Heft 
Band 20
Seite
80
Einzelbild herunterladen

80

Otis 20(2012)

auch große Hybridpappeln als Ansitzwarte meist in unmittelbarer Brut-wandnähe. Ein einziges Mal konnte auch beobachtet werden, dass ein futtertra­gender Vogel relativ hoch fliegend über die östlich angrenzenden Wälder zur Brutkolonie zurück ge­flogen kam.

Nach dem 11.Juli wurde dann eine ganze Weile nicht mehr an der Brutwand beobachtet, denn das Wetter war regnerisch, nasskalt und stürmisch geworden.

Am späten Nachmittag des 20.Juli 2012 wurde dann erstmalig wieder der Brutplatz aufgesucht und dabei leider festgestellt, dass die große Südost­Wand mitsamt den beiden Brutröhren komplett abgerutscht war. Die Grasnarbe hing in Teilen von der Oberkante herunter. An einer Stelle ließ sich noch eine Verfärbung im frischen Sand erkennen, die wahrscheinlich die Rückwand des Brutkessels einer Bienenfresser-Höhle gewesen war. Die dritte Brutröhre an der Ostwand des Sandhaufens sah augenscheinlich intakt aus, aber von den Altvögeln fehlte jede Spur. Trotz mehrerer langer Kontrollen an diesem Tag zeigte sich kein Bienenfresser mehr am Brutplatz. Die Vögel waren offenbar abgewandert.

Brutansiedlung 2013

Das Frühjahr 2013 wurde nun mit Spannung erwartetet. Der Zustand der großen Steilwand hatte sich gegenüber dem Vorjahr nicht verschlechtert. Der Hangabbruch des vergangenen Jahres hatte eine hinreichend vertikale Wand hinterlassen. Aufgrund der erfolglosen Brutversuche im Vor­jahr erschien es allerdings unwahrscheinlich, dass erneut Bienenfresser an diesen Brutplatz zurückkommen würden.

Dennoch konnte am 15.Mai erneut ein Bienenfresser am Vorjahresbrutplatz beobachtet werden. Am 16.Mai waren schon drei Vögel und am 18. Mai dann mindestens vier Bienenfresser anwesend. In der Folgewoche bestand terminlich keine Möglichkeit, den Brutplatz aufzusuchen. In der zweiten Maidekade- um Pfingsten 2013- hatte es allerdings auch immer wieder, teilweise heftig geregnet. So verwunderte es nicht, dass bei der nächsten Kontrolle Ende Mai keine Bienenfresser mehr festzustellen waren. Es wurde vermutet, dass

die Vögel aufgrund der kühlen, feuchten Witterung das Gebiet wieder verlassen hatten.

Am 18.Juni 2013 waren dann plötzlich über dem Wohngebiet erneut Bienenfresser zu hören. Kontrollen ab Anfang Juli ergaben, dass mindestens zwei Bienenfresser ständig am Brutplatz anwesend waren. In der bereits für 2012 beschriebenen Südost-Wand brüteten nun 21 Uferschwalben­Paare. Eine Brutröhre des Bienenfressers wurde zunächst nicht identifiziert. Bei zwölf Kontrollen im Juli und Anfang August waren aber immer mindestens einer, gelegentlich auch zwei Vögel zu sehen.

Erst am 4.August 2013 konnte dann gemeinsam mit T. Ryslavy die besetzte Brutröhre ausfindig gemacht werden. Sie befand sich überraschend niedrig im unteren Teil der Steilwand und war bei horizontalem Blickwinkel durch Vegetation verdeckt. An diesem Tag konnten zudem zahlreiche Fütterungen mindestens eines fast flüggen Jungvogels beobachtet werden(Abb. 4). Da am Röhreneingang immer nur ein Vogel zu sehen war, ließ sich nicht mit Bestimmtheit klären, wie viele Jungvögel tatsächlich versorgt wurden.

Am 7.August konnte dann beobachtet werden, wie ein Altvogel mit Futter im Schnabel etwa 15 Minuten laut und anhaltend rufend über dem Brutplatz kreiste- ganz offensichtlich, um dadurch den bzw. die Jungvögel zum Ausfliegen zu bewegen. Leider konnten an dem Tag die weiteren Geschehnisse nicht abschließend verfolgt werden.

Am 8.August wurde der Brutplatz kurz am Nachmittag sowie ausführlich erneut am Abend kontrolliert- ohne weitere Sichtbeobachtungen. Ganz offensichtlich hatten die Bienenfresser aber unmittelbar nach dem Ausfliegen der Jungen ihren Brutplatz verlassen.

Fazit und Ausblick

An dem beschriebenen Brutplatz im Landkreis OHV hatten möglicherweise schon im Jahr 2011 Bienenfresser einen Brutversuch unternommen. Mit Sicherheit aber kann gesagt werden, dass dort 2012 drei Paare erfolglos, und im Jahr 2013 ein Paar des Bienenfressers erfolgreich gebrütet ha­ben. Somit handelt es sich bei dem beschriebenen Brutplatz in Velten erstmals um eine über mehrere