Heft 
Band 6 Heft 1/2
Seite
103
Einzelbild herunterladen

AA AA

z<

OTIS 6(1998) 1/2: 93-103 103

auf Feuchtlebensräume angewiesenen Vögel unser Gebiet überfliegen müssen, weil es an Rastplätzen mangelt. So stellen die erfaßten Rastbestände beispielsweise von Krick-, Stock-, Knäk- und Löffelente aber auch von Sandregenpfeifer , Kiebitz, Sichelstrandläufer, Kampf­läufer, Bekassine, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel und Bruchwasserläufer überregional bedeutende Konzentrationen für den Wegzug dar, die in Brandenburg kaum eine Entsprechung fanden(vgl. z.B. RUTSCHKE 1987).

Neben der generellen Bedeutung naturnaher Flußlandschaften hinsichtlich des Hochwasser­schutzes, der positiven Beeinflussung des Grundwasserhaushaltes, als Wasserreservoir, als Erholungsort usw., ist der ornithologische Wert vielfach belegt worden. Neben der heraus­ragenden Stellung des Unteren Odertals, in dem sich von verschiedenen bestandsbedrohten und auch global gefährdeten Brutvogelarten Vorkommenszentren(z.B. Wachtelkönig) oder auch die letzten deutschen Brutplätze(z.B. Seggenrohrsänger) befinden(vgl. DITTBERNER 1996), weisen auch andere Oderabschnitte wertvolle Gebiete auf. Weitere Flächen die zur Erhöhung des Retentionsraumes der Oder prädestiniert wären, sind neben den unbesiedelten nördlichen Bereichen der Ziltendorfer Niederung die Neuzeller Aue und die Oderwiesen zwischen Genschmar und Kienitz. Hier könnten beiläufig durch die zwangsläufig schonende Bodennutzung und ein gezieltes Hochwassermanagement, langfristig neue Lebensräume für eine Vielzahl bestandsbedrohter Arten der Feuchtgebiete entstehen. Doch stattdessen werden gegenwärtig noch vorhandene EU -Mittel in den unwirtschaftlichen und ökologisch völlig unsinnigen Ausbau der letzten naturnahen Flußsysteme Brandenburgs verplant. Fast schon als Ironie des Schicksals muß ein Vorhaben zur Errichtung von Windkraftanlagen in der Zilten­dorfer Niederung bezeichnet werden.

Schließlich bleibt zu hoffen, daß die nächste Hochwasserwelle nicht nur auf die schwächeren Deiche östlich des Oderstromes drückt, sondern auch die Schreibtische vielbeschäftigter Politiker und Planer erreicht, um endlich Voraussetzungen und Mittel bereitzustellen, die nicht nur- wie oft behauptet- ein paar Naturschützern dienen würden, sondern vielmehr allen Betroffenen, wie das Szenario im Sommer 1997 eindrucksvoll und unmißverständlich belegte.

Literatur

BARTHEL, P. H. 1997: Bemerkenswerte Beobachtungen, Brutzeit bis September 1997. ­Limicola 11: 256-273

DITTBERNER, W., HAFERLAND, H.-J.& KRUMMHOLZ, D. 1981: Ornithologische Beobachtungen während der Sommerflutung 1977 im Poldergebiet bei Schwedt/O .- Falke 27: 10-15

DITTBERNER, H.(1996): Die Vogelwelt der Uckermark mit Schorfheide und unterem Oder­tal.- Verlag E. Hoyer, Galenbeck

DITTBERNER, W. 1998: Ornithologische Beobachtungen während und nach der Sommerflu­tung 1997 im unteren Odertal.- Limicola 12: 20-37

HAUPT, H.& SCHMIDT, A. 1986: Ornithologische Beobachtungen während eines Sommer­hochwassers im NSGAlte Spreemündung, Kreis Beeskow.- Naturschutzarb. Berlin­Brandenb. 22: 52-54

HAUPT, H.& NOAH, T. 1997: Der Zwergstrandläufer(Calidris minuta)- Einflug 1996 in Brandenburg und Berlin.- Otis 5: 88-96

RUTSCHKE, E.(Hrsg.): Die Vogelwelt Brandenburgs.- 2. Aufl., Fischer-Verlag Jena

HARTMUT HAUPT, Hannemannei 8, 15848 Beeskow THOMAS NOAKH, Bergstraße 6b, 15910 Schlepzig