Heft 
Band 19 Sonderheft
Seite
439
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Ryslavy et al.: Die Brutvögel in Brandenburg und Berlin - Ergebnisse der ADEBAR-Kartierung 439

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Die im Rahmen der Brutvogelkartierung für einen Atlas deutscher Brutvögel in den Jahren 2005-2009 gewonnenen Ergebnisse werden für Brandenburg und Berlin zusammengestellt und mit der Kartie­rung von 1978-82 verglichen. Dargestellt und erläu­tert werden Verbreitungskarten, Rasterfrequenz, Brutbestand und der Bestandstrend der letzten 15 Jahre. In den Zeiträumen beider Kartierungen nisteten insgesamt 200 der bisher 217 als Brutvö­gel registrierten Arten in Brandenburg und Ber­ lin . Während der aktuellen ADEBAR-Kartierung konnte das Brüten von 195 Vogelarten festgestellt werden. Dem gegenüber stehen 183 brütende Vo­gelarten die während der ersten Kartierung re­gistriert wurden. Während sechs Brutvogelarten (Auerhuhn, Kornweihe, Blauracke, Bienenfresser, Tannenhäher, Rotdrossel) nicht mehr als Brutvogel auftraten, wurden gegenüber der Kartierung von 1978-82 immerhin 17 Vogelarten(Singschwan, Ka­nadagans, Nilgans, Wanderfalke, Stelzenläufer, Sä­belschnäbler, Sandregenpfeifer, Schwarzkopfmöwe, Mittelmeermöwe, Steppenmöwe, Heringsmöwe, Zwergseeschwalbe, Weißbartseeschwalbe, Weiß­flügelseeschwalbe, Raufußkauz, Sperlingskauz, Uhu) neu oder wieder brütend nachgewiesen.

Im Vergleich beider Kartierungen hat die Arten­dichte pro MTB leicht zugenommen. Die Gebiete mit den höchsten Artendichten sowie den höchsten Anzahlen von Rote Liste -Arten konzentrieren sich

Zusammenfassung

in der Uckermark und entlang der Mittleren und Unteren Havelniederung.

Die Summierung der Brutbestände ergibt etwa 4.400.000 bis 6.900.000 Reviere für Brandenburg und Berlin . Im bundesweiten Vergleich brütet z. B. von Fischadler, Großtrappe, Kleinralle, Trauersee­schwalbe, Wiedehopf, Rohrschwirl, Drosselrohr­sänger und Brachpieper ein großer Teil des Bestan­des in Brandenburg . Der Seggenrohrsänger besitzt sein letztes deutsches Vorkommen im Nationalpark Unteres Odertal.

Insgesamt 80% der Brutvogelarten zeigten seit der ersten Kartierung keine oder eine positive Veränderung der Rasterfrequenz während sich für 20% der Brutvogelarten die Zahl der besiedel­ten MTB verringerte. Überdurchschnittlich hohe räumliche Verluste weisen Brutvögel der Feucht­wiesen und der Agrarlandschaft auf.

Von 186 näher untersuchten Brutvogelarten ist der Bestandstrend bei 69 Vogelarten und somit über einem Drittel der Arten in den letzten 15 Jah­ren deutlich negativ. Überproportional betroffen sind Langstreckenzieher und Limikolenarten, aber auch häufige Brutvögel wie Feldlerche, Star, Bach­stelze und Grünfink. Die gravierendsten negativen Einflüsse auf die Brutvogelgemeinschaften vollzo­gen sich im Agrarraum und in den Siedlungen und setzen sich hier auch gegenwärtig weiter fort.