Heft 
Band 19
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Brehme et al.: Atypischer Gesang eines Waldlaubsängers in Südbrandenburg

Bioakustische Bewertung

Zur Aufnahme der Lautäußerungen durch S. B. fand ein digitaler Audiorecorder Zoom H2 Ver­wendung. Die Aufzeichnung erfolgte im unkom­primierten wav-Format mit 44,1 kHz und 16 bit. Archivierung und Auswertung des akustischen Belegmaterials fanden im Tierstimmenarchiv des ıseums für Naturkunde Berlin mit Hilfe des rogramms Avisoft SASLab Pro(Version 5.0.14) statt. Für alle Spektrogramme wurden einheitlich

;olgende Parameter gewählt: Sampling Rate- 22,05 kHz, FFT-Size- 512, Frame 50%, Window- Hamming, Overlap- 75%. Die Tonaufzeichnungen sind unter

vww.tierstimmenarchiv.de zu hören(Aufnahmen Phylloscopus_sibilatrix_DIG0143_22 bis Phyllo­scopus_sibilatrix_ DIG0143_30).

Jer für den Waldlaubsänger typische Triller ist

durch einen artuntypischen Endteil ersetzt. Dieser erinnert zwar vom Höreindruck an den Gesang des Berglaubsängers, weicht hinsichtlich seiner Struk­tur aber deutlich davon ab. Der Einleitungsteil entspricht einem Waldlaubsänger(Abb. 3). Hin­zu kommen die für diese Art charakteristischen düh-Reihen(Abb. 4). Vom akustischen Stand­punkt ist ein untypisch singender Waldlaubsänger

wahrscheinlich. Zum Vergleich werden typischer Gesang und Rufe des Waldlaubsängers in Abb. 5 und 6 abgebildet. Die Struktur des Gesanges eines Berglaubsängers zeigt Abb. 7.

Bemerkenswert ist der Umstand, dass der Vogel auf das Vorspiel von bonelli-Gesang heftiger rea­gierte als auf sibilatrix-Gesang und dabei auch ge­

fangen wurde. Diskussion

Auch aus methodischer Sicht ist das Vorkommen von Hybriden aus Wald- und Berglaubsänger am Arealrand zu beachten(Süpseck et al. 2005). Inten­siver Gesang, häufig vorgetragener Singflug und Schwirren am Ende der Brutzeit sprechen für den Status eines unverpaarten Männchens. Das hier vorgestellte Beispiel zeigt die Möglichkeit einer akustischen Verwechslung mit dem Berglaubsänger auch weitab von dessen geschlossenem Brutver­breitungsgebiet. Höreindrücke von Mischsängern oder vermuteten Hybriden aus Wald- und Berglaub­

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sänger sollten daher immer durch eine möglichst weitgehende Dokumentation des Gesamtbeleges untermauert werden. Gleichzeitig zeigt die Beobach­tung die prinzipielle Breite des Klangrepertoires des Waldlaubsängers in Brandenburg , der ansonsten eher einen stereotyp anmutenden Gesang vorträgt(CRAMP et al. 1992). Diese Autoren benennen u. a. den Ein­leitungsteil als wichtiges Unterscheidungskriterium für Berglaubsänger/Waldlaubsänger. Eine Analyse der gewonnenen Kiele des Kleingefieders erschien nach Mitteilung von Prof. Dr. Martens(Universität und methodischen Grün­

Mainz) aus technische den nicht sinnvoll.

Zusammenfassend kann nach mehrstündiger Beo­bachtung durch erfahrene Beobachter, Stimmen­analyse, Fotos sowie Fang und Beringung eingeschätzt werden, dass es sich bei dem hier dargestellten Vogel um einen Waldlaubsänger mit einer aberranten und für Brandenburg bislang offenbar nicht dokumen­tierten Gesangsform gehandelt hat.

Danksagung

Frau Simone Krüger, Annahütte, danken wir herz­lich für die Gestaltung des Manuskripts, Herrn Prof. Dr. Martens, Universität Mainz , ebenso für eine Auskunft.

Literatur

ASCHENBRENNER, L.(1966): Der Waldlaubsänger. ­NBB 368, A. Ziemsen-Verlag, Wittenberg .

Bauer, H.-G., E. BEzze.& W. FıeDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Sperlings­vögel. 2. Aufl., AULA-Verlag , Wiebelsheim. BERGMANN , H.-H., H.-W. Heiß& S. BAUMANN(2008): Die Stimmen der Vögel Europas.- AULA-Verlag, Wiebelsheim.

BezzeL, E.(1993): Kompendium der Vögel Mittel­europas. Singvögel.- AULA-Verlag, Wiesbaden . BREHME, ST.& H. MicHaeLIs(2006): Ungewöhnlicher Neststandort einer Brut des Buchfinken(Fringilla oelebs) am Senftenberger See .- Otis 14: 90-93. Cramp, St. et al.(Hrsg ., 1992): Handbook of the Birds of Europe, the Middle East and North Africa, Vol. 6.- Oxford Univ. Press.

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