Heft 
Band 21
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Otis 21(2014)

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vom südlichen Ufer aus(H. Michaelis, R. Beschow). Zwei bis vier Paare der Sturmmöwe und ein nicht spezifiziertes Großmöwenpaar(Silber-, Steppen­oder Mittelmeermöwe) erschienen erstmals im Frühjahr 2002. Die Sturmmöwe nistete auf der In­sel bis 2004(ein bis zwei Paare) und fehlte danach wieder. Erst im Frühjahr 2010 trat sie erneut in Er­scheinung.

Nachdem die Großmöwen 2003 und 2004 fehlten, siedelten sich 2005 erneut vier Paare an. Darunter befanden sich zwei Mischpaare, bestehend aus je­weils Silbermöwe x Steppen- bzw. Mittelmeermö­we. Beide Bruten waren erfolgreich. Im Jahr 2006 waren es drei erfolgreiche Paare von Großmöwen, bestehend wohl aus Silbermöwe(zwei erfolgrei­che Bruten) und einem Paar der Mittelmeermöwe. Für 2007 sind nur zwei Paare belegt, darunter ein Mischpaar von Silber- und Steppenmöwe. In den Jahren 2008 und 2009 waren es jeweils 13 Paare un­ter Beteiligung von Silber-, Mittelmeer - und Step­penmöwe(s. u.).

Im Frühjahr 2010 erschienen einige Silber- und Steppenmöwen auf der Insel, schritten aber nicht zur Brut. Eine Anwesenheit des Rotfuchses Vulpes vulpes wurde vermutet, konnte bei einer späteren Kontrolle der Insel aber nicht bestätigt werden. Damit festigte sich die Ansicht, dass der fortschrei­tende Bewuchs mit Kiefer, Espe und Robinie für die schleppende Besiedlung durch Möwen verant­wortlich war. Die Vögel sahen ihren Sicherheitsan­spruch auf einen weiten Rundumblick nicht mehr erfüllt. Lediglich drei Paare Sturmmöwen schritten im Frühjahr 2010- erstmals wieder seit 2004- zur Brut. Die Flussseeschwalbe hatte lediglich 2009 zwei erfolglose Brutversuche unternommen.

Demnach nisteten bis 2009 neben der hier an ihre südöstlichen Arealgrenze stoßende Silbermöwe die hauptsächlich westasiatisch verbreitete Step­penmöwe(Abb. 2) sowie die vor allem mediterran verbreitete Mittelmeermöwe(BAUER et al. 2005) auf der Insel im Gräbendorfer See. Neben dem Brut­platz in der Restlochkette östlich Senftenberg (hier Verlust aller Brutinseln absehbar) befand sich im Gräbendorfer See bis 2012 ein weiterer von ledig­lich zwei in Deutschland bekannten Brutplätzen » der Steppenmöwe(BAUER& BERTHOLD 1996). Erst im Frühjahr 2013 gründete die Art in einer Kiesgrube bei Mühlberg (Elbe) eine weitere größere Kolonie.

Somit ist die Region Südbrandenburg das einzige Gebiet in Deutschland , wo alle drei Arten desSil­bermöwen-Komplexes gemeinsam vorkommen. Im Leipziger Seenland(Sachsen ) gibt es seit eini­gen Jahren ebenfalls kleinere Mischkolonien, aller­dings ohne Steppenmöwen(StEFFEns et al. 2013). Nur an einigen großen Binnenseen im südlichen Polen bestehen mit der Niederlausitz vergleichbare Verhältnisse(FABER et al. 2001).

Die im Süden Brandenburgs nistenden Großmö­wen-Arten waren über Jahrtausende räumlich und evolutiv getrennt. Durch die im Zuge des weitflä­chigen Braunkohlebergbaus entstandenen großen Seen treffen diese nahe verwandten Arten wieder aufeinander und es kommt immer wieder zur Bas­tardierung. Deshalb und wegen ihrer Ähnlichkeit sind die Arten Silber-, Steppen- und Mittelmeer­möwe aus größerer Entfernung feldornithologisch schwer zu erkennen. Bei den turnusmäßigen Zäh­lungen im Gebiet war eine Trennung daher oft nicht möglich. Genauere Datenerhebungen erfolgten nur unter günstigen Bedingungen. So erbrachten Stu­dien(H. Michaelis), die im Frühjahr 2008 vom Ufer aus vorgenommen wurden, folgende Aufteilung: Ein Paar Silbermöwe artrein, vier Paare Silbermöwe x Großmöwe(unbestimmt), ein Paar Steppenmöwe artrein, vier Paare Steppenmöwe x Großmöwe(un­bestimmt), ein Paar Mittelmeermöwe x Großmöwe (unbestimmt), sowie zwei(drei?) PaareGroßmö­we unbekannter Artzugehörigkeit. Gemäß diesem Resultat waren im Jahr 2008 Silber- und Steppen­möwe regelmäßige Brutvögel, die Mittelmeermöwe die seltenste der drei Arten.

Im Jahr 2009 bestätigte sich dies: Je fünf artreine Paare der Steppen- und der Silbermöwe sowie drei Mischpaare Silbermöwe x Steppenmöwe. Somit schien sich die Steppenmöwe auf der Insel im Grä­bendorfer See als dominante Art durchzusetzen. Allerdings war der Bruterfolg im Frühjahr 2009 äußerst schlecht. Nur drei Paare der Großmöwen wurden mit Nachwuchs beobachtet. Möglicherwei­se deshalb fehlten im Frühjahr 2010 Großmöwen komplett. Lediglich drei Paare der Sturmmöwe schritten auf der Insel zur Brut,

Bis 2010 wurde die Insel nur einmal, im Frühjahr 2006, gezielt aufgesucht, um dort andere wert­gebende Vogelarten zu erfassen(BescHow 2006). Neben den Möwen wurden dabei u.a. als weitere