Heft 
Band 21
Seite
129
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Schriftenschau

BAIRLEIN, F. , J. DIERSCHKE, V. DIERSCHKE, V. SALEWSKI, O0. GEiTEr, K. Hüppop, U. Köppen& W. FIEDLER(2014): Atlas des Vogelzugs. Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel. Aula-Verlag, Wiebelsheim , 567 Seiten. ISBN 978-3-89104-770-5. (5)

Der vorliegende Ringfundatlas schließt schwer­gewichtig eine wichtige Lücke, denn eine kom­primierte Auswertung der Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel fehlte bisher. Nicht zuletzt angesichts der wachsenden Erkenntnis, dass Ge­fährdungsursachen für heimische Brutvögel auch in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten zu suchen sind, ist das ein wichtiger Schritt voran.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschich­te der Vogelberingung, Todesursachen beringter Vögel und Datengrundlage sowie Auswertungsme­thodik nimmt der spezielle Teil den Großteil des Buches ein. Für jede Art zeigt eine Übersichtskarte die Funde in Deutschland beringter Vögel im Aus­land sowie die Beringungsorte von im Ausland be­ringten und in Deutschland gefundenen Vögeln. Je nach Anzahl der Funde gibt es dann weitere Karten, diese zeigen beispielsweise Funde zur Herbst- und Frühjahrszugzeit, Überwinterungsorte deutscher Brutvögel oder Brutorte deutscher Wintergäste. Bei vielen Arten gibt es differenzierte Darstellungen für die naturräumlichen Regionen Deutschlands . Die Karten sind geschickt gestaltet und nicht mit Informationen überfrachtet, so dass sie gut lesbar sind. Der Text(bei häufigeren Arten meist eine gute halbe Seite) stellt zunächst in allgemeiner Form Brutverbreitung, Vorkommen in Deutschland und Zugverhalten dar, um dann im Einzelnen auf die Ringfunde einzugehen und die Karten zu interpre­tieren. Der Schwerpunkt der Auswertung liegt, wie der Titel des Buches sagt, beim Zugverhalten. Wei­tere Aspekte wie Umsiedlungen, Lebensalter, Ort­streue wurden nicht oder nur am Rande analysiert.

Der Atlas gibt ein hervorragendes Bild ab über den Jahreslebensraum und das Zugverhalten bei denje­nigen Arten, die den Schwerpunkt ihres Auftretens

Otis 21(2014): 129-132

in Mittel-, West- und Nordeuropa haben. Trotz me­thodischer Schwierigkeiten wie beispielsweise die unterschiedliche Wiederfundwahrscheinlichkeit infolge differierenden Jagddrucks(wird im Text regelmäßig erläutert) ergeben sich gerade im Ver­gleich der Arten schlüssige Bilder zum räumlichen Zugverlauf. Deutlich spärlicher sieht das schon bei den(allerdings recht wenigen) nach Südost abzie­henden Arten aus. Und ganz schwierig wird es in Afrika . Mit Ausnahme weniger Arten wie Weiß­storch und Fischadler lassen selbst bei sehr häufig beringten Arten die spärlichen Funde kaum all­gemeingültige Aussagen zu den Winterquartieren deutscher Brutvögel zu. Hier haben einzelne mit Sendern oder Geolokatoren versehene Vögel in den letzten Jahren mehr Erkenntnisse gebracht als 110 Jahre klassische Vogelberingung.

Der Atlas beruht auf den Beringungs- und Wie­derfunddaten der drei deutschen Beringungszen­tralen sowie auf Funden ausländischer Zentralen, die in der EURING -Datenbank gesammelt wurden. Die Herausforderung, die die Zusammenführung dieser heterogenen, teilweise hundert Jahre alten Datengrundlagen für die Autoren bedeutet hat,