Schriftenschau
BAIRLEIN, F. , J. DIERSCHKE, V. DIERSCHKE, V. SALEWSKI, O0. GEiTEr, K. Hüppop, U. Köppen& W. FIEDLER(2014): Atlas des Vogelzugs. Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel. Aula-Verlag, Wiebelsheim , 567 Seiten. ISBN 978-3-89104-770-5. (5)
Der vorliegende Ringfundatlas schließt schwergewichtig eine wichtige Lücke, denn eine komprimierte Auswertung der Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel fehlte bisher. Nicht zuletzt angesichts der wachsenden Erkenntnis, dass Gefährdungsursachen für heimische Brutvögel auch in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten zu suchen sind, ist das ein wichtiger Schritt voran.
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte der Vogelberingung, Todesursachen beringter Vögel und Datengrundlage sowie Auswertungsmethodik nimmt der spezielle Teil den Großteil des Buches ein. Für jede Art zeigt eine Übersichtskarte die Funde in Deutschland beringter Vögel im Ausland sowie die Beringungsorte von im Ausland beringten und in Deutschland gefundenen Vögeln. Je nach Anzahl der Funde gibt es dann weitere Karten, diese zeigen beispielsweise Funde zur Herbst- und Frühjahrszugzeit, Überwinterungsorte deutscher Brutvögel oder Brutorte deutscher Wintergäste. Bei vielen Arten gibt es differenzierte Darstellungen für die naturräumlichen Regionen Deutschlands . Die Karten sind geschickt gestaltet und nicht mit Informationen überfrachtet, so dass sie gut lesbar sind. Der Text(bei häufigeren Arten meist eine gute halbe Seite) stellt zunächst in allgemeiner Form Brutverbreitung, Vorkommen in Deutschland und Zugverhalten dar, um dann im Einzelnen auf die Ringfunde einzugehen und die Karten zu interpretieren. Der Schwerpunkt der Auswertung liegt, wie der Titel des Buches sagt, beim Zugverhalten. Weitere Aspekte wie Umsiedlungen, Lebensalter, Ortstreue wurden nicht oder nur am Rande analysiert.
Der Atlas gibt ein hervorragendes Bild ab über den Jahreslebensraum und das Zugverhalten bei denjenigen Arten, die den Schwerpunkt ihres Auftretens
Otis 21(2014): 129-132
in Mittel-, West- und Nordeuropa haben. Trotz methodischer Schwierigkeiten wie beispielsweise die unterschiedliche Wiederfundwahrscheinlichkeit infolge differierenden Jagddrucks(wird im Text regelmäßig erläutert) ergeben sich gerade im Vergleich der Arten schlüssige Bilder zum räumlichen Zugverlauf. Deutlich spärlicher sieht das schon bei den(allerdings recht wenigen) nach Südost abziehenden Arten aus. Und ganz schwierig wird es in Afrika . Mit Ausnahme weniger Arten wie Weißstorch und Fischadler lassen selbst bei sehr häufig beringten Arten die spärlichen Funde kaum allgemeingültige Aussagen zu den Winterquartieren deutscher Brutvögel zu. Hier haben einzelne mit Sendern oder Geolokatoren versehene Vögel in den letzten Jahren mehr Erkenntnisse gebracht als 110 Jahre klassische Vogelberingung.
Der Atlas beruht auf den Beringungs- und Wiederfunddaten der drei deutschen Beringungszentralen sowie auf Funden ausländischer Zentralen, die in der EURING -Datenbank gesammelt wurden. Die Herausforderung, die die Zusammenführung dieser heterogenen, teilweise hundert Jahre alten Datengrundlagen für die Autoren bedeutet hat,