OTIS 6(1998) 1/2: 1-59 3
und auch eine Zwerggans(die erste von immerhin 7 im Jahresverlauf) wurde gemeldet. Der April begann sehr kalt und zeigte sich dann sehr wechselhaft, bis sich zum Monatsende Warmluft mit sommerlichen Temperaturen durchsetzte. Dies brachte eine Reihe sehr früher Erstnachweise mit sich, z.B. Seggenrohrsänger und Wespenbussard am 20. April sowie
Grauschnäpper, Neuntöter und Zwergseeschwalbe am 25. bzw. 26. April. Weiterhin brachte der April zwei Erstnachweise für Brandenburg und Berlin : eine Amerikanische Krickente am
Rietzer See-Streng sowie einen Zitronengirlitz in der Niederlausitz , bei dem allerdings eine Herkunft aus Gefangenschaft nicht auszuschließen ist. Eine Zitronenstelze am Monatsende bei Lauchhammer war die dritte in unserem Berichtsgebiet nachgewiesene. Im ungewöhnlich kühlen, im Gegensatz zu den trockenen Vormonaten niederschlagsnormalen Mai führte eine Kälteperiode zu Monatsbeginn zum Zugstau und zu beachtlichen Ansammlungen einiger Arten, z.B. bis zu 195 Grünschenkel und 167 Dunkle Wasserläufer in der Unteren Havelniederung und Ansammlungen bis zu 2000 Mehlschwalben, 3000 Uferschwalben und 5000 Rauchschwalben an verschiedenen Gewässern. Völlig außergewöhnlich war ein nie dagewesener Heimzug der Weißflügelseeschwalbe mit insgesamt mindestens 370 Vögeln und Gebietsmaxima bis zu 92, aber auch Trauerseeschwalben(max. 600) und Flußseeschwalben (max. 110) zogen sehr stark.. Auch der Mai brachte wieder einige Seltenheiten, von denen eine Rötelschwalbe bei Frankfurt als weiterer Erstnachweis herausragte. Andere sehr seltene Arten waren Berglaubsänger(TÜP Jüterbog), Maskenstelze(Schlepziger und Reckahner Teiche) und Rotkopfwürger(Unteres Odertal ). Ebenso erwähnenswert sind Triel, Dreizehenmöwe, Rotsterniges Blaukehlchen , Sumpfläufer, Purpurreiher und Seidenreiher, von denen jeweils ein Vogel im Mai beobachtet wurde, während gleich ein Trupp von 22 Bienenfressern eine uckermärkische. Kiesgrube beehrte. Von den nicht ganz so seltenen Arten traten
Doppelschnepfe, Teichwasserläufer, Steinwälzer und Rotkehlpieper überdurchschnittlich häufig auf.
Im Sommer begann der Juni mit warmen Tagen, der Rest des Monats war jedoch ebenso wie der sehr regenreiche Juli zu kühl. Hingegen zeigte sich der August bei andauernder Hochdruckwetterlage wieder sehr warm, obgleich ausgesprochene Hitzetage fehlten. So spektakulär wie der Heimzug zeigte sich auch die Brutsaison, die erstaunliche fünf neue Brutvogelarten für Brandenburg brachte! Drei davon betrafen den Nationalpark Unteres Odertal, wo ein lang anhaltendes Frühjahrshochwasser für außergewöhnlich günstige Brutund Rastbedingungen sorgte. Leider fiel das Wasser dann aber doch zu schnell wieder ab, so daß die begonnenen Bruten von Weißflügelseeschwalbe(1 BP), Weißbartseeschwalbe(4 BP) und Zwergmöwe(2 BP) erfolglos blieben. Nicht ganz unerwartet kam nach den Herbstbeobachtungen des letzten Jahres der erste Brutnachweis des Sperlingskauzes in der Rochauer Heide. Dagegen fielen zwei erfolgreiche Bruten des Säbelschnäblers bei Prenzlau völlig aus dem üblichen Rahmen.
Die beiden bereits aus dem Vorjahr bekannten Singschwanpaare brüteten erneut erfolgreich, hingegen gelang im traditionellen Brutgebiet kein Brutnachweis der Kolbenente, wohl aber die Beobachtung einer Ansammlung von 16 Vögeln. Jahreszeitlich ungewöhnlich waren Nachweise der Bergente Mitte Juni an den Wulfersdorfer Teichen, des Steinadlers Ende Juni bei Buchholz und eines Zwergsägers ab Ende August am Felchowsee. Eine Trauerente hielt sich. im Juni und Juli auf dem Kleinkoschener See auf. Der zweite dokumentierte Schelladler dieses Jahrhunderts wurde am 20. Juli am Blankensee gesehen, ein Zwergadler übertrat Anfang Juli die Grenze nach Mecklenburg-Vorpommern , zwei Löffler besuchten die Belziger Landschaftswiesen und ein Grünlaubsäger sang einen Monat lang im Nauener Stadtpark. Der