Heft 
Band 22
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nug gewürdigt werden. Die Arttexte- durch ein bis­her einzigartiges Online-Beteiligungsverfahren von zahlreichen Fachleuten durchgesehen und ergänzt sind sehr informativ und gehen weit über eine bloße Kartenbeschreibung hinaus.

Schwachpunkt des Atlas sind sicher die Model­lierungen bei den häufigen Arten, die vielfach nicht recht gelungen sind. Die Autoren geben ihr Bestes, um die Ergebnisse nachvollziehbar zu machen und mit realen Kartierungsdaten die aber bei diesen Arten stets nur für einen kleinen Teil der Fläche vor­liegen- zu vergleichen. In manchen Fällen stimmt das einigermaßen gut, in anderen überhaupt nicht überein. Beispielsweise bildet die Modellkarte das Häufigkeitsgefälle der Heckenbraunelle von West nach Ost nicht ab, und der Süden Brandenburgs müsste laut Modellierung vom Waldbaumläufer weitgehend unbesiedelt sein. Man fragt sich immer, ob und wieviel die Modellkarten mit der Realität zu tun haben. Ursache ist sicherlich, dass die erfassten Habitat- und Umweltdaten nicht in vollem Umfang diejenigen Faktoren widerspiegeln, die Verbreitung und Häufigkeit der Arten kleinräumig bestimmen. Man wird bei späteren Kartierungen besser dazu übergehen, einen größeren Anteil auch der häufi­geren Arten im Feld zu erfassen. Bei wirklich häufi­gen Arten findet aber auch das seine methodischen Grenzen.

Eine große Bereicherung stellen die Grafiken zur Bestandsentwicklung dar, die die aktuellen Angaben in einen zeitlichen Rahmen stellen. Der DDA kann bei vielen häufigen Arten auf nunmehr fast zwan­zigjährige Datenreihen zurückgreifen, bei seltenen Arten auf noch ältere Daten eine tolle Sache. Die Darstellung ist allerdings nicht optimal. Bei allen Ar­ten wird ein Bestandsindex angegeben, für den der Bestand des Jahres 2006 auf 100 normiert wird. Bei häufigen Arten aus den Monitoringprogrammen ist das die übliche Darstellungsweise es fehlen aber die sonst üblicherweise auch dargestellten Stan­dardfehler, die doch einen guten optischen Hinweis

Otis 22(2015)

auf die Genauigkeit und damit Zuverlässigkeit der Daten geben. Bei seltenen Arten, bei denen jährli­che Bestandsdaten vorliegen(z.B. Basstölpel u.a.), erschwert die Indexdarstellung die Lesbarkeit der Kurve. Hier wäre es viel besser gewesen, wenn man die Bestände direkt aus der Grafik ablesen könn­te. Weiterhin fehlt jede statistische Auswertung wie Trendberechnungen oder Signifikanztests. Sie wer­den ersetzt durch kurze verbale Klassifizierungen (z.B.moderate Bestandsabnahme), die nicht defi­niert sind und nicht besonders konsistent angewen­det worden zu sein scheinen.

Diese kleine kritische Anmerkung tritt aller­dings völlig zurück hinter dem Guten, Wertvollen und Neuen, das dieser Atlas enthält. Auch die lange Wartezeit wird durch das Ergebnis gerechtfertigt. Zu kritisieren ist hier nur die mehrfache voreilige und nicht eingehaltene Ankündigung von Erscheinungs­daten, nicht die Bearbeitungsdauer selbst. Denn zum einen hält sie sich durchaus im Rahmen vergleichba­rer Projekte, zum anderen beruht sie auf dem Bestre­ben, bestmögliche und mit anderen Programmen abgestimmte Daten zu präsentieren. Und man darf nicht vergessen, dass die Redaktionsarbeit zum gro­ßen Teil ehrenamtlich erfolgte.

Man darf gespannt sein auf die vielfältigen Aus­wertungen, die nun noch aus den Daten herauszuho­len sein werden. Während beispielsweise auf einen detaillierten quantitativen Vergleich der Verbreitung mit früheren Daten auf Bundesebene wegen der unterschiedlichen Raster verzichtet werden musste, wäre dies für Ostdeutschland möglich, denn der Ni­colai-Atlas 1978-82 nutzte ebenfalls die TK als Basis.

Eine(zu) oft benutzte Floskel am Schluss von Rezensionen sagt, das besprochene Buch dürfe in keinem Bücherschrank fehlen. Hier trifft sie aus­nahmsweise wirklich zu- vorausgesetzt, man hat Interesse am Vorkommen von Brutvögeln in Deutschland .

Wolfgang Mädlow