Otis 19(2011): 99- 104
Atypischer Gesang eines Waldlaubsängers(Phylloscopus sibilatrix) in Südbrandenburg
Stefan Brehme, Karl-Heinz Frommolt, Hartmut Haupt, Heiko Michaelis& Timo Schneider
BREHME, St., K.-H. FRoMMOLT, H. Haupt, H. MicHAELIS& T. SCHNEIDER(2011): Atypischer Gesang eines Waldlaubsängers(Phylloscopus sibilatrix) in Südbrandenburg. Otis 19: 99-104.
Im Juni 2010 dokumentierten wir einen atypisch singenden, wahrscheinlich unverpaarten Waldlaubsänger südlich des Senftenberger Sees, Kreis Oberspreewald-Lausitz. Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Gesang des Berglaubsängers(Phylloscopus bonelli) und daraus resultierende Verwechslungsmöglichkeiten werden auch anhand von Spektrogrammen der Lautäußerungen dargestellt und diskutiert.
BREHME, St., K.-H. FRommoLTt, H. Haupt, H. MicHAELIs& T. SCHNEIDER(2011): An aberrant singing male Wood Warbler(Phylloscopus sibilatrix) in southern Brandenburg . Otis 19: 99-104.
In June, 2010, we documented an aberrantly singing and probably unpaired male Wood Warbler south of the Senftenberg Lake in the Oberspreewald-Lausitz region. Similarities and differences in comparison with Bonelli’s Warbler(Phylloscopus bonelli) and resulting hazards of mistaken identity are presented and discussed using spectrograms of their singing.
Stefan Brehme, Möllersfelder Str. 9, 13158 Berlin ; E-Mail: stefan.brehme@klinikum-niederlausitz.de Karl-Heinz Frommolt, Museum für Naturkunde , Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin ; E-Mail: karl-heinz.frommolt@mfn-berlin.de
Hartmut Haupt, Hannemannei 8, 15848 Beeskow
Heiko Michaelis, Hauptstr. 35, 01968 Sedlitz ; E-Mail: heiko-michaelis@web.de
Timo Schneider, Friedenseck 2, 01979 Lauchhammer-Ost
Einleitung
Das Lautrepertoire des Waldlaubsängers(Phylloscopus sibilatrix) wurde in NIETHAMMER(1937), ASCHENBRENNER(1966), BEzzEL(1993), BAUER et al.(2005), BERGMANN et al.(2008) und insbesondere in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1991) ausführlich beschrieben. Hinweise auf aberrante Gesänge oder Imitationen finden sich hier nicht. Cramp et al.(1992) äußern sich sehr umfassend zur Stimmgebung der Art und weisen auf gelegentliche Verwechslungsmöglichkeit mit dem Berglaubsänger(Phylloscopus bonelli) hin. Abweichende Gesangsbeispiele erwähnen sie aus Südfinnland von Anfang Mai mit Ähnlichkeit zum Grünlaubsänger(Phylloscopus trochiloides) und für Ende Mai einen Vogel aus Luxemburg mit Waldlaubsänger- x Fitislaubsänger-Mischgesang (Phylloscopus trochilus ). Auch führen sie Strophen mit Klappergrasmückenmotiven(Sylvia curruca) an und verweisen auf weitere Untersuchungen in Frankreich . Aus Brandenburg und Berlin scheinen derartige Klangbeispiele bislang nicht bekannt zu sein(z.B. RuTscHKE 1983, Ortro in ABBO 2001).
Beobachtungen
Am 16.6.2010 hörte S. B. gegen 18:30 Uhr MESZ nahe des Südufers des Senftenberger Sees(Großkoschen / Senftenberg/Kreis Oberspreewald-Lausitz , ca. 51.48 N, 14.02 E) einen Sänger mit„fester Kopplung“ aus einer initial typischen Waldlaubsängerstrophe und einem zweiten Teil, der Berglaubsänger und entfernt auch Zaunammer(Emberiza cirlus) ähnelte. Die sofortige Nachsuche im lichten, kiefernbetonten Mischwald unweit des Aussichtsturms(Abb. 1, zum Habitat s. a. BREHME& MicHAELIS 2006) erbrachte einen etwas blass wirkenden Laubsänger mit deutlich ausgeprägtem Überaugenstreif. Im Abendlicht des Waldes fielen Gelbtöne nur im Kinnbereich auf. Der Vogel wirkte vital und in jeder Hinsicht unbeeinträchtigt, verhielt sich wie ein Waldlaubsänger mit mehrfach vorgetragenem Schwirren und Singflug im unteren Astbereich und konnte als der Urheber des Gesangs durch Beobachtung zweifelsfrei erkannt werden. Unter Aufzeichnung der Stimme wurde der weiter intensiv singende adulte, männliche Laubsänger ab 19:30 Uhr MESZ gemeinsam mit H. M.