Heft 
Band 6 Heft 1/2
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OTIS 6(1998) 1/2: 122-137 133

vollständig:absterben, ohne daß die Bestände durch Wege, Schneisen und Bestandslücken aufgelockert sind(FLADE 1994).

Diese Auflockerung in Form von offenen Sandstellen fehlt der Art heutzutage in unseren Forsten weitestgehend. Zudem wurde nach 1990 in Ostdeutschland die Kahlschlagswirtschaft erheblich reduziert, so daß diese für den Ziegenmelker zeitweise vorhandenen Lebensräume ebenfalls stark eingeschränkt wurden. Die Eutrophierung der Landschaft aus der Luft hat den Boden der Kiefernforste zusätzlich mit nitrophilen Arten wie Drahtschmiele inzwischen großräumig zuwachsen lassen und der Art weiteren Lebensraum entzogen. Lockere Bestände mit den wesentlichen Habitatvoraussetzungen sind großflächig in Brandenburg im wesentlichen nur noch auf den TÜP und einigen halboffenen Binnendünen der märkischen Kiefernheide bzw. größeren Waldbrandflächen vorhanden.

5.3. Bedeutung der Truppenübungsplätze für den Ziegenmelker

Zahlreiche extensiv genutzte, großflächige Militärübungsplätze in Brandenburg zeichnen sich durch ein großes Potential an natürlichen und naturnahen Biotopen aus(vgl. DRL 1993, BEUTLER 1993b). Sie wurden vor der Intensivierung der Landnutzung zumeist auf ertrags­schwachen Standorten z.B. Sandergebiete eingerichtet und zählen somit oft zu den nährstoffarm gebliebenen Landschaften, die oligo- und mesotrophen Lebensgemeinschaften beherbergen. Die herausragende Bedeutung der meisten Truppenübungsplätze aus Sicht des Arten- und Biotop­schutzes wurde schon von verschiedenen Autoren ausführlich diskutiert(z.B. BEUTLER 1993b, DRL 1993, PRIES& BUKOWSKY 1993, ALEX& FLESCHNER 1994, ROBEL& RYSLAVY 1996).

Die hier vordergründig behandelten beiden Jüterboger TÜP stellen einen unersetzbaren Insel­Naturgroßraum inmitten biologisch verarmter Agrar-Kultursteppen dar. Sie bilden in ihrer Gesamtheit das repräsentativste Binnendünen- und Binnenflugsandgebiet und eines der größten Zwergstrauchheide-Ökosysteme Deutschlands , und die dortigen Pionier- und Sukzessionsstadien der Dünen und Binnensandfelder weisen eine einzigartige Vollständigkeit, einschließlich der kompletten Wirbellosenfauna der mitteleuropäischen Binnendünenzonen, auf(z.B. BEUTLER 1993a). Die Militärübungsplätze bilden mit den dort vorkommenden enormen Populationsgrößen des Ziegenmelkers(sowie auch von Wiedehopf, Raubwürger, Heidelerche, Brachpieper, Steinschmätzer u.a.) überregional bedeutende Populationszentren und stellen eine wichtige Gen­Reserve zur Stützung der lokalen Population dar.

Der Ziegenmelker(als nur eine Leitart der Sandheiden) benötigt große zusammenhängende Lebensräume, da diese sehr reviertreue Art bei Revierverlust(z.B. durch Vegetationsaufwuchs) versucht, möglichst in der Nähe ein neues Revier zu besetzen(vgl. TODTE& HARZ 1998). Ähnliches trifft auch auf die Arten Wiedehopf und Raubwürger zu. Somit ist der Erhalt großer Flächen mit geeigneten Habitatstrukturen notwendig und besonders auf den TUP potentiell großflächig möglich.

Zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten kommen in Brandenburg heute nur noch auf den TÜP vor, da ihnen ursprüngliche Lebensräume etwa in den früheren offenen Kiefernheiden Brandenburgs durch Eutrophierung und Intensivierung der Forstwirtschaft bereits Seit Jahrzehnten verloren gegangen sind. Tatsächlich liegt hierin der oft hervorgehobene hohe naturschutzfachliche Wert der TÜP-Flächen gerade darin begründet, und gerade deshalb wurden auch die meisten brandenburgischen TÜP als Naturschutzgebiete(NSG) einstweilig gesichert. Vor allem durch den Schutz von noch intakten Populationen- so auf den TUP- kann einer gefährdeten Art wirksam geholfen werden! Da zudem der Ziegenmelker große Lebensräume