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höchsten in Brandenburg gehört. Trotz zahlreicher Belege mit individuell markierten und besenderten Tieren über die regelmäßigen Flüge der Großtrappen zwischen den drei Einstandsgebieten ist inzwischen der Flugkorridor zwischen dem Havelländischen Luch und den Belziger Landschaftswiesen mit Windrädern verbaut. Als nächstes ist die Errichtung von Windrädern in der Flugroute Havelländisches Luch- Fiener Bruch vorgesehen. Die Bauarbeiten sind bereits angelaufen. Nach fast 10 jähriger Beobachtungszeit im Großtrappeneinstand Fiener Bruch zeigt sich deutlich, wie massiv dort der Lebensraumverlust für die Großtrappen durch die Errichtung des Windparks Zitz-Warchau(Abb. 9) ist. Bis 2003 war der Brandenburger Bereich des Fiener Bruchs mit seinem 6.338 ha großen EU -SPA (EU -Code DE 3640-421) ein regelmäßig genutzter Brut- und Überwinterungsraum der Großtrappen. Seit der Inbetriebnahme des Windparks meiden die Großtrappen eindeutig den Brandenburger Bereich des Fiener Bruchs , obwohl sich die kleine Bestandsgruppe seit 2004 durch Auswilderung und gute Nachwuchsraten hinter den fuchssicheren
Schutzzäunen von vier auf 15 erwachsene Tiere gut
entwickelt hat. Die Flächennutzung der Großtrappen ist seitdem bis auf wenige Aktivitäten am Südrand des Bruches in der Gemarkung Bücknitz völlig auf den Anhaltiner Bereich des Einstandsgebietes (3.667 ha EU -SPA, Code DE 3639-401) begrenzt. Fazit: Rund 60% des Trappenlebensraums im Fiener Bruch wurden durch den Windpark ZitzWarchau vernichtet. Vorübergehend, so 2003 der Tenor aus dem Umweltministerium, denn wegen der Verstöße gegen das Bau- und Naturschutzrecht im Rahmen des Genehmigungsverfahrens war von einem Rückbau nach zwanzigjähriger Laufzeit die Rede. So war auch die Finanzierung der Ausgleichsund Ersatzmaßnahmen ausgelegt, die der NABU und der Förderverein Großtrappenschutze.V. ausgehandelt hatten. Inzwischen sprechen die Planer öffentlich von einem 25-jährigen Bestandsschutz sowie einer Verlängerungsoption von zweimal fünf Jahren. Die Investoren werben in der Gemeinde Zitz intensiv um neue Flächen, denn neue und höhere Windräder erfordern eine Erweiterung des Parks. Wie bei der Zerstörung von Trappenlebensraum durch die Genehmigung von Biogasanlagen steht auch hier beim Windpark Zitz im SPA Fiener Bruch
Otis 19(2011)
das Umweltministerium in der Pflicht, für die Einhaltung der Naturschutzbestimmungen des Landes und der EU zu sorgen.
Die Großtrappen haben in Deutschland in den letzten 150 Jahren 99% Lebensraumes verloren. Der minimale Restlebensraum wird derzeit
ihres
trotz der Schutzgebietsausweisungen so massiv unter Druck gesetzt, dass alle Erfolge der letzten Jahre ernsthaft gefährdet sind. Nur Großtrappenküken aufzuziehen und in trappenfeindliche Umwelt auszusetzen, das ist eine Sackgasse. Das
eine
wurde bereits in den 1980er Jahren deutlich. Die Auswilderung von Jungtrappen hat zwar bisher das Aussterben der Großtrappen in Deutschland verhindert, aber Vorrang für das Überleben der Art hat die Sicherung und Verbesserung ihrer Lebensräume.
Die Ausführungen zur Situation der Großtrappen in den Jahren 1974-1989 haben gezeigt, wie rasch deren aussterben können, wenn ihr Lebensraum zerstört wird. Die aktuelle Entwicklung geht wieder in diese Richtung. Bei den Überlegungen zur Rettung der Großtrappen ist zu beachten, dass diese Art ein Symbol für komplexen Lebensraumschutz zur Erhaltung einer hohen Biodiversität im Agrarraum ist.
Bestandsgruppen
Literatur
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GLASEWALD, K.(1942): Vorkommen von Großtrappen in Deutschland . Dtsch. Vogelwelt 67: 97-106. GORETZKI, J., K. Dosias& K.-H.. PAUSTIAN(1997): Untersuchungen zum Beutegreifermanagement als Grundlage für eine nachhaltige Minderung des Beutegreifereinflusses unter besonderer Berücksichtigung des Fuchses und weiterer Prädatoren. Projektbericht unveröff,