Schriftenschau
zeigen. Zumindest ist der Umgang damit erst einmal gewöhnungsbedürftig. Ein herausragendes Brandenburger Vogelrastgebiet wie der Gülper See etwa würde—- zöge man die Rote-Liste-Arten heran- am ehesten durch Knäkente, Krickente und Kampfläufer positiv bewertet werden- alles Arten, für die dieses Gebiet nicht gerade eines der herausragenden Rastgebiete ist. Weitere Rote-Liste-Arten kommen in sehr geringer Zahl oder unregelmäßig vor. Dagegen würden Arten wie Grau-, Saat- und Blessgans oder Kranich nicht zur Wertgebung beitragen. Man sieht schon: Die Rote Liste kann nur ein Kriterium von mehreren bei der Bewertung von Rastgebieten darstellen, sonst kommt man sehr schnell zu verzerrten Wahrnehmungen. Daneben enthält- bedingt durch das Kriterienschema- die Rote Liste auch Arten, die früher häufiger waren,
NıcoLAr B.(Rep.)(2012): Rotmilan- Red Kite- Roter Drachen. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Museum Heineanum in Halberstadt . Bezug im Heineanum.(7)
Das Museum Heineanum in Halberstadt präsentiert bis 2016 eine Ausstellung über den Rotmilan, die einen umfassenden Überblick über das Leben des„Roten Drachens“ gibt, für dessen gutes Fortleben Deutschland mit etwa 50% des Weltbestandes eine hohe Verantwortung trägt, darunter SachsenAnhalt als das am stärksten besiedelte Bundesland.
Der Katalog zu dieser Ausstellung ist durchgehend zweisprachig in Deutsch und Englisch gefasst, sehr reichhaltig mit einschlägigen Fotos und Grafiken bebildert und trägt die Handschrift von Bernd Ni colai für Text, Inhalt und Redaktion in unverwechselbarer Qualität. Der erzählerische Bogen spannt sich von der Ausgangslage am Ende der letzten Eiszeit in Italien und Spanien bis zur größten Ver
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aber heute ausgesprochene Raritäten sind, wie Zwergtrappe, Blauracke und Schwarzstirnwürger. Welche Naturschutzrelevanz soll vereinzelten Rastvorkommen dieser Arten heute zukommen?
Die Rote Liste wandernder Vogelarten bringteinen völlig neuen Ansatz, eine Menge von Daten und eröffnet einen neuen Focus der naturschutzfachlichen Betrachtung. Das ist äußerst wertvoll. Man wird ihre Anwendung jetzt ausprobieren müssen, und ich vermute, dass es im Lauf der Zeit noch zu verschiedenen Qualifizierungen der Datengrundlagen und auch zu Modifizierungen des Kriterienschemas kommen wird. Aber der Anfang ist gemacht.
Wolfgang Mädlow
breitung im Mittelalter und jüngsten Verbreitung (einschließlich ADEBAR-Verbreitungskarte) mit detaillierten Daten zur Biologie und Ökologie des Rotmilans. Unter anderem werden die Gefährdungen thematisiert, die sich aus der flächendeckenden
Änderung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden hin zu Energiepflanzen, aus direkter menschlicher Nachstellung, Kollisionen mit technischen Installationen, aber auch natürlichen Gefahren wie Prädatoren am Nest sowie Übernahme des Nestes z. B. durch Nilgans, sowie Nahrungskonkurrenz ergeben. Abschließend werden drei Schwerpunkte zum Schutz der Art genannt: Verbesserung der Nahrungssituation durch Änderung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden, Verringerung der durch Menschen bedingten Verluste, Erhaltung von Nistplatzstrukturen in der offenen Landschaft. Dieser Katalog ist einzigartig in seiner Aufmachung und sollte in keiner Bibliothek der RotmilanFreunde fehlen.
Klaus Witt