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Band 21
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den Kinder wuchsen selbstverständlich zweispra­chig auf und erhielten frühzeitig Klavierunterricht.

Fiu konnte Helmut Sick , den Autor der großarti­genOrnitologia brasiliera noch kurz vor dessen Tod in Rio de Janeiro besuchen. Aus der Wohnung der Familie Fiuczynski in der oberen Etage eines Hochhauses im Stadtteil Botafogo, mit Blick auf die Christus-Statue, konnte man außerdem auf die Brutplätze von Buteo magnirostris, Falco sparverius und in einem Jahr sogar von Falco femoralis in ei­ner Palme schauen. Letzterer fand sein besonderes Interesse. Auf späteren gemeinsamen Reisen wurde Falco rufigularis als der neotropische Konvergent unseres Baumfalken erkannt. Im immer gast­freundlichen Hause Fiuczynski fanden regelmäßig herzliche Treffen von Kollegen, Musikern und Bio­logen statt. Bemerkenswerte Personen wie die Bio­login Waltraut Tirler, die bereits in den fünfziger Jahren gemeinsam mit ihren Kindern Dreifinger­Faultiere(Bradypus variegatus) in ihrem Haushalt aufzog und deren Verhalten studierte, gingen hier aus und ein. Immer wieder lud Fiu Freunde aus Deutschland nach Rio ein und begeisterte sie für seineWahlheimat, deren Menschen, Flora und Fauna. Er selbst reiste nach Argentinien und Chi­ le . Nach seiner Rückkehr nach Berlin unternahm er immer wieder Reisen in verschiedene Regionen Brasiliens . Überall besuchte er noch nach Jahren Freunde. Pasteten wurden selbstverständlich in großer Verbundenheit beim aus früherer Zeit ver­trauten Budenbetreiber konsumiert.

1996 wurde Fiu Schulleiter am Rückert-Gymna­sium in Berlin-Schöneberg . Dort entwickelte er mit großer Passion die Möglichkeit weiter, neben dem deutschen Abitur das französische Baccalauriat zu absolvieren. Von ihm geleitete Lehrer-Fortbildun­gen und Schüler-Leistungskurse führten immer wieder in die ihm vertraute Mark Brandenburg. Im April 1997 hatte er maßgeblichen Anteil an ei­

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ner internationalen Baumfalken-Tagung in Lychen (Uckermark ). 2003 ging er in den Ruhestand; doch anstatt diesen zu genießen, arbeitete er extern in der Prüfungskommission für nichtschulische Abi­turienten.

Als Lehrer nicht mehr ausgelastet, wurde bald eine Hüftoperation erforderlich. Ein halbes Jahr später, pünktlich zur Beringungszeit seiner Baum­falken, kletterte er wieder. Der ihn operierende Medizinprofessor bat darum, Bilder von seinem Patienten in schwindelnder Höhe für Vorträge ver­wenden zu dürfen. Ein nagelneues Klettergeschirr verwendete er nicht, lieber blieb er bei seinem ver­trauten alten Zeug.

Seit 1998 war Klaus Dietrich Mitglied, ab 2006 Vorsitzender von Aquila, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutze wildlebender Greifvögel und Eulen Woblitz e.V. Auf offener Straße, in der U-Bahn und selbst am Krankenbett rekrutierte er neue Mitglie­der und Exkursionsteilnehmer. Nach zahlreichen Publikationen früherer Jahre erschien 2011 die völlig überarbeitete MonographieDer Baumfalke bei Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaft, Hohenwarsleben (Co-Autor P. Sömmer). Nach guten Kritiken machte er sich bald danach an die Arbeit zur englischen Ausgabe und konnte- schon schwer gezeichnet- dank eiserner Disziplin und unbändigem Willen das Manuskript rechtzeitig fertigstellen. Sein schottischer Freund Ron Dow­ning übernimmt nach einigen Schwierigkeiten mit dem Verleger nun die muttersprachliche Überset­zung ins Englische . Alle Baumfalkenfreunde war­ten ungeduldig auf dieses Werk.

Fiu wird für uns als Mentor, Diskussionspartner und großherziger Mensch unersetzbar bleiben.

V. Hastädt, P. Sömmer