Heft 
Band 20
Seite
63
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Otis 20(2012): 63- 70

Zum Auftreten nicht-artspezifischer Gefiedermerkmale bei Vögeln

Martin Fiddicke

FıDDICKE, M.(2012): Zum Auftreten nicht-artspezifischer Gefiedermerkmale bei Vögeln.

Otis 20: 63-70.

Die bemerkenswertesten Nachweise von farbaberranten Vögeln seit Ende der 1980er Jahre im Bereich des Oderbruchs, Landkreis Märkisch Oderland , werden in Kurzbeschreibungen aufgelistet und klassifiziert. Außerdem werden fünf Fälle von Arten mit abweichender Steuerfederzahl genannt. Definitionen über Phänotypen und Variabilität werden zum allgemeinen Verständnis einleitend in Erinnerung gerufen und eine möglichst exakte Anwendung der Begriffsdefinition zur ThematikAberration angemahnt. Der Beitrag regt zudem Überlegungen über die Rolle der Umwelt bei der Entstehung von Aberrationen an.

FIDDICKE, M.(2012): The occurrence of non-species-specific plumage characters in birds.

Otis 20: 63-70.

The most notable evidence of aberrant colored birds since the late 1980s in the area of Oderbruch (East of Brandenburg county) are listed and classified in short descriptions. In addition, five cases of species with a different number of tail feathers are specified. Definitions of phenotypes and variability are listed to the general understanding and a better definition for the termaberration is recommended. The article also encourages reflection on the role of the environment in causing

aberrations.

Martin Fiddicke, Rotdornstr.13, 16269 Bliesdorf

1. Einleitung und Definitionen

Nach über 20-jähriger Beobachtungs- und Rupfungssammeltätigkeit in einem relativ kleinen Untersuchungsgebiet der Oderbruchregion, im Landkreis Märkisch Oderland (MOL), das sich im Wesentlichen auf 300 km? im Umkreis der Stadt Wriezen beschränkt, werden Feststellungen über Gefiederaberrationen bei einer Auswahl von Vogelarten zusammenfassend präsentiert. Die Materialaufarbeitung dient auch als Berichtigung von in zurückliegenden Jahresberichten der ABBO publizierten eigenen Meldungen über abweichend gefärbte Vögel. Die Mehrzahl der Autoren, die über abweichend gefärbte Vögel berichten, sind Laien, die sich als wenig vertraut mit den Fachbezeichnungen erweisen. Oft mangelt es schon an einer detailgetreuen Beschreibung des beobachteten Vogels. Dadurch wird es im Nachgang schwierig, Farbabweichungen genau zu klassifizieren.

Der Sammelbegriff_Hyperchromatismus (Farbstoffüberfluss) beinhaltet den Lipochroismus, bei dem Lipochrome(rote und gelbe Pigmente)

vermehrt im Gefieder eingelagert sind, und den Melanismus mit einer verstärkten Sättigung durch Melanine(Pigmente, die der Feder schwarze, braune und rostfarbene Töne verleihen). Unter Hypochromatismus(Farbstoffmangel) werden die vier Kategorien Albinismus , Leukismus, Schizochroismus und Chlorochroismus vereinigt. Albinismus und Leukismus äußert sich in einem rein weißen Gefieder. Haut, Schnabel, Füßen und Netzhaut der Augen fehlen bei albinotischen, im Gegensatz zu leukistischen Vögeln jegliche Pigmente. Albinismus tritt immer im gesamten Federkleid auf, während bei leukistischen Vögeln meist nur partiell Pigmente fehlen.

Schizochroismus bezeichnet ein Federkleid, dem ein Farbstoff fehlt, während die anderen un­verändert erhalten bleiben. Beim Chlorochroismus sind alle Pigmente vorhanden, jedoch im Gefieder vermindert eingelagert. Der betroffene Vogel trägt ein stark verblasstes Federkleid und kann mit einem Weißling verwechselt werden. Chlorochroistische Vögel sind aber nie rein weiß, sondern weisen immer eine Färbtönung auf, z.B. beige(RUTSCHKE 1964, HErınc 2009).