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Band 6 Heft 1/2
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80 MÖNIG, R.: Vogelgemeinschaft einer trockengefallenen Rieselfeldfläche bei Berlin

Vergleich bei den Leitartenkollektiven und ihren Abundanzen führt zu interessanten Gemeinsamkeiten aber auch zu bemerkenswerten Unterschieden.

So sind die Siedlungsdichten von Neuntöter und Braunkehlchen zwar nicht nach Anzahl wohl aber nach Siedlungsdichte vergleichbar, fallen aber bei Sumpfrohrsänger und Feldlerche völlig auseinander. Zu berücksichtigen ist auch, daß in den Wansdorfer Flächen auftretenden Arten Teich-, Drosselrohrsänger und Wasserralle im hier beschriebenen Gebiet nicht vertreten sind.

5. Veränderungen der Brutbestände 1995 bis 1998

Nach Aufgabe der Verrieselung setzte sofort ein Austrocknungsprozeß mit entsprechender Sukzession der Vegetation auf dem nährstoffreichen Substrat ein. Deren Dynamik war bislang dadurch gekennzeichnet, daß offenbar in den ersten Jahren eine spontane flächendeckende Besiedlung mit Kraut- und Ruderalpflanzen erfolgte. Ab 1995 wurden von den Berliner Stadt­gütern gezielt die Becken westlich der Allee mit Wirtschaftsgras eingesät. Östlich bis zur Straße Sputendorf- Struveshof fand bislang keine Bewirtschaftung statt, sieht man von den reinen Landwirtschaftsflächen am Rand des Untersuchungsgebietes ab.

Im Zuge dieser Entwicklung baute sich vor allem bei Feldlerche und Goldammer ein beachtlicher Brutbestand auf, ganz offenbar begünstigt durch die artenreiche Niedrigvegetation. Noch bemerkenswerter entwickelten sich die Bestände von Braunkehlchen und Neuntöter. Sie haben den entstandenen Aufwuchs mit seinen Ansitzwarten artspezifisch nutzen können. So hat das Braunkehlchen vor allem die Stauden und Stengel an den Beckenrändern und Gräben, der Neuntöter das Buschwerk auf den Dämmen und an den Wegen angenommen. Durch Aufnahme regelmäßiger Mahd und durch Absenkung des Grundwasserspiegels haben sich die Wartenverhältnisse binnen kurzer Zeit objektiv verschlechtert: Stauden- und Ruderalpflanzen blieben aus, Holunderbüsche und Weiden vertrockneten. So ist der Bestand von 1997 auf 1998 beim Braunkehlchen um 30 Prozent und beim Neuntöter um 50 Prozent zurückgegangen. Im Zuge dieses Bestandsrückgangs hat das Braunkehlchen bestimmte Teilflächen(z.B. östlich der Straße Sputendorf- Struveshof) ganz aufgegeben. Der Neuntöter hat sich auf strukturstarke Reviere an Wegen und Gräben zurückgezogen(vgl. Abb. 4). Bei den Arten mit niedriger Siedlungsdichte ist das Ausbleiben der Sperbergrasmücke für 1998 bemerkenswert. Welche überregionalen Einflüsse für diese Bestandsrückgänge mitverantwortlich sind, läßt sich derzeit noch nicht klären.

Mit der Absenkung des Grundwasserspiegels haben sich auch die Existenzbedingungen für Rohrammer, Wiesenpieper und Sumpfrohrsänger verschlechtert. Andererseits ist der Feldschwirl mit seinem Brutbestand in Ausdehnung begriffen. Auch der Bestand von Baumpieper, Dorngrasmücke und Goldammer hat sich weiter erhöht. So erfolgte bereits innerhalb weniger Jahre eine weitere Verschiebung des Artenspektrums vom Lebensraumtyp feuchte und nasse Brachen" zum Typoffene und halboffene Feldfluren"(FLADE 1994).