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an der Kreploa aus. Da andererseits ein weiteres Zuwachsen des Polders dem Naturschutzziel zuwider liefe, ist das Grünland- zumindest im mehrjährigen Abstand— ab Mitte Juli zu mähen. Dies sollte ggf. mit einer Mäh- und Laderaupe oder Mulch- und Laderaupe erfolgen(geringer Bodendruck). Wenn es nicht möglich ist, die besonders nassen Wiesen durch das Land Brandenburg oder eine dem Naturschutz verpflichtete Stiftung aufzukaufen, sollte als Kompromiss eine kostengünstige Ausleihe der an hohe Wasserstände angepassten Mähtechnik für die betroffenen Landwirte organisiert werden. Nach HeEroLD(2012) liegt das Optimum für die Ansiedlung der meisten gefährdeten Vogelarten des Grünlandes und besonders der Leitarten der Flusstalmoore bei einem anhaltenden Wasserstand von 5 cm unter Flur bis 25 cm über Flur. Ideal ist eine räumlich enge Überschneidung von Bereichen mit und ohne Überstau, so dass Vertreter nasser und wechselnasser Lebensräume eine Nische finden. Zumindest während der Brutzeit sind auch in weiten Teilen des UG Wasserstände anzustreben, die diesen Vorgaben nahe kommen. Erst ab Anfang Juli ist ein langsames Absenken des Wasserspiegels möglich, jedoch keinesfalls nötig.
Das untersuchte Gebiet ist als ein„Feuchtbiotop im Umbruch“ zu betrachten. Trotz der im Frühjahr 2011 und auch 2013 augenscheinlich meist gut mit Wasser versorgten Wiesen und Rinderweiden fehlten zahlreiche für ein solches Biotop typische Brutvogelarten. In diesem Zusammenhang wären vor allem zu nennen:
Löffelente Anas clypeata*, Spießente Anas acuta, Wiesenweihe Circus pygargus, Kleinralle Porzana parva, Großer Brachvogel Numenius arquata *, Uferschnepfe Limosa limosa, Doppelschnepfe Gallinago media, Rotschenkel Tringa fotanus*, Kampfläufer Philomachus pugnax, Sumpfohreule Asio flammeus*, Beutelmeise Remiz pendulinus*, Seggenrohrsänger Acrocephalus paludicola, Braunkehlchen Saxicola ru betra *, Blaukehlchen Luscinia svecica*, Karmingimpel Carpodacus erythrinus*.
Bei Arten mit* liegen Brutnachweise aus anderen Teilen des Spreewaldes vor( AUTORENKOLLEKTIV 2004, ergänzt).
Dass im Oberspreewald heute zahlreiche Arten fehlen, die wir beispielsweise in den osteuropäischen Flusstälern von Biebrza, Narew , Bug und Pripjet an
Otis 22(2015)
treffen, dürfte vor allem folgende vier Ursachen haben:
* Die Habitatstrukturen der wiedervernässten Sumpfwiesen haben mehr als 20 Jahre nach Außerbetriebnahme des Schöpfwerkes noch nichts mit den ursprünglichen Verhältnissen gemein. Sie verkörpern derzeit nährstoffüberfrachtete Versumpfungsmoore in der die früher charakteristische artenreiche Matrix an niedrigwüchsigen Sumpfpflanzen fehlt.
* Auf Grund der bis 1990 sehr intensiven Grünlandnutzung kommt es schon im Frühjahr zu einem sehr dichten und hohen Grasaufwuchs aus Dominanzbeständen weniger Pflanzenarten mit einem für viele Vogelarten, insbesondere deren Jungvögeln, ungünstigen Mikroklima.
* Das stark mit Gehölzen durchsetzte UG bietet Brutvogelarten der weithin offenen Flusstalmoore einen nur suboptimalen Lebensraum. Ein weiteres Zuwachsen der Wiesen mit Gehölzen würde den Wert des Areals für diese Arten weiter schmälern.
* Ein Teil der Charaktervögel von Flusstalmooren ist sehr standorttreu, besitzt im näheren Umfeld keine Quellpopulation oder unterliegt überregional einer Bestandsabnahme.
Ob es zur Wiederkehr der ursprünglich hier heimischen Vogelgemeinschaft der norddeutschen Flusstalmoore kommt, bleibt offen. Die ersten Ansätze sind ermutigend. Die in den Jahren 2011 und 2013 festgestellte Besiedlung durch zahlreiche, in Euro pa nur lokal in dieser Häufigkeit vorkommenden Arten wie Tüpfelralle, Bekassine, Schilfrohrsänger, Rohr- und Schlagschwirl zeigt, dass in diesem Areal ein sehr hohes Potential steckt- vorausgesetzt, man erhält es auf Dauer nass genug ohne die landwirtschaftliche Nutzung völlig aufzugeben. Beides muss sich nicht ausschließen. Trotz der hohen Wasserstände im Frühjahr 2011 waren im UG bis zum 9. Juli bereits etwa 70% der Wiesen gemäht. Auf anderen hatte die Mahd begonnen oder die Flächen wurden mit Rindern beweidet. Im Sommer 2013 zog sich der Mahdbeginn etwas hinaus, was dem, nach einem bis in den April reichenden„Märzwinter“ verspäteten Brutgeschehen durchaus entgegen gekommen sein dürfte.