Heft 
Band 21
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Schnabel sowie die weißliche Stirn. Zudem war die Strichelung an den Flanken nur gering ausgeprägt bzw. verwaschen. Meistens erschienen die Unter­schwanzdecken ungezeichnet, doch hin und wie­der- wenn der Vogel aufrecht saß und der Schwanz nach unten gehalten wurde- war doch eine dünne Strichelung zu erkennen. Demgegenüber sind beim Birkenzeisig C. flammea die Unterschwanzdecken recht auffällig markiert, wobei deren Zentren breit und dunkel erscheinen(vgl. Abb. 4).

2.2 Aufenthalt und Verhalten

Am Tag der Erstbeobachtung(22.2.2014) und be­reits viele Tage zuvor, herrschte über Mittel- und Nordeuropa eine stabile Hochdruckwetterlage. Widrige Witterungsbedingungen in Nordeuropa , die den Polarbirkenzeisig zu einer Winterflucht über eine große Distanz hätten zwingen können, wa­ren somit offensichtlich nicht gegeben. Aus diesem

- Grund wird vermutet, dass der Vogel sich schon eine gewisse Zeit lang in der Region aufgehalten haben und mit starken nordöstlichen Winden vermutlich bereits Ende Januar im Zuge einer Kälteperiode über Nordeuropa hierher gelangt sein könnte.

Am 23. Februar konnte der Vogel(durch den Ring jederzeit leicht wiedererkennbar) im Trupp von ca. 15 Erlenzeisigen am frühen Morgen sowie erneut am Nachmittag am Futterhäuschen beobachtet werden.

Bei der frühmorgendlichen Kontrolle am 24. Feb­ruar konnte der Polarbirkenzeisig nicht nachgewie­sen werden. Jedoch wurde in der Online-Datenbank eine Beobachtung vom Vormittag gemeldet(M. Oehler/ornitho.de). Bei der Beobachtung am 25. Fe­bruar erschien der Vogel am frühen Morgen auf dem Gehölzrand am Friedhof und später am Futter­häuschen. Diesmal.war er allein unterwegs und fraß mehrere Minuten am Futterplatz an der Balkon­front. Danach flog er weit in südwestliche Richtung ab. Der Polarbirkenzeisig wurde an diesem Tag auch von anderen Beobachtern gesehen(s. Tab. 1).

Am 26. und 27. Februar wurde der Vogel in den Morgenstunden nach Sonnenaufgang nicht ge­sehen. Auch andere Beobachter, die von nah und fern angereist waren und teilweise den ganzen Tag bis zum Einbruch der Dunkelheit vor Ort blieben, konnten den seltenen Vogel nicht mehr entdecken (W. Jakob mündl.).

Otis 21(2014)

Am 28.Februar war der Vogel plötzlich wieder vor

Ort. Bereits ganz früh saß er auf dem gegenüberlie­genden Baum und flog gleich darauf zur Futterstel­le auf den Balkon. Andere Vogelarten waren nicht anwesend. Er war etwa drei bis vier Minuten mit Futteraufnahme beschäftigt, bevor er wieder da­von flog. Später erschien er noch zweimal, jedoch im Trupp von Erlenzeisigen. Weitere Beobachtungen wurden an diesem Tag nicht durchgeführt. An den darauf folgenden Ta­gen das Gebiet wurde besonders in den Morgen­stunden abgesucht blieb der Polarbirkenzeisig verschwunden.

Am 23. Februar- der Vogel kam mehrmals an die Futterstelle auf den Balkon, wo er jeweils für mehre­re Minuten Sonnenblumenkerne fraß brachen re­gelmäßig heftige Streitereien zwischen den Erlenzei­sigen aus, an denen sich der Polarbirkenzeisig nicht beteiligte. Nur einmal konnte beobachtet werden, wie er gezieltdraufgängerisch einen Erlenzeisig attackierte um an das Futter zu kommen. Insgesamt entstand der Eindruck, dass ihn das Gezanke nicht sonderlich beeindruckte. Meistens befand er sich auf den Boden und sammelte das heruntergefallene Futter auf oder saß abwartend abseits.

Ein schwach ausgeprägtes Aggressionsverhalten der Polarbirkenzeisige wird auch aus dem Brutare­al beschrieben:Bis in die Nestbauzeit hinein sind Männchen und Weibchen gemeinsam in Trupps aus 10 bis 12 Individuen unterwegs und fliegen von Busch zu Busch. Die belegten Nester können dicht nebeneinander in einem Busch sitzen. Nur gele­gentlich ist es möglich, dass ein Artgenosse vom Nest vertrieben wird, aber zu einem eigentlichen Territorialverhalten kommt es nicht. Die Männ­chen tun sich auch in der Brutperiode zu kleinen, lärmenden Trupps zusammen(Harrer 1997).

3 Beringung 3.1 Erster Wiederfund Deutschland

Der Polarbirkenzeisig trug am rechten Bein einen Metallring der Beringungszentrale Stavanger in Norwegen (s. Abb. 5). Mit Hilfe eines leistungs­starken Teleobjektives konnten zahlreiche Fotos vom Metallring erstellt werden, wodurch die Ent­zifferung der Ringaufschrift vollständig gelang: H54697, STAVANGER , MUS. NORWAY.