Heft 
Band 21
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Möckel: Management einer Großmöwenkolonie im Gräbendorfer See 85

Brutvögel nachgewiesen: Rebhuhn Perdix perdix , Kiebitz Vanellus vanellus, Wiedehopf Upupa epops , Steinschmätzer Oenanthe oenanthe und Brachpie­per Anthus campestris(Tab. 1).

Ein weiterer bemerkenswerter Brutvogel der In­sel des Gräbendorfer Sees ist die Uferschwalbe(Ri­ paria riparia ). In den Jahren 2009 und 2010, mög­licherweise auch schon in den Vorjahren, brütete diese in der Steilwand einer Bodenentnahmestelle auf der Insel(ca. 15 Paare).

Die bis 2010 gesammelten Erfahrungen bekräf­tigten unsere Überzeugung, dass nicht eine mit Ge­hölzen bestandene, sondern eine Insel ohne Baum­und Strauchbewuchs mit weiten Rohbodenarealen (Abb. 3) am ehesten den Erhaltungszielen des Euro­ päischen Vogelschutzgebietes entsprechen würde.

2.2 Maßnahmen zur Offenhaltung der Insel

Der Eigentümer der Insel- der NaturSchutz­Fonds Brandenburg, seit 2013 vertreten durch die Flächenagentur Brandenburg GmbH veranlasste daraufhin, dass Mitte Juni 2010 vier Tiere der ro­busten Soayschafe, einer ursprünglichen Rasse von den schottischen St.-Kilda-Inseln, auf die In­sel gebracht wurden. Deren Zahl sollte schritt­weise erhöht werden, um die Habitateignung für anspruchsvolle Brutvögel zu optimieren. In erster Linie ging es dabei darum, das weitere Aufkommen von Gehölzen zu unterbinden.

Eine Kontrolle im Spätsommer 2010 zeigte je­doch, dass Schafe die vielen Gehölze nicht wir­kungsvoll zurückdrängen konnten. Neben einer Beweidung mit Ziegen schien dies nur noch mit Hilfe der Motorsäge möglich. Der Regionalver­band Calau des Naturschutzbundes Deutschland (NABU ) bot daraufhin an, einen Pflegeeinsatz zu organisieren. An der Durchführung im September (25.9.2010) waren neben Mitgliedern des NABU Calau auch Mitarbeiter der Naturwacht umliegen­der Großschutzgebiete beteiligt. Dennoch gelang es an diesem Tag, lediglich die Nordspitze der Insel von ihren Gehölzen zubefreien(Abb. 4).

Im Jahr 2011 konnte ein Ziegenhalter für die Be­weidung gewonnen werden. Die zwölf Ziegen ka­men Anfang Juli auf die Insel. Da die Möwen und Flussseeschwalben auf den ersten Pflegeeinsatz im

Folgejahr bereits mit einer Zunahme reagiert hat­ten(s. u.), wurden für den Herbst 2011 weitere Hol­zungen vereinbart.

Im Rahmen dieses Großeinsatzes, wiederum or­ganisiert von den Calauer Naturschützern und per­sonell erneut unterstützt durch die Naturwacht und weitere Vogelfreunde(insbesondere aus dem Raum Cottbus , Finsterwalde und Senftenberg ), konnten am 5. November 2011 fast alle Bäume und Büsche der Insel gerodet werden.

Von nun an war es den Ziegen möglich, einen er­neuten Aufwuchs von Gehölzen effektiv zu unter­binden. Im Sommer 2012 wirkten zehn Ziegen auf der Insel. Über den Sommer 2013 wurden acht und 2014 13 Ziegen eingesetzt, was einem optimalen Be­satz(15- 20) nahe kam. Diese Ziegen verbissen die Gehölze weitaus effektiver als die im Sommer 2010 auf der Insel weidenden Soayschafe. Außerdem wurden im Herbst 2012 und 2013 die bei den voran­gegangenen Einsätzen aufgehäuften Reisighaufen größtenteils abgebrannt.

2.3 Brutvögel der Insel nach Beginn der Pflegemaßnahmen

Die Möwen reagierten auf die Entnahme der Gehöl­ze umgehend mit einer stärkeren Nutzung der Insel als Brutplatz. Im Frühjahr 2011 wurden 37 Bruten von Großmöwen, die hinsichtlich ihrer Artenzu­sammensetzung nicht erfasst wurden, gezählt (H. Michaelis, F. Raden). Dazu kamen drei Bruten der Sturmmöwe und Brutzeitbeobachtungen von Flussseeschwalben ohne Brutnachweis(bis zu fünf Vögel).

Im Frühjahr 2012 waren es bereits 110 Paare der Steppen-, 13 Paare der Silber- und sechs Paa­re der Mittelmeermöwe. Dazu kamen fünf Bruten der Sturmmöwe sowie etwa 20 Bruten der Fluss­seeschwalbe. Seit längerer Zeit schritten erstmals wieder Kiebitz(drei Paare) und Wiedehopf(ein Paar) zur Brut. Am Spülsaum wurden zudem zwei Reviere des Flussregenpfeifers Charadrius dubius gefunden.

Diese positive Entwicklung setzte sich in den bei­den Folgejahren fort. Im Frühjahr 2013 erbrachte die Erfassung 274 Bruten von Großmöwen(Abb. 5), wobei mit über 90% die Steppenmöwe deutlich