Heft 
Band 21
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Schriftenschau

zeigen. Zumindest ist der Umgang damit erst ein­mal gewöhnungsbedürftig. Ein herausragendes Brandenburger Vogelrastgebiet wie der Gülper See etwa würde- zöge man die Rote-Liste-Arten her­an- am ehesten durch Knäkente, Krickente und Kampfläufer positiv bewertet werden- alles Arten, für die dieses Gebiet nicht gerade eines der heraus­ragenden Rastgebiete ist. Weitere Rote-Liste-Arten kommen in sehr geringer Zahl oder unregelmäßig vor. Dagegen würden Arten wie Grau-, Saat- und Blessgans oder Kranich nicht zur Wertgebung bei­tragen. Man sieht schon: Die Rote Liste kann nur ein Kriterium von mehreren bei der Bewertung von Rastgebieten darstellen, sonst kommt man sehr schnell zu verzerrten Wahrnehmungen. Daneben enthält- bedingt durch das Kriterienschema- die Rote Liste auch Arten, die früher häufiger waren,

NıcoLAr B.(Rep.)(2012): Rotmilan- Red Kite- Roter Drachen. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Museum Heineanum in Halberstadt . Bezug im Heineanum.(7)

Das Museum Heineanum in Halberstadt präsen­tiert bis 2016 eine Ausstellung über den Rotmilan, die einen umfassenden Überblick über das Leben desRoten Drachens gibt, für dessen gutes Fortle­ben Deutschland mit etwa 50% des Weltbestandes eine hohe Verantwortung trägt, darunter Sachsen­Anhalt als das am stärksten besiedelte Bundesland.

Der Katalog zu dieser Ausstellung ist durchgehend zweisprachig in Deutsch und Englisch gefasst, sehr reichhaltig mit einschlägigen Fotos und Grafiken bebildert und trägt die Handschrift von Bernd Ni­ colai für Text, Inhalt und Redaktion in unverwech­selbarer Qualität. Der erzählerische Bogen spannt sich von der Ausgangslage am Ende der letzten Eiszeit in Italien und Spanien bis zur größten Ver­

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aber heute ausgesprochene Raritäten sind, wie Zwergtrappe, Blauracke und Schwarzstirnwürger. Welche Naturschutzrelevanz soll vereinzelten Rast­vorkommen dieser Arten heute zukommen?

Die Rote Liste wandernder Vogelarten bringteinen völlig neuen Ansatz, eine Menge von Daten und eröffnet einen neuen Focus der naturschutzfach­lichen Betrachtung. Das ist äußerst wertvoll. Man wird ihre Anwendung jetzt ausprobieren müssen, und ich vermute, dass es im Lauf der Zeit noch zu verschiedenen Qualifizierungen der Datengrund­lagen und auch zu Modifizierungen des Kriterien­schemas kommen wird. Aber der Anfang ist gemacht.

Wolfgang Mädlow

breitung im Mittelalter und jüngsten Verbreitung (einschließlich ADEBAR-Verbreitungskarte) mit detaillierten Daten zur Biologie und Ökologie des Rotmilans. Unter anderem werden die Gefährdun­gen thematisiert, die sich aus der flächendeckenden

Änderung der landwirtschaftlichen Anbaumetho­den hin zu Energiepflanzen, aus direkter mensch­licher Nachstellung, Kollisionen mit technischen Installationen, aber auch natürlichen Gefahren wie Prädatoren am Nest sowie Übernahme des Nestes z. B. durch Nilgans, sowie Nahrungskonkurrenz ergeben. Abschließend werden drei Schwerpunk­te zum Schutz der Art genannt: Verbesserung der Nahrungssituation durch Änderung der landwirt­schaftlichen Anbaumethoden, Verringerung der durch Menschen bedingten Verluste, Erhaltung von Nistplatzstrukturen in der offenen Landschaft. Dieser Katalog ist einzigartig in seiner Aufma­chung und sollte in keiner Bibliothek der Rotmilan­Freunde fehlen.

Klaus Witt