Heft 
Band 22
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Schriftenschau

GEDEON, K., C. GRÜNEBERG, A. MITSCHKE, C SUDFELDT, W. EIKHORST, S. FISCHER , M. FLADE, S. FRICK, I. GEIERSBERGER, B. Koopr, M. Kramer, T. KRÜGER, N. RoTH, T. RYsSLAVY, S. STÜBING, S. R. SUDMANN, R. STEFFENS, E VöKLER& K. Wırrt(2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stif­tung Vogelmonitoring Deutschland& Dachverband Deutscher Avifaunisten, Münster . 800 Seiten. ISBN 978-3-9815543-3-5. (5)

Ein Mammutwerk liegt auf dem Tisch, Ergebnis von 10 Jahre Arbeit einer Gemeinschaft deutscher Orni­thologen. Tausende ehrenamtlicher Vogelbeobachter haben für den ADEBAR kartiert, alleine die Feldar­beit umfasst über 350.000 Stunden. Hunderte haben an den Arttexten mitgearbeitet, dutzende haben die Arbeiten koordiniert oder spezielle Fachbeiträge geliefert und schließlich hat ein kleines Redakti­onsteam(Kai Gedeon, Christoph Sudfeldt und Chris­toph Grüneberg) die fast übermenschliche Aufgabe auf sich genommen, das alles zu koordinieren und in Form zu bringen.

Nach Grußworten der zahlreichen Sponsoren konzentriert sich der einleitende Teil auf die Entste­hungsgeschichte des ADEBAR, die landschaftliche Gliederung Deutschlands , die Beschreibung der Monitoringprogramme, die Methodenbeschreibung, eine kurze zusammenfassende Ergebnisübersicht und Hinweise zur Benutzung des speziellen Teils. Die Artkapitel umfassen zwei Seiten bei seltenen und mittelhäufigen und vier Seiten bei häufigen Arten. Mittelpunkt sind die Karten, in denen die Vorkommen nach Topographischen Karten(TK) in farblich abgestuften Häufigkeitsklassen abgebildet sind. Zum Vergleich gibt es eine kleine Karte mit der Verbreitung um 1985 und soweit vorhanden- eine Bestandskurve mit den Ergebnissen des Monito­rings. Der Text gliedert sich in zwei Abschnitte. Unter Bruthabitat, Bestand und Verbreitung werden die Karten kommentiert und textlich ausgewertet. Unter Bestandsentwicklung werden kurz- und langfris­tige Bestandstrends beschrieben, häufig mit genau­eren Zahlen untersetzt und regional differenziert. Eine schöne Farbzeichnung der jeweiligen Vogelart

Otis 22(2015)

von Paschalis Dougalis ist Blickfang auf jeder Seite, und eine kleine Weltverbreitungskarte ordnet das deutsche Vorkommen in einen internationalen Rah­men ein. Häufige Vogelarten(insgesamt 45 Arten) wurden nicht TK-weise im Feld erfasst, sondern die Verbreitung wurde mit Hilfe der Probeflächenerfas­sungen aus dem DDA-Monitoring modelliert, das heißt anhand der ermittelten Korrelationen mit Um­weltfaktoren hochgerechnet. Hier gibt es drei Karten: Eine Dichtekarte zeigt die punktgenauen Hochrech­nungsdaten, die in einer Modellkarte auf die TK übertragen sind. Eine Kombikarte gleicht diese Mo­dellierungsergebnisse mit tatsächlichen Felderfas­sungen ab, soweit letztere vorhanden sind. Für alle Vogelarten ist eine Gesamtbrutpaarzahl angegeben.

Unregelmäßige und ehemalige Brutvögel wer­den kurz textlich abgehandelt. Anhänge enthalten Angaben zu den Erfassungsvorgaben, eine lange Liste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Tabellen mit Bundes- und Landesbeständen und mit Ein­schätzungen der Datenqualität, Diagramme zur Bestandsentwicklung nach dem Integrierten Mo­nitoring von Singvogelpopulationen und Grafiken zu Temperatur- und Niederschlagseffekten bei der Modellierung.

Es ist absolut faszinierend, wie sich die einzeln ermittelten TK-Angaben zu einem stimmigen Ge­samtbild ergänzen, so wie einzelne Mosaiksteine ein Bild ergeben. Bei vielen Arten zeichnen sich stimmi­ge überregionale Muster ab. Immer wieder ist man erstaunt, wie unterschiedlich die Häufigkeit mancher Arten in den einzelnen Regionen Deutschlands aus­geprägt ist. Was hier dargestellt wird, geht weit über das hinaus, was bisher bekannt war. Besonders deut­lich wird der Quantensprung im Wissensfortschritt, wenn man die ADEBAR-Karten mit dem Vorgänger­atlas(Rheinwald 1993) vergleicht, der nicht nur ein sehr viel gröberes Raster abbildete, sondern auch methodisch weit hinter den jetzigen Standards zu­rückblieb. Denn damals war es noch nicht gelungen, die Bundesländer zu einem einheitlich abgestimm­ten methodischen Vorgehen zu bewegen. Auch diese Gemeinschaftsleistung des ADEBAR kann kaum ge­