Otis 22(2015): 99-107
Michael Zerning
ZERNING, M.(2015): Brutbestandserfassung des Drosselrohrsängers Acrocephalus arundinaceus im Stadtkreis Potsdam. Otis 22, 99-107
In den Monaten Mai und Juni 2012 führte die Fachgruppe Ornithologie der Stadt Potsdam eine flächendeckende Kartierung des Drosselrohrsängers im Stadtkreis durch. Dazu wurden verschiedene Teilflächen vergeben. Die dabei ermittelten 86 Reviere zeigen im Vergleich, dass der Bestand des Drosselrohrsängers gegenüber den 1970er und 1980er Jahren einen deutlichen Aufschwung bekommen hat. Die Schwerpunktbereiche des Vorkommens im Stadtkreis Potsdam werden aufgezeigt.
ZERNING, M.(2015): Great Reed Warbler Acrocephalus arundinaceus breeding population census in the Potsdam urban district. Otis 22, 99-107
Between May and June 2012 the Potsdam specialist ornithological group undertook a comprehensive mapping of the Great Reed Warbler in the urban district of Potsdam . Various subareas were allocated. The 86 territories mapped illustrated that the Great Reed Warbler population increased considerably in comparison to the 1970s and 1980s. Concentrations of the species within the Pots dam
urban district are shown.
1 Einleitung
Das Stadtgebiet von Potsdam wird von der Havel durchflossen, die hier diverse kleinere und größere Seen bildet. Mit teilweise breiten und ausgedehnten Röhrichten bergen diese ein großes Potenzial für den an Schilfbestände gebundenen Drosselrohrsänger. Für die Brut bevorzugt er die wasserseitig gelegenen Röhrichtränder. Vorteilhaft sind dabei lockere Baumbestände in Ufernähe.
Anlass der hier dargestellten Erfassung war die bei vorangegangenen Erfassungen auf kleineren Teilbereichen bereits festgestellte steigende Zahl der Reviere.
In den aktuellen Roten Listen Brandenburgs und Gesamtdeutschlands wurde der Drosselrohrsänger jeweils in die Vorwarnliste eingestuft(SÜDBECK ET AL. 2007 und RysLavy& MApDLow 2008). Das bedeutet in Brandenburg eine Herabstufung von der Einstufung 3,„gefährdet“ und in Deutschland von der Einstufung 2,„stark gefährdet“ Nach der Bundesartenschutzverordnung gilt er als streng geschützte Art.
FLADE(1994) nennt die Rohrsänger als wichtige Indikatoren für Röhrichte und Feuchthochstauden. Als ausgesprochene Leitart nur für Röhrichte gibt er für den Drosselrohrsänger eine Gesamtdichte von
0,59 Revieren/10 ha(alle erfassten BP bezogen auf die gesamte Untersuchungsfläche) an. Die gesamte Untersuchungsfläche von 1.704 ha setzte sich aus 23 großflächigen und 34 kleinflächigen Röhrichten unterschiedlicher Qualität zusammen.
GLUTZ Von BLoTzHEIM (1991) beschreibt eine Verbreitung von der westeuropäischen Kontinentalküste ostwärts bis Japan und den Nordosten Chinas mit Höhenlagen bis etwa 500 m N. N.
Die folgenden Literaturangaben sollen verdeutlichen, welche Bestandentwicklungen in Brandenburg und im weiteren Umland stattfanden.
Um 1940 bis 1950 war die Art vielerorts noch häufiger als der Teichrohrsänger. Anhand vieler Beispiele wird der starke Rückgang dargelegt, der etwa bis 1990 anhielt. Für den Plessower See(450 ha), westlich an Potsdam angrenzend, werden z.B. für 1914 ca. 350 Brutpaare(BP) angegeben, 1980 betrug der Bestand dort noch ca. 10 Reviere(GLUTZ von BLOTZHEIM 1991).
FıscHER(1992) listet 1991 noch fünf und 1992 noch drei Reviere für den Plessower See auf. Auch nach ScHALow(1919) war die Art in Brandenburg einmal ein sehr häufiger Brutvogel. In den 1970er