Heft 
Band 21
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Otis 21(2014)

EM

2 Material und Methode

Im Rahmen eines speziellen Beringungsprogramms am Gelbspötter wurden von mir zahlreiche Nester des Bluthänflings in Marzahn gefunden, da sich die Neststandorte in einigen Bereichen überlagerten. Das Untersuchungsgebiet betraf ab 1985 eine junge Anpflanzung mit verschiedenen Gehölzen nord­westlich des Kienberges, aus der die am 9.5.1987 eröffnete Berliner Gartenschau hervorging(heute Gärten der Welt). Im Herbst 1984 wurde der Kienberg, bis dato eine Deponie für Bauschutt und Erdaushub, mit Ausnahme der eigentlichen Kuppe vollständig bepflanzt. Anlässlich der Gartenschau mit einer hohen Frequenz von Besuchern wurde das Untersuchungsgebiet ab 1988 auf den Kienberg (32 ha) verlagert, da dort inzwischen verschiedene Gehölzarten soweit herangewachsen waren, dass sie für Gebüschbewohner als Neststandort infrage kamen. Nach 1992 mussten die Untersuchungen während der Brutzeit aus Zeitmangel aufgegeben werden.

Außerdem wurden im Zeitraum 1983 bis 1999 im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf 310 Blut­hänflinge von mir beringt; darunter waren 266 Nestlinge. 1987-1990 wurden Adulte und Diesjäh­rige während Herbstfangaktionen am Kienberg im(August)/September beringt. Nach den von der Beringungszentrale Hiddensee veröffentlichten jährlichen Beringungszahlen aus den östlichen Bundesländern(Köppen& ScHeıL 1994) stammten ca. 15% aller in den Jahren 1989-1991 beringten Bluthänflinge vom Kienberg in Marzahn .

Aus dem Zeitraum 1988-1992 liegen vom Kien­berg 148 eigene Nestfunde zur Brutzeit vor. Da nicht alle Bereiche des Kienberges zur Brutzeit wirklich genau abgesucht wurden, erfolgte in den Wintermonaten(in den blattlosen Gehölzen) eine Nachsuche. Dabei wurden insgesamt 120 Nester gefunden, dokumentiert und entfernt. Die da­bei ermittelten Angaben zur Nesthöhe und zum Niststrauch werden in den entsprechenden detail­lierten Auswertungen berücksichtigt. Aus Berlin (außerhalb des Kienberges) stammen noch weitere 33 Nestfunde von mir. Seit 1985 sind außerdem von anderen Beobachtern(St. Fischer, J. Herrmann, A.

* Kormannshaus, A. Schulz, P. Sömmer, B. Steinbre­cher, D. Westphal) insgesamt 19 näher beschriebe­ne Nester in der Kartei der BOA enthalten, so dass

Daten zur Brutbiologie und-phänologie aus 200 Nestfunden im Berliner Stadtgebiet vorliegen, auch wenn nicht immer alle relevanten Daten tatsächlich erfasst wurden.

Das Berliner Material wird sehr stark durch die Ergebnisse der fünf Untersuchungsjahre am Kien­berg bestimmt. Um diesen sehr lokalen Bezug ein­zuschränken, wurde zunächst versucht, die Da­tenbasis für Brandenburg/Berlin mit Hilfe der Nestkartendatei der Beringungszentrale Hidden­see zu vergrößern. Dort befanden sich lediglich 127 Nestkarten alle aus den 1980er-Jahren- zum Bluthänfling in Ostdeutschland , davon neben den eigenen von 1988 nur 23 aus Brandenburg . Sie be­trafen Nestfunde in Frankfurt/Oder (J. Becker), Kyritz (A. Ewert) und Buckow (T. Wolff). Aus der Uckermark existieren zwei Arbeiten zum Blut­hänfling(DITTBERNER 1996, MIERA 1999), die mit Ergänzungen durch C. Miera(schriftl.) bereits in der Artbearbeitung für die Avifauna Brandenburgs Eingang fanden(FıscHER in ABBO 2001). Dazu ka­men einige Daten aus dem Kreis Strausberg (Horr­MANN& Koszınskı 1994).

Damit ist jetzt ein größeres Datenmaterial vor­handen, mit dem verschiedene Brutparameter des Bluthänflings berechnet und dann mit denen anderer Bundesländer verglichen werden können. Die sich ständig ändernden Nestzahlen(n) bei den einzelnen Auswertungen hängen damit zusam­men, dass nicht immer alle wichtigen Daten zu den einzelnen Nestfunden vorliegen.

3 Ergebnisse und Diskussion 3.1 Neststandorte und Nesthöhe

Der überwiegende Teil(74%) aller in Berlin erfassten Nester(n= 200) stammt vom Kien­berg. Weitere wurden in einer angrenzenden Aufforstungsfläche(heuteGärten der Welt), einer Blaufichtenschonung, in Kleingärten und einem Gartencenter gefunden. Fünf Nester waren direkt vor den Eingängen öffentlicher Gebäude bzw. Wohnblöcken in Neubaugebieten mit großen Freiflächen erbaut worden. Der Rest verteilt sich auf verschiedene Einzelstandorte.

In Tab. 1 werden alle genauer beschriebenen Nist­plätze(n= 197) aufgelistet. Die Neststandorte sind nicht nach ihrer Häufigkeit sondern in Anlehnung