Möckel: Management einer Großmöwenkolonie im Gräbendorfer See 87
überwog. Letztlich wurden 253 Gelege dieser Art zugeordnet, lediglich 20 der Silbermöwe. Nur eine adulte Mittelmeermöwe wurde auf der Insel entdeckt, möglicherweise als Partner eines Mischpaares. Erstmals nisteten 2013 Lachmöwen auf der Insel. Die 36 Paare bildeten räumlich eine eigene Kolonie. Darin brütete zwischen den Lachmöwen ein Paar der Heringsmöwe, witterungsbedingt erfolglos. Eine weitere subadulte Heringsmöwe und auch eine subadulte Schwarzkopfmöwe hielten sich in der Kolonie auf.
Zudem schritten im Frühjahr 2013 auf der Insel im Gräbendorfer See noch 14 Paare der Sturmmöwe und mindestens 30 Paare der Flussseeschwalbe sowie eine Reihe weiterer Vogelarten zur Brut(Tab. 1). Nachweise der Arten Brachpieper, Steinschmätzer und Rebhuhn blieben erneut aus. Dafür kam es erstmals zu einer Brut des Rotschenkels Tringa totanus . Zwei Paare der Nilgans Alopochen aegyptiaca waren anwesend, brüteten aber nicht.
Im Frühjahr 2014 erbrachte die Gelegezählung 415 Bruten von Großmöwen. Das Inselplateau war nun zu zwei Dritteln durch diese Kolonie belegt. Mit annähernd 85% überwog die Steppenmöwe
wiederum deutlich. Letztlich wurden ca. 350 Gelege dieser Art zugeordnet, lediglich ca. 60 der Silbermöwe. Zehn adulte Mittelmeermöwen wurden auf der Insel entdeckt, was einer angenommenen Zahl von weiteren fünf Paaren entspricht. Zwischen diesen brüteten zwei Paare der Heringsmöwe, mindestens ein Paar davon erfolgreich. Lachmöwen nisteten 2014 nicht mehr auf der Insel.
Weiterhin schritten im Frühjahr 2014 sechs Paare der Sturmmöwe und drei der Flussseeschwalbe zur Brut. Dazu kamen erneut Bruten weiterer seltener Vögel, u. a. vier Paare des Kiebitzes und ein Paar des Rotschenkels(Tab. 1). Ein Brachpieper wurde am 28.4.2014 angetroffen, bei den beiden Folgekontrollen aber nicht mehr festgestellt. Außerdem brütete erstmals ein Paar der Nilgans auf der Insel(Gelegefund mit sechs Eiern am 1.7.2014), ein weiteres auf der kleinen Nachbarinsel vorm Ostufer(Paar mit drei Jungen am 24.6.2014; F. Raden).
Die Heringsmöwe war bis vor wenigen Jahren mit Ausnahme von Finnland im europäischen Binnenland als Brutvogel unbekannt(HAGEMEJER& BLAIR 1997). Nach ersten Bruten in Nordrhein-Westfalen und Hessen nistet die Art seit 2008 auch auf einer
Abb. 5: Beringung von jungen Großmöwen auf der nahezu gehölzfreien Insel(7.6.2013). Foto: R. Möckel. Fig, 5: Ringing juvenile gulls Larus spec. on the island, now almost free from woody vegetation.