Otis 21(2014): 67- 80

Brutökologie des Bluthänflings Carduelis cannabina in Berlin und Brandenburg

Winfried Otto

OrTTo, W.(2014):Brutökologie des Bluthänflings Carduelis cannabina in Berlin und Branden­ burg . Otis 21: 67-80.

Zur Auswertung gelangten 224 dokumentierte Nestfunde aus Berlin und Brandenburg . In die Be­rechnung einiger Brutparameter wurden Literaturdaten aus der Uckermark einbezogen. Der über­wiegende Teil(74%) aller in Berlin erfassten Nester(n= 200) stammte vom Kienberg in Marzahn . Der Bluthänfling brütete dort bevorzugt in der Kartoffelrose Rosa rugosa und der Schneebeere Symphoricarpos albus, die in der Strauchschicht dominierten. Die jahreszeitliche Verteilung der Legebeginne weist zwei bis drei Maxima auf, die ein Indiz für Mehrfachbruten sind. Ein erstes deutliches Minimum in der 31. Pentade(31.5.-4.6.) zeigt das Ende der Eiablage bei Erstbruten an. Der Medianwert aller Legebeginne der Erstbruten fällt auf den 7.5. Die für Berlin/Brandenburg er­mittelte Gelegegröße betrug 5,0(40,7 SD) Eier, und fast 97% aller Vollgelege enthielten 4-6 Eier. Während der Nestlingszeit der Jungen waren die Totalverluste geringer als während der Zeit der Bebrütung der Gelege. Bezogen auf die Gesamtheit aller begonnenen Bruten waren 56% erfolgreich, und die Fortpflanzungsziffer betrug 2,7 Junge/Nest mit Eiern. Die erfolgreichen Brutpaare mit be­kannter Jungenzahl hatten im Mittel 4,7(£0,9 SD) flügge Jungvögel.

Orto, W.(2014): Breeding ecology of the Linnet Carduelis cannabina in the federal states of Berlin and Brandenburg . Otis 21: 67-80.

224 nests of the Linnet detected in the federal states of Berlin and Brandenburg were documented, and specific breeding parameters were taken and analyzed including corresponding data from the district of Uckermark found in literature. The majority of all recorded nests in Berlin (74%, n=200) was situated on the hill Kienberg in the district of Marzahn . Linnets preferred breeding in Rugosa Rose Rosa rugosa and Common Snowberry Symphoricarpos albus which dominated within the shrub layer. The seasonal distribution of the egg-laying dates shows two or three peaks— an indication for multiple breeding during one season. A first clear minimum indicating the end of the egg-laying period of the first broods exists in the 31st pentad(31.5.-4.6.). The median value of time point of first egg in all first broods was May 7th. The average clutch size was 5.0:+0.7 eggs(mean+ standard deviation), and almost 97% of all complete clutches contained 4 to 6 eggs. During the nestling period total losses were less than during the period of incubation . 56% of all started broods were successful, and the fertility rate was 2.7 chicks per nest with eggs. The successful breeding pairs with a known number of juveniles raised 4.7:+0.9 fledglings(mean+ standard deviation).

Winfried Otto, Kienbergstr. 37, 12685 Berlin ; E-Mail: WinOtto@aol.com

1 Einleitung

Darüber hinaus gibt es immer noch weiteres Ma­terial, das in Form von Nestkarten gesammelt wurde, das teilweise Daten enthält, die bereits

Über die Brutökologie des Bluthänflings existiert eine relativ umfangreiche Literatur(z. B. FREY 1989,

. HANDKE& WiTtsack 1972, HLAvAc 1977, Meıneke 1979, veröffentlichte Angaben zur Fortpflanzungsbio­n MILDENBERG& SCHULZE-HAGEN 1973, WALTER 1996), logie des Bluthänflings bestätigen oder ergänzen . da von dieser Art wegen ihres quasi kolonieartigen können(OTTO 2012a). Aus diesem Grunde werden | Brütens in geeigneten Habitaten mitunter viele in der vorliegenden Arbeit eigene Nestfunde aus | Nester gefunden werden. Dementsprechend um- dem Berliner Raum in Bezug auf die Brutbiolo­v| fangreich fallen die Artkapitel in Landesavifaunen gie und-phänologie der Art ausgewertet. Dieses

aus(z. B. HöLZINGER 1997, ZANG 2009). Selbst in komprimierter Form lässt sich zur Biologie und Fortpflanzung viel ausführen(Bauer et al. 2005).

Datenmaterial wird mit vorhandenen Daten aus Brandenburg ergänzt, um auch überregionale Ver­gleiche zu ermöglichen.