Heft 
Band 21
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Haupt& Mädlow: Avifaunistischer Jahresbericht 2010 S

Übersicht ­Witterung und herausragende Ereignisse

Im Winter 2010 waren der Januar und Februar ext­rem schneereich und deutlich zu kalt. An 57 Tagen gab es eine geschlossene Schneedecke, die Mitte Februar eine rekordverdächtige Höhe von 40 Zenti­metern erreichte. Die Tiefsttemperaturen lagen an 55 Tagen durchgehend im Frostbereich. Der Januar war zudem um vier Grad kälter als im langjährigen Mittel. Lediglich die letzten vier Februartage blie­ben frostfrei.

Als sehr seltener Gast rastete ein bereits seit dem Dezember 2009 anwesender Eistaucher auf dem Senftenberger See noch bis über den Jahreswechel. Auf Grund des strengen Winterwetters hielten sich im Januar im Vergleich zu anderen Jahren auffal­lend wenige Schnatter-, Pfeif-, Krick- und Spießen­ten, Kiebitze, Bachstelzen und Stare im Gebiet auf. Erstaunlich hoch waren in diesem Monat hingegen die Gesamtzahlen von über 12.000 Graugänsen und 16 Rohrdommeln, von denen am traditionellen Überwinterungsplatz am Schiaßer See bis zu vier Artvertreter ausharrten. Zeitlich ungewöhnliche Beobachtungen bei Schnee und Kälte im Januar gelangen von einem Weißstorch, zwei Rohrweihen, insgesamt vier Zwergmöwen, zwei Beutelmeisen und erstmals für diese Jahreszeit von zwei Austern­fischern. Herausragende lokale Konzentrationen bildeten über 1.000 Singschwäne in der Elbtalaue, 3.500 Silbermöwen an einem Schlafplatz an der Berliner Havel , sehr viele Wacholderdrosseln in Trupps bis 3.000 Individuen im Berliner Stadt­gebiet und wie bereits im Vorjahr eine gewaltige Ansammlung von 530 Bergpiepern im Unteren Odertal. Besonders interessante Beobachtungen waren im Februar spärlich. Erwähnenswert sind ein Trupp von fünf Tannenhähern, ein für diese Jahreszeit ungewöhnlicher Trupp von neun Girlit­zen, ein sich über drei Wochen in Berlin-Mitte auf­haltender Uhu sowie je eine recht früh heimziehen­de Rohrweihe(22.2) und Knäkente(28.2.).

Das Frühjahr begann in der ersten Märzhälf­te mit durchschnittlichen Witterungswerten. Die zweite Märzhälfte war jedoch deutlich zu warm, Wie nachfolgend auch der gesamte April, der eine positive Abweichung von fast zwei Grad aufzuwei­sen hatte und zudem zu trocken ausfiel. Im Mai

gestaltete sich das Witterungsgeschehen eher unty­pisch, denn es war zu kalt und zu nass. Besonders die Regenmengen am Oberlauf der Oder führten zu einem starken Hochwasser, in dessen Folge die Pol­der im Unteren Odertal Ende Mai und somit wäh­rend der Brutperiode geflutet wurden.

Vorzeitig erschienen gleich Anfang März auch die ersten beiden Fischadler(5.3./8.3.). Auffallend war im weiteren Verlauf des März das starke Auftreten der Kanadagans, eine Gemeinschaft von 68 Indivi­duen bildete in der Elbtalaue den bisher zweitgröß­ten Trupp abseits der Berliner Stadtpopulation. Ungewöhnlich war für diese Zeit ebenfalls ein ge­häuftes Erscheinen von insgesamt 33 Trauerenten. Einen Warmluftvorstoß in der letzten Märzdekade, der am 26. gipfelte, begleitete eine Serie sehr früher Ankunftsdaten von Regenbrachvogel und Rauch­schwalbe(jeweils 21.3.), Steinschmätzer(22.3.), Braunkehlchen, Gartenrotschwanz, Blaukehlchen und Fitis(jeweils 25.3.), Mehlschwalbe(28.3.), Tüpfelralle und Wendehals(jeweils 30.3.) sowie Rohrschwirl(31.3.). An besonders seltenen Gästen erschienen zwei Zwergscharben und sorgten für den zweiten Artnachweis im Gebiet. Anfang April ragten eine Ansammlung von 25 Zwergschnepfen und die vorzeitigen Ankünfte von Uferschwalbe (2.4.) und Nachtigall(5.4.) besonders heraus. Auch um die Monatsmitte erschienen die ersten Art­vertreter einiger Langstreckenzieher recht früh: Trauerseeschwalbe(11.4.), Drosselrohrsänger und Rotkehlpieper(jeweils 12.4.), Kleinralle(13.4.), Zwergdommel und Wiesenweihe(jeweils 15.4.), Gartengrasmücke(16.4.) und Pirol(18.4.). Ebenso nutzte SchelladlerTönn das günstige Zugwetter um erneut ungesehen über unser Gebiet hinwegzu­ziehen. Ende April rastete eine sehr große Gemein­schaft von 540 Zwergmöwen auf dem Grimnitzsee. Den Höhepunkt bildete jedoch Brandenburgs erster Kleiner Gelbschenkel, der von zahlreichen Beobach­tern bestaunt wurde. Im Mai folgten mit Zitronen­stelze, Spornpieper(7. Nachweis), Schwarzstirn­würger, Sumpfläufer, einem Paar Stelzenläufer und einem imposanten Trupp von neun Gänsegeiern weitere sehr seltene Gastvogelarten. Beeindru­ckend für die jeweiligen Beobachter waren die nach Insekten jagenden herausragend großen Ansamm­lungen von 15 bzw. 21 Baumfalken, letztere zudem begleitet von vier Rotfußfalken. Weiterhin waren