Heft 
Band 22
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Altkreisen wird nicht beringt bestätigten jedoch, dass in keinem Fall ein allgemein das Ertrinkungsri­siko erhöhender Mülleintrag(Folie, Plastik u.a.) auf den Horsten festgestellt wurde. In der gesamten Auf­zuchtperiode von Mai bis Beginn des Dauerregens Ende Juni kommen als Verlustursachen die Kälte im Frühjahr, Nahrungsmangel, der Dauerregen Ende Mai sowie Horstkämpfe und Angriffe durch Prädato­ren vor. Prädatoren wurden in einem Fall spezifisch dokumentiert: Auf dem Horst in Raddusch-Kaupen bei Vetschau attackierten am 28. Mai fünf Kolkraben die zwei Küken, wobei diese tödlich verletzt wurden.

Vor dem Beginn des Dauerregens am 24. Juni verendeten ab der letzten Maidekade während der Aufzuchtperiode 110 Nestjunge in ihren Horsten.

Die Situation in der zweiten Dauerregenperiode vom 24.26. Juni stellte sich noch drastischer dar: Die Jungen, die nun in der Mehrzahl ein Alter von vier bis fünf Wochen hatten, konnten auf Grund ihrer Größe von den Storcheneltern nicht mehr abgedeckt werden.

Das führte zu einem Massensterben in bisher unbekannter Größenordnung mit 345 nestjungen Störchen innerhalb weniger Tage.

Unter allen erfassten Verlusten von Nestjungen des Brutjahres 2013(n=455) wurden 76% allein in dieser zweiten Regenperiode Ende Juni registriert. Eine Dunkelziffer von möglicherweise 70 Nestjun­gen durch nicht erfasste bzw. nicht bekannte Verluste der Paare ohne flügge Jungen(27x), der Paare mit nur einem flüggen Jungen(22x) und der Paare mit Brutaufgabe(4x) wurde hierbei nicht berücksichtigt. Beispielsweise ist es nicht immer möglich, herausge­worfene Nestjunge am Brutort zu erfassen, da diese in der Dämmerung schnell von Prädatoren(Fuchs, Marder etc.) entfernt werden können.

Nur 270 von 725 nachweislich geschlüpften Kü­ken wurden flügge. Von drei toten Nestlingen, die am 26. Juni im Alter von 24-33 Tagen auf dem Horst in

Otis 22(2015)

der Lübbenauer Bergstraße(Landkreis Oberspree­ wald-Lausitz ) aufgefunden wurden(Abb. 1), fand eine pathologische Untersuchung durch das Landes­labor Berlin/Brandenburg , Standort Frankfurt/Oder statt. Diese ergab, dass die Jungen jeweils infolge eines Lungenödems verendet waren. Dieses wird im Allge­meinen durch Unterkühlung verursacht. Vermutet wird, dass die Todesursache der meisten, in der zwei­ten Regenperiode Ende Juni verendeten aber nicht untersuchten Storchenjungen identisch war.

Das schwache Brutergebnis mit der Gesamtjun­genzahl(JZg) von nur 270 des Gesamtjahres wider­spiegelt die hohen Verluste an Jungen. In den meisten Horsten mit Bruterfolg wurde jeweils nur ein Junges flügge(HPm1)(Abb. 2). Die Jungenzahlen im Ein­zelnen: 76x ein flügges Junges, 53x zwei flügge Junge, 28x drei flügge Junge und lediglich 1x vier flügge Jun­ge(dort erfolgte eine Zufütterung durch Anwohner).

Das ergibt einen Teilbruterfolg(JZm) von 1,71 Jungen je Paar unter den 158 erfolgreich brütenden Paaren(HPm). Unter Berücksichtigung der 187 er­folglosen Paare(HPo) minimiert sich der Gesamt­bruterfolg(JZa) auf 0,78 Junge je Paar. Würde eine derart geringe Bruterfolgsrate jährlich auftreten, wäre die Population des Weißstorchs dauerhaft nicht überlebensfähig. Auf ein Störungsjahr folgen in der Regel Jahre mit durchschnittlichem(2 Junge) oder überdurchschnittlichem Bruterfolg(>2 Junge), so dass sich der Bestand langfristig wieder erholt. In Südbrandenburg lag der Gesamtbruterfolg im Zeit­raum von 1994 bis 2012 bei 1,93 Jungen je Paar. In diesem Zeitraum traten vier Störungsjahre und ebenso viele Erfolgsjahre auf. Die zur Bestandssi­cherung im langjährigen Durchschnitt notwendige Anzahl von zwei Jungen je Paar wurde damit annä­hernd erreicht. Das Storchenjahr 2013 war in Bezug auf den Bruterfolg das schlechteste Jahr seit 1963, dem Jahr der ersten Aufzeichnungen.