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Band 6 Heft 1/2
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62 SCHMIDT, A.: Reaktionen der Vogelwelt auf Klimaerwärmung- Beispiele

Seit dem Winter 1987/88 waren die Ansammlungen nur noch 3-4 Wochen(letzte Dezembertage bis 20. Januar) abwesend, und 1990/91 überwinterten mindestens 150 Ex. erstmals erfolgreich (HAUPT 1992). Über den späten Wegzug entstand die durchgehende Überwinterung. Klassische Nichtzieher sind z.B. aus Großbritannien , Frankreich , Belgien , den Niederlanden und dem Mittelmeergebiet bekannt. Die Hauptüberwinterungsplätze der Zieher lagen vor allem südlich und westlich der 5°-Januarisotherme(MÖCKEL 1988, 1994). Auch klimatisch begünstigte Gebiete Ostdeutschlands fielen zumindest als gelegentliche Überwinterungs­regionen auf, z.B. das Gebiet um Haldensleben , die mecklenburgische Ostseeküste und die Wärmeinsel Berlin (MÖCKEL 1988). Das sind Gebiete,.die in den 50er bis 70er Jahren der milderen Winterhärtezone 7b(beurteilt nach der durchschnittlichen Januarminimumtemperatur, HEINZE& SCHREIBER 1984) zugeordnet wurden, während die anderen Teile Ostdeutsch­lands überwiegend der kälteren Zone 7a angehörten. Die neuesten Veränderungen(Abb.1) können damit erklärt werden, daß sich für die 22 Jahre von 1974 bis 1995 die Winterhärte um 2 Stufen(1 Zone) verringerte, errechnet für Ostbrandenburg(GÖRSDORF& KORN 1996).

700 600+

500+ 400+ 300+ 200 100+ 3{ OA+

1974/75 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94

9 Ei a E © X w

Winterhalbjahre

Mindestanzahl während der Wintermonate in Brandenburg nachgewiesener Hohltauben(nach BRÄUNLICH et al. 1993, 1994a, 1994b, 1996; 1974/75 nach Schätzung für 1964-79 pro Winter)

Für die Avifaunistischen Jahresberichte wurde die Berücksichtigungsgrenze von "Ansammlungen>10 Ex." für 1991 schrittweise auf"Ansammlungen>50 Ex." für 1994 heraufgesetzt(BRÄUNLICH et al. 1993, 1994a, 1994b, 1996). Das Überleben des Winters durch Nichtzieher auf der Basis eines sicheren Nahrungsangebotes war die Grundlage für eine Kettenreaktion der Bestandszunahme, denn es fielen bedeutende Verluste durch Abschuß in den klassischen Überwinterungsgebieten weg. Das bedeutete einen höheren Basisbrutbestand von Nichtziehern, eine höhere Nachwuchsrate der Teilpopulation und eine schnelle Zunahme des Populationsanteils der Nichtzieher(Abb. 1).

2.2. Rothalstaucher(Podiceps griseigena) Zwischen 1962 und 1977 gab es 10 Beobachtungen mit 21 Ex. im November und eine Beobachtung von 3 Ex. im Dezember für ganz Brandenburg (SCHMIDT, R. 1987). In den