Haupt& Mädlow: Avifaunistischer Jahresbericht 2010 S
Übersicht Witterung und herausragende Ereignisse
Im Winter 2010 waren der Januar und Februar extrem schneereich und deutlich zu kalt. An 57 Tagen gab es eine geschlossene Schneedecke, die Mitte Februar eine rekordverdächtige Höhe von 40 Zentimetern erreichte. Die Tiefsttemperaturen lagen an 55 Tagen durchgehend im Frostbereich. Der Januar war zudem um vier Grad kälter als im langjährigen Mittel. Lediglich die letzten vier Februartage blieben frostfrei.
Als sehr seltener Gast rastete ein bereits seit dem Dezember 2009 anwesender Eistaucher auf dem Senftenberger See noch bis über den Jahreswechel. Auf Grund des strengen Winterwetters hielten sich im Januar im Vergleich zu anderen Jahren auffallend wenige Schnatter-, Pfeif-, Krick- und Spießenten, Kiebitze, Bachstelzen und Stare im Gebiet auf. Erstaunlich hoch waren in diesem Monat hingegen die Gesamtzahlen von über 12.000 Graugänsen und 16 Rohrdommeln, von denen am traditionellen Überwinterungsplatz am Schiaßer See bis zu vier Artvertreter ausharrten. Zeitlich ungewöhnliche Beobachtungen bei Schnee und Kälte im Januar gelangen von einem Weißstorch, zwei Rohrweihen, insgesamt vier Zwergmöwen, zwei Beutelmeisen und erstmals für diese Jahreszeit von zwei Austernfischern. Herausragende lokale Konzentrationen bildeten über 1.000 Singschwäne in der Elbtalaue, 3.500 Silbermöwen an einem Schlafplatz an der Berliner Havel , sehr viele Wacholderdrosseln in Trupps bis 3.000 Individuen im Berliner Stadtgebiet und wie bereits im Vorjahr eine gewaltige Ansammlung von 530 Bergpiepern im Unteren Odertal. Besonders interessante Beobachtungen waren im Februar spärlich. Erwähnenswert sind ein Trupp von fünf Tannenhähern, ein für diese Jahreszeit ungewöhnlicher Trupp von neun Girlitzen, ein sich über drei Wochen in Berlin-Mitte aufhaltender Uhu sowie je eine recht früh heimziehende Rohrweihe(22.2) und Knäkente(28.2.).
Das Frühjahr begann in der ersten Märzhälfte mit durchschnittlichen Witterungswerten. Die zweite Märzhälfte war jedoch deutlich zu warm, Wie nachfolgend auch der gesamte April, der eine positive Abweichung von fast zwei Grad aufzuweisen hatte und zudem zu trocken ausfiel. Im Mai
gestaltete sich das Witterungsgeschehen eher untypisch, denn es war zu kalt und zu nass. Besonders die Regenmengen am Oberlauf der Oder führten zu einem starken Hochwasser, in dessen Folge die Polder im Unteren Odertal Ende Mai und somit während der Brutperiode geflutet wurden.
Vorzeitig erschienen gleich Anfang März auch die ersten beiden Fischadler(5.3./8.3.). Auffallend war im weiteren Verlauf des März das starke Auftreten der Kanadagans, eine Gemeinschaft von 68 Individuen bildete in der Elbtalaue den bisher zweitgrößten Trupp abseits der Berliner Stadtpopulation. Ungewöhnlich war für diese Zeit ebenfalls ein gehäuftes Erscheinen von insgesamt 33 Trauerenten. Einen Warmluftvorstoß in der letzten Märzdekade, der am 26. gipfelte, begleitete eine Serie sehr früher Ankunftsdaten von Regenbrachvogel und Rauchschwalbe(jeweils 21.3.), Steinschmätzer(22.3.), Braunkehlchen, Gartenrotschwanz, Blaukehlchen und Fitis(jeweils 25.3.), Mehlschwalbe(28.3.), Tüpfelralle und Wendehals(jeweils 30.3.) sowie Rohrschwirl(31.3.). An besonders seltenen Gästen erschienen zwei Zwergscharben und sorgten für den zweiten Artnachweis im Gebiet. Anfang April ragten eine Ansammlung von 25 Zwergschnepfen und die vorzeitigen Ankünfte von Uferschwalbe (2.4.) und Nachtigall(5.4.) besonders heraus. Auch um die Monatsmitte erschienen die ersten Artvertreter einiger Langstreckenzieher recht früh: Trauerseeschwalbe(11.4.), Drosselrohrsänger und Rotkehlpieper(jeweils 12.4.), Kleinralle(13.4.), Zwergdommel und Wiesenweihe(jeweils 15.4.), Gartengrasmücke(16.4.) und Pirol(18.4.). Ebenso nutzte Schelladler„Tönn“ das günstige Zugwetter um erneut ungesehen über unser Gebiet hinwegzuziehen. Ende April rastete eine sehr große Gemeinschaft von 540 Zwergmöwen auf dem Grimnitzsee. Den Höhepunkt bildete jedoch Brandenburgs erster Kleiner Gelbschenkel, der von zahlreichen Beobachtern bestaunt wurde. Im Mai folgten mit Zitronenstelze, Spornpieper(7. Nachweis), Schwarzstirnwürger, Sumpfläufer, einem Paar Stelzenläufer und einem imposanten Trupp von neun Gänsegeiern weitere sehr seltene Gastvogelarten. Beeindruckend für die jeweiligen Beobachter waren die nach Insekten jagenden herausragend großen Ansammlungen von 15 bzw. 21 Baumfalken, letztere zudem begleitet von vier Rotfußfalken. Weiterhin waren