Herrmann: Hoch gelegene Gebäudebrut des Gartenbaumläufers in der Potsdamer Innenstadt 103 TE I ETF OFSdla mer Innenstadt 105
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Abb. 3: Gartenbaumläufer unmittelbar vor dem Abflug vom Nest(alle Fotos: A. Herrmann , Mai 2012). Fig, 3: Short-toed Treecreeper Certhia brachydactyla about to leave the nest.
schiedenster Gebäudeelemente aus vielfältigen Materialien; im Einzelfall wurde auch eine häufige und unmittelbare Nähe des Menschen toleriert(CRamp& PERRINS 1993; GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1993).
In Bezug auf die zum Nestbau genutzten Gebäudeelemente ist die Potsdamer Brut einem der von KüßLER& OTTo(2008) beschriebenen Berliner Nachweise sehr ähnlich: Dort erfolgte die Brut ebenfalls unter einem Attika-Blech. Der Halt des Nestes in dem nach unten offenen Spalt muss ohne nennenswerte Auflage durch Verspreizen und Verkeilen des Nistmaterials gesichert werden, wie für den Waldbaumläufer bei Bruten in Fledermauskästen beschrieben(GLUuTZ von BLOTZHEIM& BAUER 1993).
Hinsichtlich seiner Höhe ist der hier beschriebene Nistplatz(Abb. 1) mit 22 m sowohl gegenüber den 0.g. Berliner Nachweisen als auch im generellen Vergleich bemerkenswert. Das Gebäude und die Nachbarhäuser ragen frei über dem Haveltal auf. Für Brandenburg nennt Havpr(2001) durchschnittliche Höhen von 0,5-1,5 m und als bisher maximal festgestellte Höhe eines Neststandortes 14 m in einem Bussardhorst. Sowohl in natürlichen Lebensräumen als auch an Gebäuden befindet sich die Mehrheit der Nester weniger als fünf Meter über dem umgebenden Gelände. Höhen von zwölf und sechzehn Metern werden als Besonderheiten herausgestellt(GLUTZ von BLOTZHEIM& BAUER 1993; CRAMP& PERRINS 1993).
Die Unterstellung einer„Höhengrenze“ der Nistplatzwahl bei Baumläufern scheint demnach nicht zweckmäßig. In Brandenburg wurden bei Horstkontrollen bzw. Beringungen des Seeadlers Haliaeetus albicilla regelmäßig Nistplätze beider Baumläuferarten- dabei häufiger des Waldbaumläufers- im Adlerhorst in großen Höhen(> 22 m) festgestellt, ohne dass darüber genau Buch geführt wurde(P. Sömmer, pers. Mitt.). Die Nisthöhe der hier als„Untermieter“ agierenden Baumläufer wird offenbar primär durch das Höhenwachstum der Bäume und die von Adlern gewählte Nisthöhe bestimmt.
KüßLErR& OTTo(2008) vermuten in Bezug auf die Motivation zur Brut an Gebäuden, dass rigorose Altholzentfernung in öffentlichen Parkanlagen zu Nistplatzmangel führt, der die Vögel zunehmend zur Erschließung von Gebäudestrukturen als Brutplatz drängt. Die konsequente Entfernung kranker und abgestorbener Bäume sowie von maroden Gehölzteilen ist auch in Potsdamer Grünflächen zunehmend festzustellen, seit geraumer Zeit auch im Umfeld des hier dokumentierten Brutplatzes. Andererseits werden die zur Brut genutzten Ortbleche im betreffenden Stadtviertel erst seit ca. 15 Jahren in größerem Umfang eingesetzt.