Heft 
Band 22
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Otis 22(2015): 89-93

Massensterben bei nestjungen Weißstörchen Ciconia ciconia in Südbrandenburg

Wolfgang Köhler

KöHLEr, W.(2015): Massensterben bei nestjungen Weißstörchen Ciconia ciconia in Südbran­denburg, Otis 22, 89- 93.

Das Storchenjahr 2013 geht in Südbrandenburg als extremes Störungsjahr in die Historie ein. In einem Untersuchungsgebiet von 7.169 km? Größe hatte der Brutbestand von 345 Paaren(HPa) einen Gesamtbruterfolg(JZa) von durchschnittlich nur 0,78 flüggen Jungen je Paar. Von 725 ge­schlüpften Küken wurden nur 270 flügge. Die Gründe für diesen niedrigsten Wert der letzten 50 Jahre waren offensichtlich der kalte Frühling und zwei mehrtägige Dauerregenperioden. Ein erster Dauerregen vom 28.-31. Mai hatte vergleichsweise geringe Verluste zur Folge. In einer zweiten Regenperiode vom 24.-26. Juni wurde ein signifikanter Anstieg der Verluste um das Dreifache registriert. Pathologische Stichproben-Untersuchungen ergaben als Todesursache Lungenödeme infolge von Unterkühlung.

KöHLEr, W.(2015): Mass mortality of nestling White Storks Ciconia ciconia in the south of Brandenburg , Otis 22, 89 93.

For the White Stork population in Southern Brandenburg, 2013 will go down in history as an ex­tremely disturbed year. In a study area of some 7,169 km?, the breeding population of 345 pairs (HPa) achieved a total breeding success per pair of, on average, only 0.78 fledged young. Only 270 of 725 hatched chicks fledged. The reasons for this poor success rate, the lowest for the past 50 years, was Clearly the cold spring and two periods of constant rainfall each lasting several days. There were relatively fewer losses in the first period of continuous rainfall from 28-31 May. In the second rainy period, from 24-26 June, there was a significant, some threefold, increase in mortality. Random pathological studies established pulmonary oedema due to hypothermia as cause of death.

Wolfgang Köhler, Buschmühlenweg 7b, 03226 Vetschau OT Raddusch (Weißstorchbeauftragter Süd­brandenburg)

1 Einleitung

Der Gesamtbruterfolg einer Storchen-Population kann durch extreme Schlechtwetterperioden signi­fikant beeinflusst werden. Mehrtägiger Dauerregen kann ein Massensterben von Nestjungen verursa­chen, da deren Federkleid noch nicht voll ausge­bildet ist. Im österreichischen Burgenland wurden nach einem Unwetter vom 09.-12.06.1959 von 505

2 WUntersuchungsgebiet, Methodik und Wettersituation

Die Untersuchung in Südbrandenburg erfolgte im Jahr 2013 im Zeitraum von der Jungenaufzucht bis zum Flüggewerden. Das Untersuchungsgebiet um­fasst die Landkreise Elbe-Elster , Spree-Neiße , Ober­ spreewald-Lausitz , Dahme-Spreewald sowie den Stadtkreis Cottbus - entsprechend dem bewährten

erbrüteten Jungen insgesamt 225 tot aufgefunden (CreuTz 1988, 179). Im Bundesland Sachsen-Anhalt in einem Untersuchungsgebiet von 1.017 km? veren­deten zwischen dem 13.-22.06.1993 in einem Gebiet um Genthin 49,3% und 33,2% der Jungstörche im Raum Kalbe an Unterkühlung und deren Folgen (STACHOWIAK& BıcH 1994).

Betreuernetz nach Altkreisen vor der Gebietsreform. Die Weißstorchbetreuer wurden vom Autor gezielt aufgerufen, in Abstimmung mit denStorchenel­tern(Anwohner der Horststandorte) die Verluste innerhalb beider Regenperioden(28.-31. Mai und 24.-26. Juni, vgl. Tab. 1) so detailliert wie möglich