Heft 
Band 19
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Jurke: Brutbiologische Untersuchungen am Feldsperling 79

im bebauten Innenbereich der Stadt, sodass im Untersuchungsgebiet bis auf das Jahr 2005 keine Konkurrenzsituation zwischen beiden Sperlings­arten um das Bruthöhlenangebot bestand und der den weiteren höhlenbrütenden Arten überlegene Feldsperling mit vergleichsweise hoher Siedlungs­dichte anzutreffen war. Diese war zweifelsohne nur über das Angebat von Kunsthöhlen möglich, Natur­

höhlen waren auf dem Friedhof wie auch in der Teil­flächeStreuobstwiese/Kleingärten aufgrund regelmäßiger Pflegemaßnahmen am Baumbestand kaum vorhanden. Alle Kästen wurden regelmäßig auf Funktionalität(Minimierung von Lichteinfall und Durchzug) geprüft und ggf. repariert, sodass die Auslastung des Nistkastenangebots die Zahl der anwesenden Brutpaare bis zur Grenze der kom­pletten Besiedlung aller 25 Kästen widerspiegeln sollte. Abgesehen vom Jahr 2005(28% Auslastung gemessen an den zur ersten Brut geschrittenen Brutpaaren) wurden in den Folgejahren Werte von 52 bis 84% erreicht. Dabei stellte sich der Friedhof als weitaus attraktivere Teilfläche dar: Während in der TeilflächeStreuobstwiese/Kleingärten in den Jahren 2006 bis 2009 im Schnitt 56% der Nistkä­sten für die erste Brut genutzt wurden, konnten hier Kapazitätsauslastungen von durchschnittlich 73%, in 2009 sogar 94%(15 von 16 Kästen waren besetzt) festgestellt werden. Im letzten Untersuchungsjahr war die Kapazitätsgrenze in der TeilflächeFriedhof offensichtlich erreicht, eine höhere Siedlungsdichte durch Ausbringung weiterer Nistkästen wäre u.U. möglich gewesen. Der Grund für die eher verhal­tene Besiedlung der anderen Teilfläche lässt sich nicht eindeutig finden, zumal Störungen durch menschliche Aktivitäten auf dem Friedhof(v.a. Passanten) um ein Vielfaches höher gelegen haben dürften. Andererseits könnte aber eine höhere Katzendichte auf der TeilflächeStreuobstwiese/ Kleingärten eine negative Wirkung auf die Besied­lung gehabt haben.

Der Fang von Altvögeln am Nest zu Zwecken der Beringung und Ringkontrolle wurde während des gesamten Beobachtungszeitraums nicht gezielt an­gestrebt. Altvögel wurden nur dann dem Nest ent­nommen und beringt bzw. kontrolliert, nachdem sie bei den regelmäßigen Kontrollen selbst nach ei­nem Klopfen auf den Kasten nicht die Flucht ergrif­fen(n=18). Neun derartig gestörte Bruten wurden

nicht erfolgreich abgeschlossen(mindestens einmal gab es Dauerregen in der Nestlingszeit). Daraufhin wurden in drei Fällen Nachgelege vorgefunden und sechsmal wurde der Nistkasten verlassen(dabei 2x nach B3). Von den neun erfolgreichen Bruten nach Fang eines Altvogels gab es in fünf Fällen weitere Gelege nach Ausfliegen der Jungen, in vier Fällen nicht(3x B1 und 1x B2 ). Der Feldsperling stellt sich diesbezüglich als sehr sensible Art dar, vom Fang der Altvögel auf dem Nest wird daher abgeraten.

Legebeginn und Anzahl Jahresbruten Der früheste Termin für die Eiablage(09.04.) lag zwar deutlich hinter dem von DITTBERNER(1996) genannten Fall aus Schwedt/Oder (28.03.1988), der mittlere Legebeginn für die erste Brut der Jah­re 2005 bis 2009 fiel jedoch auf den 18.04. und da­mit eine Dekade vor die von DITTBERNER gemachten Angaben für die Uckermark. Auch Deckert(1973) nennt Daten um den 18.04. als frühe Termine, die nur bei warmer Witterung zu beobachten waren. Baugr et al.(2005) geben für Mitteleuropa Lege­termine meist ab Mitte April, oft aber auch erst ab Anfang Mai an. Aus den hier vorliegenden Daten aus dem Havelland zeichnet sich somit ein vorverlegter Legebeginn zu vorherigen vergleichbaren Studien ab, v.a. die Jahre 2007 bis 2009 mit mittleren Lege­terminen vom 14.04. bis 18.04. zeigen mögliche An­passungen an klimatisch veränderte Verhältnisse. Wie in DeckerTt(1973) und DorneuscH et al.(1976), aber anders als in ABBO(2001) dargestellt, waren drei Jahresbruten im Untersuchungszeitraum durchaus die Regel. Den insgesamt 74 Erstbruten aus den fünf Untersuchungsjahren standen immer­hin 44 Drittbruten gegenüber, was 59% der Anzahl der Gelege aus B1 entspricht. Ältere Studien belegen einen weitaus geringeren Anteil der Brutpaare mit Drittbruten: 17% in einem Untersuchungsgebiet nahe Dresden (CREuTz 1949), 8%(DE BETHUNE 1961, Belgien ) und 8-24%(Pınowskı 1968, Polen ). Auch ScHALOW(1919) schreibt von zumeist zwei Bruten. GLuTZ& Bauer(1997) trugen mit 32 bis 38 Tagen Abstand zwischen dem Legebeginn von erster und zweiter Brut sowie 34 bis 39 Tagen zwischen zweiter und dritter Brut Daten zusammen, die durchaus in der vorliegenden Studie bestätigt werden können. Dabei entsteht der Eindruck, dass der Abstand vom ersten Ei der einen Brut zum ersten Ei der folgenden