Heft 
Band 22
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ein Vortrag des Landwirtes Stefan Palme, der über Agrar-Förderprogramme sprach und darüber, was er sich wünschen würde, um die Adler besser schüt­zen und gleichzeitig als Landwirt existieren zu kön­nen. Seine Fragen wurden im Vortrag von Frau Dr. Irene Kirchner aus dem MLUL aufgegriffen, die über die aktuellen Agrar-Umwelt-Programme sprach. Arno Hinz stellte als Forstmitarbeiter und Horstbe­treuer ein Konzept der Landesforstverwaltung zum Schutz des Schreiadlers vor. Mit Nicole Wasmund übernahm eine Brandenburgerin die Leitung eines mecklenburgischen Projektes, sie berichtete über dasNaturschutzgroßprojekt Nordvorpommersche Waldlandschaft.

In vielen Vorträgen wurde betont, dass die Er­haltung, Wiederherstellung oder Neuschaffung von Grünland die wichtigsten Maßnahmen für die Nahrungsflächen in den Schreiadler-Lebensräumen sind. Die Pressemitteilung der DeWiSt zur Tagung endet mit den WortenAm Ende des Schreiadler­symposiums waren sich alle Teilnehmer einig: ‚Da­mit der Schreiadler seinen Stammplatz auf der Roten Liste verliert, müssen die Weichen in der Agrarpoli­tik neu gestellt werden!. Die Ergebnisse der Tagung sollen in einem Tagungsband veröffentlicht werden. Erneut wollen wir einen Blick auf das Wiederan­siedlungsprojekt für den Fischadler in Spanien werfen. Zur Erinnerung: 144 der dort bis 2012 aus­gewilderten 182 Jungvögel stammten aus Deutsch­ land , von diesen wiederum 106 aus Brandenburg (vgl. Otis 20/2012). Im Jahr 2015, also drei Jahre nach Ende der Auswilderungen, gab es 21 besetzte Revie­re in den Provinzen Huelva und Cadiz (Andalusien ). Von diesen wurden 16 als Brutpaare gewertet. Insge­samt wurden im Jahr 2015 20 Jungvögel flügge. Der Bestandsanstieg hält also an und der Übergang von der Auswilderung von Jungvögeln zu konservieren­den Schutzmaßnahmen ist offenkundig gelungen.

Ein interessanter Fall wurde in diesem Jahr aus Marokko übermittelt: Der aus einem Nest bei Röbel (Mecklenburg-Vorpommern) stammende FischadlerALU wurde im Jahr 2008 als Nestling in Südspanien ausgewildert. 2015 wurde er als er­folgreicher Brutvogel in Marokko identifiziert. Was für ein sensationeller internationaler Austausch: Ein deutschstämmiger Fischadler, auf Fotos durch seinen individuellen Kennring erkennbar(D. Schmidt, N. Houssine, schriftl. Mitt.) zieht an der af­

Otis 22(2015)

rikanischen Mittelmeerküste in einem Felsenhorst (Abb. 9) seinen Nachwuchs auf!

Am 20. Mai 2015 wurde der Bericht zur Lage der Natur in der EU veröffentlicht(EUuRoPEAN Envı­RONMENT AGENCY 2015, Kurzfassung: EU -KoMMISSION 2015). Der Statusbericht basiert weitgehend auf den nationalen Berichten zur Vogelschutz- und FFH­Richtlinie der Mitgliedstaaten an die EU , die bis auf Griechenland und das erst kürzlich hinzugekom­mene Kroatien vollständig vorlagen. Ergänzt wurde er durch weitere Studien, unter anderem durch die Rote Liste der Vögel der EU ® die am 3. Juni 2015 in Brüssel gesondert vorgestellt wurde.

Entstanden ist die umfassendste und beste Be­schreibung der Situation, die es jemals in Europa gab. Insofern kann als erstes Ergebnis des Berichtes gelten, dass sich die Datenlage erheblich verbessert hat. Die Daten selbst sind alarmierend. Ein Drittel aller Vogelarten in der EU ist gefährdet; davon ist die Hälfte akut bedroht und steht auf der Roten Liste, die andere Hälfte ist auf der sogenanntenVorwarnliste. Es gibt mehr abnehmende als zunehmende Vogelar­ten. Die EU einschließlich Deutschland ist noch weit von ihrem Ziel entfernt, bis 2020 den Artenschwund zu stoppen und eine Verbesserung der Lage einzulei­ten. Ohne massive zusätzliche Anstrengungen bleibt das Ziel unerreichbar. Der Bericht zeigt, dass die bei­den großen Naturschutzrichtlinien der EU (Vogel­schutz- und FFH-Richtlinie) viel strikter umgesetzt werden müssen.

Gleichwohl bekräftigt der Bericht, dass die Richt­linien unbedingt erhalten werden müssen, da an vielen Stellen bereits Erfolge zu verzeichnen sind. So geht es Vogelarten des Anhangs I der EU -Vogelschutz­richtlinie in der Gesamtbilanz besser als den übrigen Arten. Hier wird u. a. die Großtrappe in Spanien , Por­ tugal , Österreich, Ungarn und Deutschland erwähnt. Im Bericht deutet sich an, dass es vor allem die sel­tenen Arten sind, welche zunehmen oder im Bestand stabil sind, da ihnen besondere Schutzanstrengungen gelten. Dass auf der anderen Seite immer mehr häu­fige Arten zu den Verlierern gehören, geht auch aus dem deutschen Bericht hervor, der in den EU -Bericht einfloss(vgl. WaHL et al. 2015). Darunter sind viele Arten, die im ländlichen Raum vorkommen und von einer nachhaltigen Landwirtschaft abhängen. Solche Spezies sind nicht allein mit Artenschutzprojekten zu retten, sondern bedürfen einer angepassten und