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Band 20
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Otis 20(2012)

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Schriftenschau

BeHrens, H.(2010): Lexikon der Naturschutzbe­auftragten. Band 3: Naturschutzgeschichte und Naturschutzbeauftragte in Berlin und Bran­denburg. Steffen Verlag, Friedland . 964 Seiten. Herausgegeben vom Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Hochschule Neubrandenburg . ISBN 978-3-940101-83-9. (1)

Ein gewichtiges Buch, in dem auf fast tausend eng bedruckten Seiten die Geschichte des Naturschutzes in unserer Region aufgearbeitet wird. Knapp die Hälfte des Buches wird von dem eigentlichen Lexikon der Naturschutzbeauftragten eingenommen, von den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bis nach der Wende, als das Beauftragtenwesen zu Ende ging. Jeder Lebenslauf enthält(soweit bekannt) die Lebensdaten, Ausbildung und Beruf, die Naturschutzaktivitäten und eine Liste der Veröffentlichungen, häufig auch ein Foto. Es ist sehr wichtig, dass diese verdienten Menschen hier vor dem Vergessen bewahrt werden. Auch viele Ornithologen finden sich unter den Naturschutzbeauftragten, und so mancher ältere Vogelschützer wird an verdiente Mitstreiter erinnert. Nicht wenige von ihnen sind bis heute aktiv.

Den größeren Teil des Buches nimmt eine aus­führliche Darstellung der Naturschutzgeschichte in Brandenburg und Berlin ein, von den An­fängen des Naturschutzgedankens Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Ausführlich wird der Werdegang der Naturschutzverwaltung dargestellt, die Gesetzgebung, die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die jeweiligen Ziele und Leitbilder des Naturschutzes. Besonderes Gewicht wird auf den ehrenamtlichen Naturschutz gelegt, insbesondere auf die Naturschutzbeauftragten von Kreisen, Bezirken und Ländern, in zweiter Linie auch auf den Verbandsnaturschutz und(in der Endphase der DDR ) auf die Umweltgruppen.

Die Lektüre ist hoch spannend, macht sie doch das Vorgehen, Erfolge und Misserfolge des Naturschutzes verständlich und stellt sie vor den Hintergrund der Zeitgeschichte. Es ist erstaunlich, in welchem Maße wir die Sicherung wichtiger Schutzgebiete dem Engagement einzelner Per­sonen verdanken, die diese oft gegen große Widerstände durchsetzten. An einigen Stellen werden die Entwicklungen deutlich subjektiv wertend beschrieben. Da muss man dann dem Urteilsvermögen des Autors vertrauen, wenn man es nicht selbst überprüfen kann. Über Einzel­heiten kann man sich streiten. So beruht die Be­schreibung des Verbandsnaturschutzes im West­ Berlin der 1970er und 1980er Jahre ganz auf der Wertung eines der damaligen Hauptprotagonisten. Dessen Wahrnehmung ist sicher respektabel, aber eben doch nur ein Ausschnitt und nicht die einzige mögliche Sicht der Dinge. Auch würde ich mich nicht der Meinung anschließen, dass der Typus desengagierten und vom Schutzobjekt beseelten ehrenamtlichen Naturschützers heute massiv an Bedeutung verliert angesichts der Professionalisierung der Umweltverbände. In Brandenburg ruht sicherlich immer noch weit über 90% der Verbandsnaturschutzarbeit auf den Schultern solcher Engagierter, während die wenigen Hauptamtlichen sich auf die Organisation der Ehrenamtsarbeit und die eher politisch orien­tierten Tätigkeiten konzentrieren.

Ornithologische Themen spielen nicht die Haupt­rolle in diesem Buch, aber so manche der erwähn­ten Protagonisten waren Ornithologen. Und in gesonderten Abschnitten wird die Geschichte des Arbeitskreises zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiere(AKSAT), der Zentrale für Wasser­vogelforschung und des Zentralen Fachausschusses Ornithologie beschrieben.

Wolfgang Mädlow