowie Dorfteichen auch in Brandenburg an zahlreichen Orten eine beliebte Zierde. Bereits KoLse(1972) bemerkt, dass die Rost­gans neben Brautente, Mandarinente und Nilgans zu den häufigsten Wasservogelarten auf Parkge­wässern und in Zuchten gehört. Da Nıckeı(1985) schreibt:nach Aussagen von Ortsbewohnern wa­ren jeweils zwei Rostgänse bereits mehrere Jahre in Buchholz anwesend..., handelt es sich doch im betreffenden Fall eher um eine vielfach praktizierte beabsichtigte Freihaltung zur Belebung des Dorf­teiches mit bunten Vögeln. Es ist offensichtlich, dass es sich weder um eine Ausbreitung aus beste­henden etablierten Vorkommen von aus Gefangen­schaft entwichenen Vögeln noch um eine natürli­che Ausweitung des Brutgebietes handelt. Ebenso wenig breitete sich die Rostgans vom Dorfteich in Buchholz in der Umgebung aus.

Somit gehört die Rostgans, wie auch weitere an Park- und Dorfteichen in Freihaltung brütende exotische Wasservogelarten, nicht in die Liste der Brutvögel von Brandenburg und Berlin .

Pfeifente(Anas penelope)

Die Pfeifente, eigentlich eine nordische Brutvogel­art, machte in früherer Zeit gelegentlich Brutversu­che und auch erfolgreiche Bruten in Norddeutsch­land, wobei es sich jedoch offenbar nicht um stabile Brutvorkommen handelte(RHEINWALD 1993).

Vor diesem Hintergrund sind die sieben Brutver­dachte während der Kartierung 1978-82 zu sehen,

die an der Unteren Havel , Unteren Oder und Mitt­leren Oder sowie im Raum Strausberg/MOL und im Raum Joachimsthal/BAR registriert wurden. Mög­licherweise hat es sich nur um Brutzeitbeobachtun­gen gehandelt, die nicht ungewöhnlich sind, aber noch keinen konkreten Brutverdacht rechtfertigen.

Die Pfeifente gilt in Brandenburg als Brutvogel als Ausgestorben(RysLAvy& MADLow 2008). Im Rah­men der Atlaskartierung 2005-09 konnte auch kein Brutverdacht festgestellt werden.

Birkhuhn(Tetrao tetrix)

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Birk­huhn eine Charakterart in den ausgedehnten Luch­gebieten von Havel , Rhin und Dosse als auch in den Kiefernheiden der Lausitz mit ihren vielen kleinen Mooren. Die Luchpopulation existiert seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr. Lediglich in den Heidegebieten im Südosten des Landes hat sich bis in die Gegenwart ein Bestand halten können, dessen Verbreitungsschwerpunkt allerdings au! sächsischem Gebiet im Altkreis Weißwasser liegt, der jedoch durch voranschreitende Tagebaue akut gefährdet ist.

Im Slamener Revier wurden 1994 zwei Gelege entdeckt, in der Zschornoer Heide gab es mehrere Sichtnachweise. Hier besteht noch Kontakt zu deı jenseits der Neiße gelegenen polnischen Population mit etwa 400 Tieren(KAmIıeniArz 1995). Unmittelbar am Rand des Naturparks_Niederlausitzer Heidelandschaft, an der Nordkante des Tagebaus Kleinleipisch, wurden 1994 mehrfach ein Birkhahn sowie eine Henne mit Küken beobachtet. Inzwischen ist ein großer Teil des Gebietes zur Gewinnung von Füllmasse für ein Tagebaurestloch abgebaggert worden. Ab 1995 liegen keine Beobachtungen mehr vor(MLUR 2000). Weniger als 20 km entfernt, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Hohenleipisch und heutigen NSG Forsthaus Prösa, gelang 1991 die Feststellung einer einzelnen Henne(MLUR 2000).

Die Entfernungen zwischen dem Raum Weiß­ wasser , der Slamener Heide, der Zschornoer Heide und dem Vorkommen auf polnischer Seite liegen in einem Bereich, der einen Austausch von Tieren möglich erscheinen lässt(unter 25 km). Dies wird durch Einzelbeobachtungen aus dem Neißetal